Onkologie – Kraft- und Ausdauertraining in der Reha
Onkologie – Kraft- und Ausdauertraining in der Reha
Kraft- und Ausdauertraining hat einen positiven Einfluss auf Menschen mit onko logischen
Erkrankungen. Es wirkt sich auf ihr psychologisches, physiologisches und soziales
Befinden aus und sollte die Grundlage der Rehabilitation bilden. Das fanden Forscher
um die Sportwissenschaftlerin Eva Maria Zopf am Institut für Kreislaufforschung und
Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln in einer Literaturstudie heraus.
Um evidenzbasierte Behandlungsempfehlungen für Menschen mit Krebserkrankungen aufstellen
zu können, analysierten die Forscher ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien.
Gegenstand der Arbeiten war ein Ausdauer- oder Krafttraining mit jeweils mehr als
20 Probanden, welche an Brust-, Prostata- oder Darmkrebs erkrankt waren. Aus den Daten
leiteten die Forscher ab, dass zur Eingangsdiagnostik eine Spiroergometrie (Atemgasmessung)
empfehlenswert ist, da sie die kardiorespiratorische Fitness am genauesten bestimmt.
Anschließend sollten die Therapeuten die Trainingsintensität durch einen dynamischen
Krafttest ermitteln. Aerobes Ausdauertraining erwies sich in der onkologischen Rehabilitation
als effektiv und kann in Form von Ergometertraining, Wandern, Nordic Walking, Laufen,
Schwimmen, Skilanglauf etc. mindestens dreimal pro Woche zum Einsatz kommen. Die Belastungsdauer
sollte 20 bis 30 Minuten betragen. Darüber hinaus hat sich dynamisches Krafttraining
an Kraftgeräten, mit freien Gewichten, Fitnessbändern oder dem eigenen Körpergewicht
in Form von Yoga oder Tai Chi bewährt. Das Krafttraining findet optimalerweise ein-
bis dreimal pro Woche statt und steigert sich progressiv.
Während die Evidenz vor allem für Frauen mit Brustkrebs und zunehmend auch für Männer
mit Prostatakrebs gut ist, ist die Datenlage beispielsweise für Darmkrebs noch unzureichend.
Um für die verschiedenen Krebserkrankungen und unterschiedlichen Behandlungsphasen
genauere Empfehlungen bezüglich optimaler Bewegungsformen und der Belastung geben
zu können, müssen weitere qualitativ hochwertige Studien folgen.
Kave
Rehabilitation 2014; 53: 2–7
Krebs und Sport – Forschung kommt in die Gänge
Krebs und Sport – Forschung kommt in die Gänge
Der Begriff „Krebs“ umfasst über 100 Krankheiten, und der Begriff „körperliche Aktivität“
ist nicht eindeutig definiert. Kein Wunder, dass sich die Wissenschaft schwertut,
die Zusammenhänge zu erforschen. Man hat aber erkannt, dass sich der psychische und
körperliche Zustand der Patienten durch eine Bewegungstherapie deutlich verbessern
kann. Wenig belastbaren Patienten, bei denen keine Kontraindikation für Sport vorliegt,
verhilft optimalerweise ein Intervalltraining zu wohl dosierter Bewegung.
GS
Dimeo FC. Effects of exercise on cancer-related fatigue. Cancer 2001: 1689–1693, Dimeo
FC. Körperliche Aktivität bei Patienten mit neoplastischen Erkrankungen. Dtsch Z Sportmed
2004; 4: 106–107
Schlaganfall – Die eigentliche Therapie beginnt im Alltag
Schlaganfall – Die eigentliche Therapie beginnt im Alltag
Nach einem Schlaganfall beschreiben die Betroffenen oftmals, dass die wirkliche Rehabilitation
erst zu Hause beginnt. Denn dort stoßen sie auf vielfältige Alltagsprobleme, die es
zu bewältigen gilt. Zudem berichten sie von einem Rückfall nach der Entlassung. Dies
fanden die drei Bachelorstudentinnen Marjam Miedema, Jorijn Meijer und Florien in‘t
Veld an der Hogeschool von Arnhem en Nijmegen in den Niederlanden heraus.
