Einleitung
Hautprobleme an den Pfoten sind für Besitzer wie Tierarzt unschwer festzustellen. Trotzdem gilt es, nicht nur
die offensichtlich veränderten Bereiche anzuschauen und sofort eine Behandlung einzuleiten, sondern eine
komplette klinische und dermatologische Untersuchung durchzuführen. Schließlich manifestieren sich die
wenigsten (Haut-)Erkrankungen nur im Bereich der distalen Gliedmaßen. Art und Verteilungsmuster weiterer
Veränderungen, die erfahrungsgemäß vom Besitzer noch nicht bemerkt wurden, sowie weitere extrakutane Symptome
helfen bei der Diagnose der Ursache erheblich. Auch auf die Informationen aus Signalement und Anamnese sollte
nicht verzichtet werden.
Last but not least gilt es gerade bei den Pfoten genau hinzuschauen: Sind der verhornte Ballen, die Krallen,
die Interdigitalhaut oder Kombinationen hieraus betroffen? Je nach Art und Lokalisation der Veränderungen
an der Pfote kann die Liste möglicher Differenzialdiagnosen weiter eingeengt werden. Unnötige weiterführende
Untersuchungen können somit vermieden werden.
Interdigitale Haut
Hautveränderungen im Bereich der interdigitalen Haut sind oft entzündlicher Natur und mit Pruritus
verbunden. Dieser äußert sich in intensivem Belecken der Pfoten und daraus resultierend bei hellen Hunden
eventuell in einer rostbraunen Verfärbung der Haare. Allerdings verbinden gerade die Besitzer kleiner Hunde das
Belecken der Pfoten häufig nicht mit Juckreiz. Stattdessen interpretieren sie es als Zeichen besonderer
Reinlichkeit („er putzt sich wie eine Katze“). Fragt man anamnestisch nur nach Juckreiz an den Pfoten, wird er
in diesen Fällen verneint und die weitere Diagnostik womöglich in eine falsche Richtung gelenkt.
Demodikose
Bei allen Pododermatitiden sollten Untersuchungen tiefer Hautgeschabsel und evtl. Trichogramme vor allen
weiteren Untersuchungen stehen. Wird eine Demodikose diagnostiziert (▶
Abb.
[1, ]
▶
Abb.
[2], ▶
Abb.
[3]), schließt sich die Frage nach der Ursache an:
Abb. 1 Furunkulose bei einem West Highland White Terrier, der wegen seiner Allergie bereits Jahre
mit Prednisolon therapiert wurde. Nach anfänglichem guten Ansprechen zeigt diese Therapie mittlerweile
keinen Erfolg mehr. Die 1. Differenzialdiagnose ist eine iatrogene Demodikose mit bakterieller
Sekundärinfektion.
Abb. 2 Abklatschzytologie des Patienten von ▶
Abb.
[1
] Eine im Diff-Quick® nicht angefärbte Larve von Demodex canis (Pfeil) ist bereits im
Abklatschpräparat inmitten einer eitrigen Entzündung zu sehen.
Abb. 3 Chronisch-entzündliche Veränderungen (Alopezie, Lichenifikation, Hyperpigmentierung) bei
einem alten West Highland White Terrier mit sekundär bakteriell infizierter Pododemodikose. Eine exogene
Immunsuppression erfolgte nicht. Als Ursache der endogenen Immunsuppression wurde 6 Monate nach Auftreten
erster Hautveränderungen ein maligner Nierentumor diagnostiziert.
-
exogene Immunsuppression beispielsweise durch Kortikoidtherapie bei einem Hund mit atopischer
Dermatitis
-
endogene Immunsuppression bei einem mittelalten Hund infolge einer Neoplasie oder einer schweren
metabolischen Veränderung
-
generalisierte hereditäre Demodikose beim jungen Hund
Oberflächliche Sekundärinfektionen
Bei oberflächlichen Entzündungen, die auch nässend sein können und vielfach das Krallenbett mitbetreffen,
sind in den meisten Fällen Sekundärinfektionenmit Bakterien (i. d. R. Kokken) und/oder Malassezien
(▶
Abb.
[4])zu finden. Diese sind in der Abklatschzytologie
unschwer nachzuweisen (▶
Abb.
