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DOI: 10.1055/s-0034-1392921
Arterielle Katheter – die unterschätzte Gefahr?
Publication History
Publication Date:
31 July 2015 (online)
Gefäßkatheterassoziierte Infektionen durch arterielle Katheter scheinen häufiger zu sein, als man denkt. Dies mag zum einen daran liegen, dass der diagnostische Fokus bei Verdacht auf „Plastiksepsis“ primär auf den zentralvenösen Zugängen liegt, und ein Teil der arteriellen Katheter nicht gleichermaßen untersucht, wohl aber in den meisten Fällen mit gewechselt wird. Eine Schlussfolgerung aus der vorliegenden Studie könnte daher eine Erweiterung des diagnostischen Algorithmus sein, wobei periphere Blutkulturen und Blutkulturen aus allen Lumen des ZVK und dem arteriellen Katheter mit Bestimmung der „time to positivity“ sowie das Einschicken der Katheterspitzen zentralvenöser und arterieller Katheter bei Infektionsverdacht die beste diagnostische Ausbeute bringen dürften. Studien zu infektionspräventiven Maßnahmen hinsichtlich des Einsatzes von Desinfektionsmitteln mit Remanenz zur Hautdesinfektion, imprägnierten Pflastern und zur Technik der nicht seltenen Blutentnahmen aus arteriellen Kathetern erscheinen besonders vielversprechend. Die in der Metaanalyse eingeschlossenen Studien zu chlorhexidinhaltigen Pflasterverbänden zeigten heterogene Ergebnisse. Während eine nicht komparative Studie eine Inzidenzdichte von 3,5/1000 Kathetertage beschrieb und damit deutlich über der gepoolten Inzidenzdichte liegt, ergaben 3 komparative Studien eine gepoolte relative Risikoreduktion in der Verumgruppe (RR = 0,35; 95 %-Konfidenzintervall 0,13 – 0,91; I2 = 0%). Eine Studie verglich den Einsatz von 70 %igem Isopropanolol versus 2 % Chlorhexidin bzw. PVP-Jod zur Hautdesinfektion bei Anlage und fand keinen statistisch signifikanten Unterschied, wobei der Vergleich eines Kombinationspräparates aus schnell wirkender Alkoholkomponente und einer Substanz mit Remanenz (z.B. Chlorhexidin oder Octenidin) gegenüber den herkömmlichen Hautdesinfektionsmitteln die interessantere Fragestellung gewesen wäre. Eine Vermeidung femoraler arterieller Katheter ist auf jeden Fall sinnvoll. Sind diese zwingend erforderlich (z.B. bei Spezialkathetern zur HZV-Messung), so erscheinen maximale Barrieremaßnahmen bei der Anlage analog dem Vorgehen beim ZVK empfehlenswert. Die in der Metaanalyse eingeschlossenen Studien untersuchten maximale Barrieremaßnahmen gegenüber dem alleinigen Tragen von sterilen Handschuhen leider nur bei peripheren arteriellen Kathetern (A. radialis und A. dorsalis pedis) und fanden hier keinen signifikanten Unterschied.