Aktuelle Dermatologie 2014; 40(12): 483
DOI: 10.1055/s-0034-1396386
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bakterielle Hautinfektionen – Wirksamkeit von Oritavancin und Vancomycin im Vergleich

Rezensent(en):
Dunja Voos
Corey GR et al.
N Engl J Med 2014;
370: 2180-2190
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Dezember 2014 (online)

 

Akute bakterielle Hautinfektionen sind oft mit mehrtägigen Krankenhausaufenthalten und immensen Kosten für das Gesundheitssystem verbunden. Häufig muss dabei der methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA) bekämpft werden. Die Wissenschaftler um G. R. Corey haben nun die Wirksamkeit zweier Wirkstoffe in der Behandlung verglichen.
N Eng J Med 2014; 370: 2180–2190

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Ein durch MRSA verursachter Abzess an der Hüfte eines Patienten. (© B. Coignard / J. Hageman / CDC)

Oritavancin ist ein Lipoglykopeptid-Antibiotikum mit einer konzentrationsabhängigen bakteriziden Aktivität gegen klinisch relevante gram-positive Keime. Da der Wirkstoff eine prolongierte terminale Halbwertszeit hat und unverändert mit dem Urin und dem Stuhl ausgeschieden wird, ist eine Dosisanpassung nach Alter oder renaler Funktion nicht notwendig. In 2 vorangegangenen Phase-III-Studien mit Oritavancin zeigten sich jedoch bei einer 1-mal täglichen Gabe über 3–7 Tage keine evidenten Effekte in der Behandlung akuter Hautinfektionen, einschließlich MRSA-Infektionen.

Die Wissenschaftler der Duke University in Durham, North Carolina / USA, haben in einer randomisierten, doppelblinden Studie die Wirksamkeit von Oritavancin und Vancomycin bei 954 Patienten verglichen. 475 wurden auf die Oritavancin- und 479 auf die Vancomycin-Gruppe randomisiert. Das mittlere Alter der Patienten betrug 45 Jahre; 8,9 % der Patienten waren mind. 65 Jahre alt. Die meisten Patienten waren männlich. Etwa 50 % der Patienten waren an einer Phlegmone erkrankt, 30 % wiesen einen Abszess auf und 20 % eine Wundinfektion. Das durchschnittliche Ausmaß des Infektionsareals betrug 248 cm² in der Oritavancin- und 225,6 cm² in der Vancomycin-Gruppe. Bei jeweils 60 % der Patienten der beiden Behandlungsgruppen konnten Keime isoliert werden. Bei 96 % dieser Patienten war ein gram-positiver Keim nachweisbar, wobei Staphylococcus aureus am häufigsten vorkam. MRSA wurde bei 204 Patienten festgestellt. Die Patienten erhielten 1-mal täglich 1200 mg Oritavancin intravenös bzw. 2-mal täglich Vancomycin über 7–10 Tage.

Von Beginn an gute Ergebnisse

Die Wissenschaftler untersuchten die Wunden 48–72 Stunden nach Beginn der Behandlung (frühe klinische Evaluation). Weitere Untersuchungen fanden direkt am Ende der Behandlung, also nach 7–10 Tagen statt. Wiederum 7–14 Tage nach dem letzten Tag der Therapie führten die Wissenschaftler eine Post-Therapie-Evaluation durch. 60 Tage später erfolgte eine weitere Untersuchung der Studienteilnehmer, um die Sicherheit des Medikamentes zu überprüfen.

Die Oritavancin- erwies sich als ebenso effektiv wie die Vancomycin-Therapie. Die Wissenschaftler stellten bei 86,9 % der Oritavancin- und 82,9 % der Vancomycin-Gruppe zum Zeitpunkt der frühen klinischen Evaluation eine Reduktion der Läsionsgröße von rund 20 % fest. In der Post-Therapie-Evaluation konnte eine klinische Heilung bei 79,6 % der Oritavancin- und 80 % der Vancomycin-Gruppe nachgewiesen werden. Auch im Nebenwirkungsprofil unterschieden sich die Medikamente kaum, allerdings kam es in der Oritavancin-Gruppe etwas häufiger zu Übelkeit.

Fazit

Zur Behandlung von Hautinfektionen, die durch gram-positive Bakterien verursacht werden, eignet sich Oritavancin ebenso wie Vancomycin. Der Vorteil der Oritavancin-Behandlung besteht darin, dass der Wirkstoff nur 1-mal täglich verabreicht werden muss und Dosisanpassungen an das Alter oder die renale Funktion nicht notwendig sind. Oritavancin und Vancomycin weisen ein ähnliches Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil auf.


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Ein durch MRSA verursachter Abzess an der Hüfte eines Patienten. (© B. Coignard / J. Hageman / CDC)