[5]). Neben der gezielten
Therapie über mindestens 3 Wochen gilt es zu definieren, ob der Patient unter primärem Juckreiz (i. d. R.
Allergien) oder sekundärem Juckreiz, z. B. durch Hypothyreose oder Demodikose, leidet. Auch hier sind andere
Lokalisationen mit Art und Verteilungsmuster der Hautveränderungen (▶
Tab.
[1]) sowie weitere extrakutane Symptome, z. B. bei Hypothyreose und
Futterunverträglichkeit/-allergie, bei der Suche nach der Primärerkrankung hilfreich.
Tab. 1 Ausgewählte Veränderungen der interdigitalen Haut.
Primärerkrankung
|
weitere Lokalisationen
|
Diagnostik
|
Kontagiosität
|
Bemerkungen
|
Demodikose
|
überall, wo Haarfollikel sind (nicht Schleimhäute, Nasenspiegel, Ballen)
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Oft nach anamnestischer Therapie mit Kortikosteroiden (Allergiebehandlung) oder Immunsuppressiva.
Erste DD bei allen Pododermatitiden.
|
Malassezien-Dermatitis
|
häufig Gesicht, Ohren, Rutenunterseite, Hautfalten, oft mit (Malassezien-)Otitis
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Häufig sekundär bei Allergien und evtl. Keratinisierungsstörungen.
Unbedingt gezielt therapieren und Primärerkrankung suchen.
|
oberflächliche bakterielle Entzündung
|
wie bei Malassezien-Dermatitis
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Nicht selten zusammen mit Malassezien-Dermatitis als Sekundärinfektion.
|
Furunkulose/Zellulitis (tiefe bakterielle Entzündung)
|
je nach Ursache wie die oberflächliche bakterielle Entzündung oder auch als lokalisierte tiefe
Entzündung nur an den Pfoten
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Häufig aus immunsuppressiv therapierter, oberflächlicher bakterieller Entzündung entstanden.
Eine Demodikose muss unbedingt abgeklärt werden.
Als interdigitale Furunkulose oft bei Allergien und Hypothyreose.
|
sterile interdigitale Granulome
|
–
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Immunsuppressive oder -modulatorische Therapie erst nach Ausschluss einer infektiösen
Ursache/Demodikose.
|
Neoplasien (Mastzelltumor, Histiozytom, Spindelzelltumor…)
|
je nach Neoplasie
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Therapie je nach Neoplasie (exspektativ, Chirurgie, Radiotherapie, Chemotherapie…).
|
DD: Differenzialdiagnosen, FNA: Feinnadelaspiration
|
Abb. 4 Haarverlust infolge einer Selbsttraumatisierung sowie oberflächliche Entzündung der
Interdigitalhaut bei einem Boxer mit atopischer Dermatitis. Zytologisch wurden Malassezien nach- gewiesen
(▶
Abb.
[5]). Die Krallen sind unverändert.
Abb. 5 Malassezien in der Abklatschzytologie beim Patienten von ▶
Abb.
[4] (Färbung: Diff-Quick®).
Tiefe bakterielle Infektionen
Tiefe bakterielle Infektionen der Haut entstehen häufig aus einer oberflächlichen Entzündung, die
immunsuppressiv therapiert wurde (Anamnese), oder einer gravierenden endogenen Immunsuppression.
Bei tiefen bakteriellen Infektionen sollte zunächst eine Demodikose als Ursache abgeklärt werden.
Die Demodexmilben sind nicht selten bereits in der zytologischen Abklatschprobe zu sehen (▶
Abb.
[2]).
Tiefe bakterielle Infektionen haben prinzipiell die gleichen möglichen Primärursachen wie die oberflächlichen
Sekundärinfektionen, die abgeklärt werden sollten. Doch sind hier i. d. R. noch weitere Bakterien beteiligt,
vorwiegend kleine Stäbchen (Pseudomonasspp.,Proteusspp., koliforme Keime), die einer intensiven
Therapie bedürfen. Neben der angesprochenen zytologischen Untersuchung sollte unbedingt eine kulturelle
Untersuchung mit Resistenztest erfolgen. Es sollte eine gezielte Therapie der bakteriellen Infektion sowie
der Primärursache eingeleitet werden.
Interdigitale Furunkulose
Die interdigitale Furunkulose als lokalisierte tiefe bakterielle Infektion (▶
Abb.
