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DOI: 10.1055/s-0035-1549467
COPD – Was sagen Urinwerte über das Lungenkrebsrisiko aus?
Publication History
Publication Date:
08 April 2015 (online)
Harnsäure ist ein besonders häufiges Serummolekül mit antioxidativer Wirkung. Ob es eine Assoziation zwischen
dem Serum-Harnsäurespiegel und der Inzidenz von Lungenerkrankungen gibt, hat nun das Forscherteam um
L. J. Horsvall aus London näher untersucht.
Thorax 2014; 69: 1021–1026
Für Erkrankungen wie Parkinson oder Multiple Sklerose haben Beobachtungsstudien bereits eine negative Assoziation von Harnsäurespiegeln und Erkrankungshäufigkeit gezeigt. Um dies auch für Lungenerkrankungen zu untersuchen, haben die Wissenschaftler Daten einer Kohorte von Personen im Alter von 30 bis 100 Jahren mit Harnsäurebestimmungen aus den Jahren 2000–2012 aus der britischen Health-Improvement-Network-Datebank zur primärärztlichen Versorgung genutzt. Neudiagnosen einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) oder eines Lungenkarzinoms ermittelten sie anhand der entsprechenden diagnostischen Codes in den Patientenakten. Die mediane Beobachtungszeit nach der ersten Harnsäurebestimmung lag bei 5 Jahren, Patienten mit erhöhten Harnsäurewerten aufgrund einer Nierenerkrankung wurden ausgeschlossen. Die initiale Kohorte umfasste 205 484 Personen, davon 52 % Männer.
Auswirkungen des Rauchstatus
In 1 002 496 Personenjahren (PJ) wies die Datenbank 3901 COPD-Neudiagnosen und 1015 neu aufgetretene Fälle eines Lungenkarzinoms auf. Die Inzidenz beider Erkrankungen zeigte zunächst einen Trend hin zur höheren Inzidenz bei höheren Harnsäurespiegeln. Nach Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren war aber jeder Anstieg des Harnsäurespiegels um 100 μmol/l mit einer nicht signifikanten Abnahme der Inzidenz von COPD um 2 % und des Lungenkarzinoms um 5 % assoziiert.
Bezog man den Rauchstatus in die Auswertung mit ein, wurden einige Assoziationen statistisch signifikant: In der Gruppe der aktuellen Raucher zeigte sich eine klare negative Assoziation zwischen Harnsäurespiegel und den untersuchten Lungenerkrankungen, nicht aber in der Gruppe der Ex- oder Nichtraucher. Bei den Rauchern verringerte sich die Inzidenzrate rechnerisch pro 100 μmol/l Harnsäure mehr im Serum um 28 %. Bei einem Konsum von 20 Zigaretten und mehr pro Tag lag die errechnete Krebsinzidenzrate im niedrigsten Harnsäurespiegel-Quartil (100 – 250 mol/l) bei 97 und im höchsten Quartil (438 – 700 μmol/l) bei 28 pro 10 000 PJ.
Niedrige Harnsäurespiegel im Serum sind nach Berücksichtigung andere Einflussfaktoren bei aktiven Rauchern mit einer erhöhten Inzidenz von COPD und Lungenkrebs assoziiert. Ein kausaler Zusammenhang ist damit aber noch nicht belegt. Ob diese Befunde wirklich einen klinischen Nutzen haben, müsse weiter untersucht werden, so die Autoren.
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