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DOI: 10.1055/s-0034-1397680
Der besondere Fall – Unklarer Befund bedeutet nicht immer Reizdarm
Publication History
Publication Date:
16 April 2015 (online)
Die Patientin, die sich zunächst zum Gespräch, später auch zur Sonografie des Abdomens vorstellte, wies alle Aspekte einer zu erwartenden frustranen Diagnostik auf. Sie hatte seit Jahren abdominelle Beschwerden und war bei verschiedenen Kollegen vielfältig untersucht worden. So waren Laboruntersuchungen, Sonografie und auch Koloskopien abgesehen von einer Divertikulose des Sigmas ergebnislos geblieben.
Wegen der Beschwerden wurde dann eine Sigmaresektion durchgeführt. Der Eingriff verlief komplikationslos. Nach dem Eingriff war die Patientin allerdings nie beschwerdefrei. Schmerzen bestanden weiterhin, wobei sich der Schmerzcharakter verändert hatte. Die Beschwerden waren jetzt mehr stechend und auch bewegungsabhängig.
Nach Durchsicht der Akten und nach der Anamnese lag die Verdachtsdiagnose eines Reizdarmsyndroms nahe, denkbar waren auch jetzt vorliegende Adhäsionen durch den vermutlich wenig sinnvollen chirurgischen Eingriff. Ohne große Überzeugung ließ ich mich zur Sonographie des Abdomens überreden, die dann überraschend im Unterbauch den in [Abb. 1 ]gezeigten Befund ergab.
Nach kurzem Überlegen war klar, dass es sich hier um einen Fremdkörper handeln musste, der nicht intraperitoneal sondern über der Faszie lag. Bis auf die Sigmaresektion konnte sich die Patientin an keinerlei Ereignisse erinnern, die den Fremdkörper in dieser Position erklären konnten. Die Patientin entschied sich zu einer chirurgischen Intervention. Der chirurgische Kollege befand die sonographische Bildgebung für nicht ausreichend. Er veranlasste ein CT des Abdomens, das keine Veränderung aufzeigen konnte.
Erst auf persönliches Bitten waren die chirurgischen Kollegen bereit dem Wunsch des Internisten nachzukommen. Umso größer war das Erstaunen, als dann intraoperativ eine abgerissene Redondrainage gefunden wurde, die direkt auf der Faszie saß.
Die Patientin war nach dem Eingriff zunächst beschwerdefrei, entwickelte aber im weiteren Verlauf erneut Beschwerden. Der Drainageschlauch dürfte folglich sicher nicht die einzige Erklärung für alle Beschwerden gewesen sein. Trotzdem zeigt der kleine Fall, dass man mit der Verdachtsdiagnose Reizdarm vorsichtig umgehen muss und immer wieder andere mögliche Ursachen ausschließen sollte.
Die Informationen des Berufsverbandes bieten eine Plattform für den Austausch unter Kollegen. Abgesehen davon, dass jedes bng-Mitglied aufgefordert ist, über Vorgänge aus dem Praxisalltag, die für andere Kollegen relevant sein könnten, an dieser Stelle zu berichten, können in der Rubrik „Der besondere Fall“ bemerkenswerte Kasuistiken dargestellt werden. Scheuen Sie sich nicht, über Interessantes oder auch Kurioses kurz zu berichten. Es werden keine langen Texte erwartet und Sie erhalten redaktionelle Unterstützung.