[6]) wird regelmäßig bei Allergien (v. a. Futterunverträglichkeit/-allergie) und
bei Hypothyreose gesehen. Sie hat aber wie alle tiefen Pyodermien zahlreiche mögliche Primärerkrankungen. Für
sie gilt prinzipiell das bereits Gesagte.
Abb. 6 Interdigitale Furunkulose bei einem Basset mit Futterunverträglichkeit/-allergie.
Interdigitale Granulome
Die Bildung primär steriler interdigitaler Granulome ist von der interdigitalen Furunkulose abzugrenzen. Die
Granulome persistieren nicht selten nach abgeheilter interdigitaler Furunkulose als immunvermittelte Reaktion
auf Reste von Haarfollikelteilen, freie Fettsäuren, Cholesterol etc. Sie werden dann immunmodulatorisch oder
im Einzelfall auch immunsuppressiv therapiert. Ehe aber eine derartige lokale oder systemische Behandlung
eingeleitet wird, müssen natürlich infektiöse Ursachen und eine Demodikose mit entsprechenden diagnostischen
Verfahren ausgeschlossen sein. Dies ist mithilfe tiefer Hautgeschabsel, Trichogramm, histopathologischer und
kultureller Untersuchungen steril entnommener Biopsien möglich.
Neoplasien
Auch Neoplasien wie Mastzelltumoren (▶
Abb.
[7], ▶
Abb.
[8]) oder Histiozytome können im Interdigitalbereich auftreten. Sie
sind aber i. d. R. solitär und können mittels Zytologie und/oder Biopsie unschwer diagnostiziert werden.
Abb. 7 Ulzerierter interdigitaler Mastzelltumor bei einem Dobermann (Differenzialdiagnose:
interdigitale Furunkulose).
Abb. 8 Zytologie des Patienten von ▶
Abb.
[7]:
Mastzelltumor: Mastzellen und einige eosinophile Granulozyten.
Ballen
Hyperkeratotische Veränderungen
Im Bereich der Ballen werden häufig hyperkeratotische Veränderungen festgestellt. Für sie kommen insbesondere
folgende Ursachen infrage:
-
Pemphigus foliaceus
-
hereditäre Hyperkeratose bei entsprechend prädisponierten Rassen (v. a. bei Bordeauxdogge, Kromfohrländer
und Irish Terrier)
-
Zink-reaktive Dermatose (Siberian Husky, Alaskan Malamute)
-
Leishmaniose (bei entsprechender Anamnese)
Prädilektionsstellen beim Pemphigus foliaceus (▶
Abb.
[9]) sind insbesondere Nasenrücken, eventuell Nasenspiegel, Lidbereich und die Innenseite der Pinnae, wo
Pusteln mit den charakteristischen akantholytischen Zellen sowie dicke Krusten zu finden sind. Seltener ist
der Inguinalbereich betroffen. Die Zink-reaktive Dermatose äußert sich zusätzlich in krustösen
Veränderungen vorwiegend im Bereich der mukokutanen Übergänge, der Pinnae sowie über Druckpunkten (v. a.
Ellenbogen, Sprunggelenk). Bei der familiären hereditären Hyperkeratose sind hingegen ausschließlich
die Ballen betroffen, oft nur einzelne Ballen (▶
Abb.
[10]).
Die Leishmaniose kann sich in zahlreichen kutanen und extrakutanen Symptomen äußern, unter anderem in
einer Hyperkeratose der Ballen, häufig in Kombination mit beschleunigtem Krallenwachstum (▶
Abb.
[11]).
Abb. 9 Hyperkeratose der Ballen bei einem Mischling mit Pemphigus foliaceus.
Abb. 10 Familiäre digitale Hyperkeratose bei einer 9 Monate alten Bordeauxdogge. Zu beachten sind
die unterschiedlich stark veränderten Ballen an derselben Pfote.
Abb. 11 Beschleunigtes Krallenwachstum und Hyperkeratose der Ballen bei einem Mischling mit
Leishmaniose.
Hepatokutanes Syndrom
Das hepatokutane Syndrom (metabolische epidermale Nekrose) führt ebenfalls zu hochgradigen krustösen,
fistelnden sowie hochschmerzhaften Ballen mit tiefen Fissuren. Diese bieten Anlass für oft wechselnde
Lahmheiten (▶
Abb.
