Aktuelle Dermatologie 2015; 41(01/02): 7
DOI: 10.1055/s-0034-1389812
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das „Osnabrücker Modell“ – von der Blaupause zum „Verfahren Haut“ der DGUV

Osnabrueck Model – from Scratch to the Current „Dermal Intervention“ of the German Social Accident Insurance (DGUV)
S. M. John
,
C. Skudlik
Further Information

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Swen Malte John
Fachgebiet Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie
Instiut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück
Niedersächsisches Institut für Berufsdermatologie (NIB)
Sedanstr. 115
49060 Osnabrück

Publication History

Publication Date:
10 February 2015 (online)

 

    Die Berufsdermatologie hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufstieg genommen; wissenschaftliche Ansätze zu einer verbesserten Prävention sind mittlerweile sogar von der EU-Kommission als „Break through scientific developments“ eingeordnet worden. Letzteres hat dazu geführt, dass nun auf europäischer Ebene systematisch die Prävention von Berufsdermatosen beforscht werden soll. Einen wichtigen Impuls für die multidisziplinäre Versorgung von Menschen mit beruflichen Hauterkrankungen hat die Berufsdermatologie aus Osnabrück erfahren; dies verbindet sich mit dem Namen von Herrn Prof. Dr. Dr. Hans Joachim Schwanitz, der vor 10 Jahren im Alter von 51 Jahren überraschend verstorben ist. Seither hat die Osnabrücker Arbeitsgruppe versucht, sein Vermächtnis weiter umzusetzen, nämlich engagierte und wissenschaftlich begründete Berufsdermatologie zu betreiben.

    Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat die Prävention in der Hand des Dermatologen mit ergänzenden gesundheitspädagogischen Angeboten zum „Verfahren Haut“ weiterentwickelt. Damit sind Hauterkrankungen im Sinne der BK „Haut“ 5101 herausgehoben aus dem Kanon der übrigen beruflichen Erkrankungen, weil hier bereits im Vorfeld einer Berufskrankheit Leistungen zu Lasten der Unfallversicherung möglich werden. Jüngere Daten zeigen dabei, dass es gelingt, 80 % der Gemeldeten in dermatologische präventive Behandlungen beim Hautarzt vor Ort zu leiten, mit dem Ergebnis, dass sich relativ gesehen die Zahl der Berufsaufgaben bei Hauterkrankungen gegenüber 2009 mittlerweile halbiert hat. So effektiv ist dermatologische Prävention!

    Als wesentliches weiteres Standbein für die Berufsdermatologie entwickelt sich zurzeit der berufliche helle Hautkrebs. Zum 1. 1. 2015 wurde diesbezüglich eine neue Berufskrankheit in die Berufskrankheitenliste aufgenommen. Die neue Berufskrankheit BK 5103 lautet „Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung“. Durch die Aufnahme in die Berufskrankheitenliste wird der Arbeitsschutz für entsprechend beruflich Exponierte zukünftig wesentlich verbessert und die Versorgung bereits Erkrankter in dermatologischen Praxen und Kliniken durch die Zuständigkeit der Unfallversicherung für alle Erfordernisse einer konsequenten Nachsorge weiter optimiert werden können.

    Die jährliche Aktionswoche Haut & Job der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und des BVDD sowie der ABD und DKG versucht die Öffentlichkeit für die Leistungsfähigkeit dermatologischer Prävention zu sensibilisieren; waren Sie auch in diesem Jahr wieder dabei? Ihr Einsatz in den letzten Jahren hat die Zahlen der Meldungen bei der BK „Haut“ 5101 bereits um 30 % wachsen lassen! Mit 35 % aller Meldungen beruflicher Erkrankungen wird deutlich, welche Aufgabe der Dermatologie hier zukommt. Lassen Sie uns auf diesem Weg weitergehen!

    Bei der Bewältigung dieser Aufgaben können die Artikel zu dem Thema beruflicher Dermatitiden, also der BK „Haut“ Nr. 5101, in diesem Heft vielleicht hilfreich sein; besonderer Wert wurde auf eine Zusammenstellung von Informationsquellen gelegt. Die zentrale Botschaft bleibt aber: Man ist im Hautarztverfahren nicht auf sich selbst gestellt, sondern kann den Hautarztbericht als ideale Plattform nutzen, um alle die Leistungen anzuregen, die die Unfallversicherung für die Versorgung der Betroffenen neben dem im Zentrum stehenden ambulanten Heilverfahren beim behandelnden Dermatologen geschaffen hat – Recherchen am Arbeitsplatz durch den Präventionsdienst, multidisziplinäre Hautschutzseminare und modifiziertes stationäres Heilverfahren nach dem „Osnabrücker Modell“.


    Viel Freude an der Berufsdermatologie wünschen Ihnen


    Prof. Dr. med. Swen Malte John

    Prof. Dr. med. Christoph Skudlik


    #

    Prof. Dr. Swen Malte John

    Zoom Image

    Prof. Dr. Christoph Skudlik

    Zoom Image

    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. med. Swen Malte John
    Fachgebiet Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie
    Instiut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück
    Niedersächsisches Institut für Berufsdermatologie (NIB)
    Sedanstr. 115
    49060 Osnabrück


    Zoom Image
    Zoom Image