Dialyse aktuell 2014; 18(08): 412
DOI: 10.1055/s-0034-1394350
Fachgesellschaften
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kontrastmittel induziertes akutes Nierenversagen bei der Koronarangiografie – Ist der transradiale Zugang die Lösung?

Contributor(s):
Thorsten Feldkamp
Cortese B, Sciahbasi A, Sebik R et al.
Comparison of risk of acute kidney injury after primary percutaneous coronary interventions with the transradial approach versus the transfemoral approach (from the PRIPITENA Urban Registry).

Am J Cardiol 01.07.2014; pii: S0002-9149(14)01357-5 [Epub ahead of print]
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Publication History

Publication Date:
05 November 2014 (online)

 
 

Quelle: Cortese B, Sciahbasi A, Sebik R et al. Comparison of risk of acute kidney injury after primary percutaneous coronary interventions with the transradial approach versus the transfemoral approach (from the PRIPITENA Urban Registry). Am J Cardiol 2014 Jul 1; pii: S0002-9149(14)01357-5 [Epub ahead of print]

Thema: Das Risiko eines Kontrastmittel (KM) induzierten akuten Nierenversagens (ANV) nach perkutaner transluminaler Koronarangiografie (PTCA) ist eine bedeutende Komplikation, da diese unabhängig von anderen Risikofaktoren zu einer Verschlechterung der Prognose führt [ 1 ]. Es existieren Daten, die andeuten, dass ein transradialer (TR) Zugang bei der PTCA zu einer Verringerung des KM-induzierten ANV führt, verglichen mit dem transfemoralen (TF) Zugang [ 2 ]. Deswegen untersuchte nun die Arbeitsgruppe um Bernardo Cortese das Auftreten eines KM-induzierten ANVs für die verschiedenen Zugangswege (TR vs. TF) im Rahmen einer PTCA bei Patienten mit akutem Herzinfarkt.

Projekt: Es wurden insgesamt 1330 Patienten in einer retrospektiven Analyse von 5 verschiedenen Zentren in Rom und Mailand (Italien) hinsichtlich des Auftretens eines KM-induzierten ANVs nach PTCA und akutem ST-Hebungs-Infarkt untersucht. Dabei wurden bei 836 Patienten der TR- und bei 494 der TF-Zugang gewählt. Aus dieser Stichprobe wurden mittels „propensity scores matchings“ jeweils 2 Gruppen (TR vs. TF) von 225 Patienten mit gleichen klinischen Charakteristika gebildet. Diese wurden hinsichtlich des primären Endpunkts Auftreten eines ANVs, definiert als Anstieg des Serum-Kreatinin-Werts um 25 % oder 0,5 mg/dl innerhalb von 72 h, untersucht. Sekundäre Endpunkte waren Stentthrombosen und Blutungen.

Ergebnisse: Der TR-Zugangsweg bei der PTCA war mit einer signifikant niedrigeren Rate an KM-induzierten ANV assoziiert als der TF-Zugang (8,4 % vs. 16,9 %; P = 0,007). Die Inzidenz von Stentthrombosen war nicht unterschiedlich in den beiden Gruppen, doch kam es zu signifikant weniger großen Blutungsereignissen, wenn der TR-Zugang bei der PTCA gewählt wurde.

Fazit: Die Studie zeigt, dass der transradiale Zugang bei Akut-PTCA nach akutem ST-Hebungs-Infarkt verglichen mit dem TF-Zugang mit einer Reduktion des KM-induzierten ANVs einhergeht.

Schlüsselwörter: akutes Nierenversagen – Kontrastmittel – ST-Hebungs-Infarkt – Koronarangiografie – atheroembolische Ereignisse

Kommentar

Das Ergebnis dieser Studie erscheint zunächst überraschend, da es doch eigentlich von untergeordneter Bedeutung sein muss, wie das schädigende Agens (KM) in die der Niere gelangt (über die A. radialis oder A. femoralis). Bedenkt man jedoch, dass ein Teil der Nierenschädigung im Rahmen der PTCA auch durch atheroembolische Ereignisse bedingt ist [1], wird der Befund der Studie plausibel. So kommt es im Rahmen des TF-Zugangs natürlich aufgrund der anatomischen Gegebenheiten eher zu einer Verschleppung von thrombotischem Material in die Nierenarterien als beim TR-Zugang. Zusätzlich könnte auch die Reduktion von großen Blutungsereignissen zu einer besseren hämodynamischen Stabilität beitragen und so auch die verminderte Nierenschädigung nach TR-Zugang bei der PTCA erklären. Insgesamt ist es deswegen günstiger, wenn möglich den TR-Zugang bei der PTCA zu bevorzugen, um so das Risiko einer Nierenschädigung zu verringern und die Prognose des Patienten zu verbessern.

Prof. Dr. Thorsten Feldkamp, Kiel

Literatur

1 Stratta P, Bozzola C, Quaglia M. Pitfall in nephrology: contrast nephropathy has to be differentiated from renal damage due to atheroembolic disease. J Nephrol 2012; 25: 282–289


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  • Literatur

  • 1 Narula A, Mehran R, Weisz G et al. Contrast-induced acute kidney injury after primary percutaneous coronary intervention: results from the HORIZONS-AMI substudy. Eur Heart J 2014; 35: 1533-1540
  • 2 Vuurmans T, Byrne J, Fretz E et al. Chronic kidney injury in patients after cardiac catheterisation or percutaneous coronary intervention: a comparison of radial and femoral approaches (from the British Columbia Cardiac and Renal Registries). Heart 2010; 96: 1538-1542

  • Literatur

  • 1 Narula A, Mehran R, Weisz G et al. Contrast-induced acute kidney injury after primary percutaneous coronary intervention: results from the HORIZONS-AMI substudy. Eur Heart J 2014; 35: 1533-1540
  • 2 Vuurmans T, Byrne J, Fretz E et al. Chronic kidney injury in patients after cardiac catheterisation or percutaneous coronary intervention: a comparison of radial and femoral approaches (from the British Columbia Cardiac and Renal Registries). Heart 2010; 96: 1538-1542