[12]).
Abb. 12 Hyperkeratose und tiefe Fissuren bei einem West Highland White Terrier mit hepatokutanem
Syndrom und hochgradiger Lahmheit, Anorexie und hochgradigen Allgemeinstörungen.
Diese Erkrankung trifft vorwiegend bei mittelalten und alten Hunden auf, bei denen oft bereits Arthrosen
diagnostiziert wurden. Diese werden zunächst für die Bewegungsstörungen verantwortlich gemacht. Weitere
krustöse, erosive bis ulzerative Hautveränderungen finden sich vor allem im Bereich der mukokutanen Übergänge
und über Druckpunkten. Begleitet werden sie von meist hochgradigen Allgemeinstörungen, die häufig
bereits den Hautveränderungen vorausgehen.
Das hepatokutane Syndrom ist in der Regel mit schweren Lebererkrankungen/Leberzirrhose assoziiert, seltener
mit Pankreastumoren oder Diabetes mellitus.
Die Diagnose kann mithilfe folgender Untersuchungen unschwer gesichert werden:
-
Biochemie (erhöhte Transaminasen, erniedrigtes Gesamteiweiß und erniedrigte Aminosäuren)
-
abdominale Sonografie („Schweizer-Käse“-Veränderungen der Leber bzw. Pankreastumor)
-
charakteristische histopathologische Befunde von Hautbiopsien („umgekehrte französische Flagge“)
Vaskulitiden
Vaskulitiden führen über Entzündungen im Bereich kleiner Gefäße und eine Ischämie der nachgeordneten
Gewebsbereiche im Bereich der Ballen klinisch zu meist multiplen, wie ausgestanzt wirkenden Veränderungen. Bei
der kutanen Vaskulitis des Jack Russel Terriers sind auch andere charakteristische Bereiche wie
Gesicht, Nasenspiegel, Ohrränder und Krallen betroffen (▶
Abb.
[13]).
Abb. 13 Jack Russel Terrier mit kutaner Vaskulitis: Die ischämischen und scharf demarkierten
Veränderungen im Gesichtsbereich (Planum nasale, a, b), an den Ohrrändern/-spitzen (c)
sowie an den Ballen (d) und einer Kralle (d, e) sind sehr gut zu erkennen.
Bei einer immunvermittelten Vaskulitis infolge einer Leishmaniose, einer familiären Dermatomyositis
oder eines systemischen Lupus erythematodes (SLE) sind neben den geschilderten übrigen Lokalisationen andere
Organsysteme mitbetroffen. Dies erleichert die Diagnose (▶
Tab.
[2]).
Tab. 2 Ausgewählte Veränderungen der Ballen.
Primärerkrankung
|
weitere Lokalisationen
|
Diagnostik
|
Kontagiosität
|
Bemerkungen
|
Pemphigus foliaceus
|
Gesicht (Nasenrücken, Nasenspiegel, Lider), Innenseite der Pinnae, evtl. Inguinalbereich
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Neben den spontanen gibt es auch Arzneimittel-assoziierte (Anamnese) und selten paraneoplastische
Formen (Allgemeinuntersuchung, bildgebende Diagnostik).
|
hereditäre Hyperkeratose
|
–
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Genetisch bedingt.
Derzeit nicht heilbar (entsprechende Beratung des Besitzers).
|
Zink-reaktive Dermatose
|
mukokutane Übergänge, Druckpunkte
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Messung des Zinkspiegels im Blut oft nicht diagnostisch.
Unbedingt nach anderen Ursachen für eine verminderte enterale Zinkresorption suchen.
|
hepatokutanes Syndrom
|
mukokutane Übergänge, Druckpunkte
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Häufig tiefe Fissuren, hochschmerzhafte Pfoten.
Meist mit wechselnder Lahmheit und hochgradigen Allgemeinstörungen.
|
Vaskulitis
|
je nach Ursache rein kutan (kutane Vaskulitis des Jack Russel Terriers: Nasenspiegel, Ohrrand und
-spitze, Rutenspitze, Krallen, evtl. Gaumen) oder mit Symptomen anderer Organsysteme (Leishmaniose,
SLE, Dermatomyositis)
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Klinische Veränderungen infolge Ischämie sind charakteristisch (runde, wie ausgestanzt wirkende
Defekte).
