Pneumologie 2014; 68(10): 649
DOI: 10.1055/s-0034-1394340
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma bronchiale – Depression als Risikofaktor bei jungen Erwachsenen

Contributor(s):
Matthias Manych
Brunner WM et al.
Am J Respir Crit Care Med 2014;
9: 1044-1051
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 October 2014 (online)

 

Dass es zwischen Asthma und Depression einen Zusammenhang gibt, wurde mehrfach in Querschnittsstudien gezeigt. Die Frage, welche Erkrankung möglicherweise das Risiko für die jeweils andere erhöht, blieb bisher unbeantwortet. W. M. Brunner et al. haben bei jungen Erwachsenen diese Assoziation bidirektional untersucht, indem sie sowohl bestehende erhöhte Depressions-Symptome und das Auftreten von Asthma als auch bestehende Asthma-Erkrankungen und auftretende erhöhte Depressions-Symptome bestimmt haben.
Am J Respir Crit Care Med 2014; 9: 1044–1051

Die Grundlage dieser Untersuchung war die CARDIA-Studie (Coronary Artery Risk Developement in Young Adults), deren Teilnehmer zu Beginn der 25-jährigen Beobachtungsdauer zwischen 18 und 30 Jahre alt waren. Informationen zu Asthma- Erkrankungen wurden von den Teilnehmern in den Studienjahren 7 – 25 erfragt. Die Bestimmung von Depressions-Symptomen fand bei Untersuchungen in den Jahren 5, 10, 15, 20 und 25 anhand der CES-D-Skala (Center for Epidemiologic Studies Depression) statt. Dabei galten ≥ 16 Punkte auf der CES-D-Skala und/oder selbst berichtete Antidepressiva-Einnahmen als Kriterium für erhöhte Depressions-Symptome. Auftretende erhöhte Depressions-Symptome waren definiert als erstmaliger Bericht über eine Verstärkung dieser Symptome. In den Longitudinalanalysen wurden bestehende erhöhte Symptome als Marker für das Risiko, Asthma zu entwickeln, bestimmt, sowie geprüft, ob eine bestehende Asthma-Erkrankung ein Risikofaktor für das Auftreten einer Depression ist.

Depressive Patienten haben ein erhöhtes Asthma-Risiko

Bei 3614 Teilnehmern mit vollständigen Berichten über ihren Depressions-Status im Jahr 5 bestand zu diesem Zeitpunkt kein Asthma. Unter denjenigen mit erhöhten Depressions-Symptomen im Jahr 5 lag die Inzidenzrate für Asthma bei 9,4 pro 1000 Personenjahre; waren die Depressions-Symptome nicht erhöht, erreichte die Inzidenzrate 6,4 pro 1000 Personenjahre (p = 0,0003). Das relative Risiko für das Auftreten von Asthma bei erhöhtem Depressions-Status im Jahr 5 betrug 1,47. Unter Berücksichtigung von Kovariaten sank die Hazard Ratio auf 1,26.

Komplette Informationen zum Asthma-Status im Jahr 5 lagen von insgesamt 3016 Teilnehmern vor, die zu diesem Zeitpunkt nicht unter erhöhten Depressions-Symptomen litten. Hier erreichte die Inzidenzrate für das Auftreten von Symptomen 17,2 und 17,7 pro 1000 Personenjahre bei den Teilnehmern ohne Asthma im Jahr 5 (p = 0,83). Das relative Risiko für das Auftreten erhöhter Depressions-Symptome wurde mit 0,97 bestimmt bzw. mit 0,92 nach Kovariaten-Adjustierung.

Fazit

Diese Studie mit einer Nachbeobachtungszeit von 20 Jahren zeigt, dass bei Erwachsenen in jungen und mittleren Jahren bestehende chronische Depressions-Symptome mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Asthma verbunden sind. Dagegen ergaben sich keine Hinweise für ein erhöhtes Depressions- Risiko durch eine bestehende Asthma-Erkrankung.


#
#