Die Studentinnen wollten erfahren, welche Faktoren einen physischen, kognitiven, sozialen
und/oder emotionalen Rückfall nach der Entlassung bei Menschen mit Schlaganfall hervorrufen.
Dazu führten sie sechs semistrukturierte Interviews mit Betroffenen (zwei Frauen,
vier Männer, die zwischen 45 und 65 Jahre alt waren). Darin erzählten die Teilnehmer,
dass sie nach der Entlassung einen Trauerprozess durchlebten. Sie mussten erkennen,
was passiert war, die Erkrankung akzeptieren und sich selbst und ihren Körper neu
kennenlernen. Sowohl die Klienten als auch ihre pflegenden Angehörigen mussten mit
dem Verlust von Funktionen, Selbstvertrauen, sozialen Kontakten, Rollen und Aufgaben
umgehen lernen. Motivation und Durchsetzungsvermögen nannten die Befragten als wichtige
Faktoren, die die Genesung fördern. Perfektionismus dagegen könne nachteilige Folgen
haben und zu Stress führen. Außerdem spielte für sie die Familie eine wichtige Rolle,
die sowohl emotionale als auch praktische Unterstützung biete. Kontakt zu anderen
Menschen mit einem Schlaganfall beschrieben sie als hilfreich. Die Umgebung begegnete
ihnen hingegen oftmals mit Unverständnis. Leicht dahergesagte Dinge wie „Mach das
doch mal so, dann klappt das schon“ halfen ihnen nicht im Trauerprozess. Als körperliche
Beschwerden nannten die Teilnehmer Ermüdungserscheinungen und Schwierigkeiten in der
Reizverarbeitung. Sie erschwerten den Alltag und waren ein möglicher Grund für einen
Rückfall. Darüber hinaus kann die stationäre Behandlung zu einer Verschlechterung
zu Hause führen. Die Klienten fühlten sich von Ärzten und Therapeuten oftmals nicht
richtig wertgeschätzt und bekamen nicht genügend Informationen bzw. nicht zum richtigen
Zeitpunkt. Das führte dazu, dass sie mit hohen und unrealistischen Erwartungen nach
Hause entlassen wurden. Ihre Emotionen bei der Entlassung reichten von Selbstmitleid,
Hoffnung, Langeweile und Trauer über Euphorie und Erleichterung bis hin zu Angst und
Unsicherheit. Oftmals sehen Klienten ihre Ankunft zu Hause als Konfrontation und erleben
die erste Zeit als Kampf gegen alles und jeden.
Anhand dieser Erkenntnisse empfehlen die Studentinnen, Klienten besser auf die Entlassung
vorzubereiten und sie auch danach weiter zu betreuen. Ergotherapeuten können Klienten
dabei unterstützen, sich selbst und ihre Grenzen zu Hause neu kennenzulernen. Sie
sollten Klienten dann über die Krankheit und deren Folgen informieren, wenn diese
dafür bereit sind. Das hilft ihnen dabei, realistischere Erwartungen für die Zeit
nach der Entlassung zu entwickeln und mit Müdigkeit und Reizüberflutung zu Hause besser
umzugehen.
Saja
WTvE 2014; 2: 35–43
Trauerprozess – 5 Phasen der seelischen Entwicklung
Trauerprozess – 5 Phasen der seelischen Entwicklung
Elisabeth Kübler-Ross beschreibt fünf Phasen bei schwerkranken Menschen:
-
Phase: Nichtwahrhabenwollen
-
Phase: Zorn
-
Phase: Verhandeln
-
Phase: Depression
-
Phase: Zustimmung
Schwerkranke Menschen durchlaufen diese Phasen nicht einfach der Reihe nach. Die Verweildauer
und die Reihenfolge variieren individuell. So kann auf die Zustimmung wieder eine
tiefe Depression oder Zorn folgen oder auch zeitgleich bestehen.
