Der Klinikarzt 2015; 44(02): 122
DOI: 10.1055/s-0035-1546779
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronische lymphatische Leukämie – MRD-Negativität im Fokus der Therapie

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 March 2015 (online)

 
 

Die Therapieziele bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) haben sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt – von alleiniger Palliation hin zu Komplettremission ohne minimale Resterkrankung (minimal residual disease, MRD). Das übergeordnete Therapieziel sei die vollständige Heilung, berichtete Prof. Clemens-Martin Wendtner, München. Diese sei wiederum über das Erreichen einer minimalen resterkrankungsfreien kompletten Remission möglich. MRD-Negativität bestehe dann, wenn weniger als eine CLL-Zelle pro 10 000 Leukozyten nachweisbar sei, erläuterte der Experte. MRD-Negativität ist ein unabhängiger Prognosemarker für ein längeres progressionsfreies Überleben (PFS) und für ein längeres Gesamtüberleben [ 1 ].

„Mit diesem relativ einfachen molekularen Tool können wir die Prognose eines Patienten abschätzen“, konstatierte Wendtner. In Kombination mit dem klinischen Ansprechen sei die MRD-Analyse akkurater als das alleinige klinische Ansprechen. Eine auf der letzten Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) präsentierte kombinierte Analyse der Studien CLL8 und CLL10 bestätigte, dass MRD-Negativität – unabhängig von der Therapie und vom klinischen Ansprechen – mit einem längeren progressionsfreien und Gesamtüberleben assoziiert ist [ 2 ].

MRD-Status zur Therapiesteuerung?

Für die Erstlinientherapie von Patienten mit CLL, die aufgrund von Komorbiditäten keine vollständige Dosis von Fludarabin erhalten können, steht mit dem Typ-II-Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab (Gazyvaro®) in Kombination mit Chlorambucil ein neuer Therapiestandard zur Verfügung. Unter der Kombinationstherapie entwickelt ein hoher Anteil von CLL-Patienten einen negativen MRD-Status, so Wendtner. Obinutuzumab bindet an das CD20-Antigen auf der Oberfläche von Lymphomzellen und induziert den direkten Zelltod. In der Zulassungsstudie CLL11 führte Obinutuzumab/Chlorambucil zu einer hochsignifikanten Verbesserung des PFS gegenüber zu Rituximab (MabThera®)/Chlorambucil, dem bisherigen Therapiestandard für CLL (26,7 versus 15,2 Monate) [ 3 ]. Die mit Obinutuzumab/Chlorambucil behandelten Patienten erzielten im Vergleich zu Rituximab/Chlorambucil eine 10-fach höhere Rate an MRD-Negativität (37,7 % versus 3,3 %; p < 0,001) [3]. Künftig könnte der MRD-Status auch zur Therapiesteuerung – insbesondere einer Erhaltungstherapie – verwendet werden, so Wendtner. Das könne wiederum zur Einsparung von Ressourcen und Toxizität beitragen.

Abdol A. Ameri, Weidenstetten

Quelle: Post-ASH-Pressegespräch:
„Entscheidende Therapieverbesserungen für Lymphom-Patienten“ am 14. Januar 2015 in Frankfurt. Veranstalter: Roche Pharma.


#
#