Aktuelle Dermatologie 2015; 41(06): 216-217
DOI: 10.1055/s-0035-1547124
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Korrespondenzadresse

Dr. med. Tobias Plaza
Haut- und Allergie-Zentrum Brunnehof
Oberlandstrasse 100
8610 Uster
Schweiz   

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Juni 2015 (online)

 

    Kutane und systemische Borreliose.
    Pathogenese – Diagnose – Therapie

    Kurzkommentar zu Seite 234

    Basistherapie des chronischen Handekzems mit Betulin-Emulsionen
    Kurzkommentar zu Seite 242

    Kutane und systemische Borreliose.
    Pathogenese – Diagnose – Therapie

    Kurzkommentar zu Seite 234

    Die Borreliose als häufigste durch Arthropoden übertragene Erkrankung in der nördlichen Hemisphäre hat wegen ihrer Manifestationsformen an der Haut einen wichtigen Stellenwert im dermatologischen Praxisalltag. So werden Patienten, die kein eindeutiges Erythema migrans haben, doch meist vom Allgemeinpraktiker an den Dermatologen weiterüberwiesen und die durch Spirochäten im Allgemeinen verursachten Erkrankungen sollten zu unseren Kernkompetenzen gehören.

    Daher haben praxisrelevante Publikationen zur Borreliose oder auch zur Syphillis meiner Meinung nach einen hohen Stellenwert in der Fachliteratur.

    Die Autoren haben in dieser aktuellen Übersichtsarbeit die verschiedenen klinischen Bilder der Borrelieninfektion vom klassischen Erythema migrans über die Acrodermatitis chronica atrophicans bis hin zu Borrelien-assoziierten Dermatosen wie beispielsweise dem Lichen sclerosus, der Morphea oder des kutanen B-Zell-Lymphoms systematisch abgearbeitet. Dabei gehen sie ausführlich und gut verständlich auf die Pathophysiologie der Spirochäten sowie die verschiedenen Erkrankungsstadien der Borreliose ein. Anhand der aktuellen Literatur zeigen die Autoren verschiedene Hypothesen zur Beteiligung der Borrelien an der Pathogenese anderer Erkrankungen wie beispielsweise des Lichen sclerosus oder des B-Zell-Lymphoms auf.

    Im Weiteren werden die diagnostischen Schwierigkeiten bei der Interpretation der Borrelienserologie erörtert und der Stellenwert der PCR sowie der Immunhistologie werden diskutiert. Die Therapie der Borreliose ist gemäß der aktuellen Leitlinien angepasst an das Stadium der Erkrankung in einer sehr übersichtlichen Tabelle dargestellt und es wird dabei auch auf für den Praxisalltag wichtige Sonderfälle wie Schwangerschaft, Stillzeit und Kindesalter eingegangen.

    Beim Lesen der Arbeit wurde mir persönlich wieder in Erinnerung gerufen, wie vielfältig das klinische Bild der Borreliose bzw. der Borrelien-assoziierten Erkrankungen ist und in welchen Fällen der kausale Zusammenhang zur Borrelieninfektion mittels Serologie und Borrelien-PCR im histologischen Präparat ausgeschlossen werden sollte.

    Basistherapie des chronischen Handekzems mit Betulin-Emulsionen

    Kurzkommentar zu Seite 242

    Das chronische Handekzem stellt eine sehr große Herausforderung im dermatologischen Praxisalltag dar. Insbesondere das schwierige Therapiemanagement nach Ausschluss kausaler Ursachen wie beispielsweise Kontaktallergien und die Einschränkung der betroffenen Patienten im Arbeitsalltag und Privatleben bei fehlendem Ansprechen auf die Therapie führen immer wieder zu einer unbefriedigenden Situation für Arzt und Patient. Daher ist es von großer Bedeutung, immer neue Basistherapeutika für die Erkrankung zu finden.

    Die Autoren haben an 199 Patienten die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Betulin-Emulsion geprüft. Dabei zeigte sich ein deutlicher Rückgang der Sebostase unter der Anwendung der Präparate alleine oder in Kombination mit Kortikosteroiden und Lichttherapie. Leider wurde die Betulin-Emulsion nicht mit einer Betulin-freien W/O-Emulsion verglichen, was die bessere Wirksamkeit des Triterpentrockenextrakts der weißen Birkenrinde gegenüber einem Betulin-freien Produkt hätte aufzeigen können.

    Die Autoren diskutieren den positiven Effekt der Betulin-Emulsion unter stationären Bedingungen dennoch kritisch, sodass man als Leser zu dem Schluss kommt, dass ein gut rückfettender und auch anti-inflammatorischer Effekt besteht.

    Bezüglich des allergologischen Potenzials berichten die Autoren von lediglich einer Kasuistik mit Kontaktallergie auf Betulin in der von ihnen recherchierten Literatur bei guter Verträglichkeit im Rahmen der Anwendungsbeobachtung. Ich persönlich finde es besonders wichtig, dass es wohl keine Kreuzreaktionen bei Birkenpollenallergikern bzw. auch kein Sensibilisierungspotenzial auf Birkenpollen durch Betulin-Kontakt gibt, insbesondere wo die Sensibilisierung auf Soforttypallergene über den Hautkontakt in der aktuellen Literatur heiß diskutiert wird.

    Die Ergebnisse der Arbeit zeigen auf jeden Fall, dass Betulin-Emulsionen eine mögliche Alternative zur Basispflege und im Steroid-freien Intervall bei Patienten mit chronischem Handekzem sind.


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    Dr. med. Tobias Plaza
    Haut- und Allergie-Zentrum Brunnehof
    Oberlandstrasse 100
    8610 Uster
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