GS
Kübler-Ross E. Interviews mit Sterbenden. Stuttgart: Kreuz; 1971
Multiple Sklerose – Partizipation durch die soziale Umgebung
Multiple Sklerose – Partizipation durch die soziale Umgebung
Therapeuten, die die soziale Umgebung in die Therapie einbeziehen, unterstützen die
Partizipation von Klienten mit Multipler Sklerose (MS). Ganz im Gegensatz zu Therapeuten,
die ihre Intervention nur auf die Anpassung der physischen Umgebung richten. Dies
fanden die beiden Bachelorstudentinnen Marleen Koeman und Kirsten Schot an der Hogeschool
van Amsterdam in den Niederlanden in einer Literaturstudie (Scoping Review) heraus.
Die Studentinnen analysierten 23 Artikel und erkannten, dass das soziale Umfeld zwei
unterschiedliche Rollen hat: Es ist einerseits Empfänger der therapeutischen Unterstützung
und andererseits Unterstützer des Klienten. Es wurde deutlich, dass die Kommunikation
aller Beteiligten (Klient, Angehörige, Ärzte, Therapeuten) maßgeblich die Partizipation
der Klienten beeinflusst. Nur so können sie Ziele und Interventionen abstimmen und
Probleme besprechen. Mangelnde Kommunikation kann bei Klienten und ihrem Umfeld Stress
verursachen und zum Beispiel einen verringerten Nutzen von Hilfsmitteln nach sich
ziehen. Menschen mit MS finden es wichtig, dass ihr Umfeld in die Therapie einbezogen
wird, am besten so früh wie möglich. Zum Beispiel, wenn es um das Anschaffen von Hilfsmitteln
oder um Selbstmanagement geht. Das gemeinsame Üben von Fertigkeiten mit der sozialen
Umgebung erleben die Klienten als positiv. Zudem können Therapeuten Klienten und deren
Umgebung bei Übergangsprozessen im Krankheitsverlauf unterstützen, indem sie über
verschiedene Interventionsmöglichkeiten wie dem Energiemanagement informieren. Die
Rolle der Therapeutin besteht außerdem darin, zu signalisieren, wenn sie gesundheitliche
Probleme und Bedürfnisse wahrnimmt, die der Angehörige evtl. nicht zu äußern wagt.
So kann sie Stress und Überbelastung vorbeugen. Konkret kann es im Hinblick auf die
Partizipation in der Ergotherapie um das Erlernen von Problemlösungsstrategien und
den Umgang mit Ermüdungserscheinungen gehen.
Menschen mit MS empfinden es als sehr wertvoll und hilfreich für ihre Partizipation,
wenn ihre soziale Umgebung in die Therapie einbezogen ist. Aus den analysierten Studien
geht jedoch nicht hervor, wie das in der Praxis konkret aussehen kann. Diese Lücke
gilt es mit Best Practice zu füllen.
Saja
WTvE 2014; 2: 4–19
Soziale Umwelt – Familie, Freunde, Kollegen
Soziale Umwelt – Familie, Freunde, Kollegen
Zur sozialen Umwelt zählen im Model of Human Occupation (MOHO) Personengruppen und
Betätigungsformen, denen sich der Einzelne verschreibt. Viele Betätigungen finden
zusammen mit anderen Menschen in Gruppen statt; das können Familien, Freundeskreise,
Sportgruppen oder Kollegen sein. Jede dieser Gruppen entwickelt eine eigene Subkultur,
bietet den Mitgliedern Rollen an und beeinflusst das individuelle Rollenverhalten.
Scheepers C, Steding-Albrecht U, Jehn P. Ergotherapie – Vom Behandeln zum Handeln.
Stuttgart: Thieme; 2007