Aktuelle Dermatologie 2015; 41(01/02): 8
DOI: 10.1055/s-0035-1546374
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neurodermitis – Staphylococcus aureus schwächt die Immunantwort

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Publication Date:
10 February 2015 (online)

 

Eine Infektion mit S. aureus stört bei Neurodermitis die myeloisch-monozytären Zellen (Myeloid-Derived Suppressor Cells, MDSCs): Eine hohe Anzahl an S. aureus führt über einen Signalweg zur Bildung großer Mengen an MDSCs, wodurch hilfreiche Immunantworten unterdrückt werden. Das Team von Prof. T. Biedermann von der Klinik für Allergologie und Dermatologie am Klinikum rechts der Isar und der Universität Tübingen konnte im Tiermodell zeigen, wie Infektionen durch S. aureus den Krankheitsverlauf der Neurodermitis zusätzlich verschlechtern. Die Forschungsergebnisse wurden im November in der Fachzeitschrift Immunity veröffentlicht.

Abwehrstrategie lahmgelegt

Als Barriere für krankmachende Keime ist die Haut mit sog. Toll-like-Rezeptoren ausgestattet. Diese Rezeptoren erkennen Substanzen von Bakterien wie z. B. Oberflächenproteine und aktivieren daraufhin das Immunsystem. In ihren Experimenten beobachteten die Wissenschaftler, dass Zellwandproteine von S. aureus auf der Haut die Bildung von MDSCs über einen neuen Signalweg auslösten. Unter normalen Bedingungen regulieren MDSCs Immunantworten und Entzündungen, indem sie diese im richtigen Moment unterdrücken bzw. beenden. In den Experimenten führten die vielen Bakterienproteine von S. aureus auf der Haut aber zu einer übermäßigen Bildung von MDSCs – die Folge: auch hilfreiche Immunantworten in der Haut wurden unterdrückt. „Für den Kampf gegen die Erreger ist das eine sehr ungünstige Entwicklung. Die MDSCs unterdrücken schützende Abwehrstrategien in der Haut und verstärken so die Folgen der S. aureus-Infektion“, so Biedermann.

Neben dem Tiermodell untersuchten die Forscher auch 33 Patienten mit Neurodermitis und stellten fest, dass sie im Vergleich zu Gesunden erhöhte Mengen an MDSCs im Blut und in der Haut hatten. „Diese klinische Beobachtung bestätigt unsere Ergebnisse. Die MDSCs scheinen gerade bei Neurodermitis-Patienten in großen Mengen vorhanden zu sein und so die Immunantworten der Haut zu unterdrücken – mit negativen Folgen für den Krankheitsverlauf.“, erklärt Biedermann.

„Gerade schwer betroffene Patienten leiden sehr unter der chronischen Entzündung, dem Juckreiz und der Stigmatisierung durch die Umwelt. Eine frühzeitige und konsequente Behandlung der Patienten, die auch die Bakterien miteinschließt, ist sehr wichtig“, betont er. Mit seinem Team will er in nächsten Schritten untersuchen, wie Entzündungen durch MDSCs normalerweise beendet werden und dieses Wissen für neue Therapieansätze gegen entzündliche Hautkrankheiten wie Neurodermitis nutzen.

Nach einer Mitteilung der Technischen Universität München


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