Die Histopathologie kann i. d. R. den Auslöser nicht sicher differenzieren.
Bei SLE und Leishmaniose weitere kutane und extrakutane Symptome.
Bei Dermatomyositis evtl. muskuläre Symptome (Megaösophagus, Bewegungsstörungen).
|
„Split Paw Pad Disease“
|
–
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Meist assoziiert mit Lahmheit unterschiedlichen Grades.
Symptomatische Therapie (Entfernen des abgelösten Hornes, Verbände, Analgetika, ggf. Therapie von
Sekundärinfektionen).
Präventiv: Pfotenschuhen.
|
DD: Differenzialdiagnosen, SLE: systemischer Lupus erythematodes
|
„Split Paw Pad Disease“
Bei der zumindest selten diagnostizierten „Split Paw Pad Disease“ kommt es zu Ablösungen des Ballenhorns mit
anschließenden Sekundärinfektionen und Schmerzen. Betroffen sind vorwiegend junge adulte Hunde verschiedener
Rassen, bei denen sukzessive mehrere Ballen an unterschiedlichen Gliedmaßen die genannten Veränderungen
entwickeln. Die Pathogenese ist nicht geklärt. Vermutet wird ein kongenitaler Defekt in der Kornifikation.
Dieser schwächt das Epithel und führt letztlich in Bereichen besonderer Belastung zu einer Ablösung
oberflächlicher Schichten der Epidermis von tieferen (▶
Abb.
[14]). Klinisch zeigen sich neben den geschilderten Ablösungen oberflächlicher Epidermisbereiche in
chronischen Fällen auch Veränderungen der Architektur des Ballens sowie krustöse und teilweise ulzerative
Läsionen. Die Diagnose erfolgt histopathologisch. Eine spezifische Therapie ist nicht bekannt.
Abb. 14 „Split Paw Pad Disease“ bei einem 2-jährigen Schäferhundmischling: Das abgelöste Ballenhorn
verbunden mit deutlicher Lahmheit ist gut zu erkennen. Bei diesem Patienten treten derartige Veränderungen
an mehreren Zehen- und Sohlenballen auf.
Krallen
Dermatophyten
Veränderungen der Krallen werden erfahrungsgemäß häufig als Pilzinfektionen fehldiagnostiziert und
-therapiert. Onychomykosen werden beim Hund extrem selten gesehen. Sie werden meist durch
Trichophyton mentagrophytes hervorgerufen. Dieser Dermatophyt befällt keratinisiertes Gewebe (Krallen,
Epidermis und Haare).
Die Veränderungen sind nicht nur an den Krallen zu erwarten, sondern auch an anderen Lokalisationen sowie bei
Kontaktpersonen und -tieren. Betroffen sind insbesondere Menschen oder Tiere, die immunsupprimiert oder noch
nicht oder nicht mehr voll immunkompetent sind (sehr junge und alte Menschen bzw. Tiere).
Lupoide Onychodystrophie
Sind sämtliche Krallen an allen Pfoten über einen Zeitraum von einigen Wochen oder Monaten betroffen und
zeigen Veränderungen in der Qualität, Abbrechen, Spalten und letzten Endes Verlust des Krallenhorns ohne
weitere betroffene Lokalisationen oder Kontagiosität, liegt eher der Verdacht auf eine lupoide
Onychodystrophie (▶
Abb.
[15]) nahe. Hier kommt es zu
immunvermittelten Reaktionen im Bereich der Grenzzone zwischen Epidermis und Dermis. Verlorengegangene
Krallen wachsen nach, allerdings nicht mehr in der normalen Qualität. Sie sind prädisponiert für erneute
Schädigungen. Die Sicherung der Verdachtsdiagnose erfolgt histopathologisch – hierzu empfiehlt sich die
komplette Amputation des Zehenendglieds.
Abb. 15 Spontaner Krallenverlust infolge lupoider Onychodystrophie bei einem Rhodesian Ridgeback,
einer der prädisponierten Rassen. Bei diesem Patienten waren binnen weniger Monate sämtliche Krallen an
allen Pfoten betroffen.
Praxistipp
Der Amputation des Zehenendglieds, die im Rahmen der Diagnostik der lupoiden Onychodystrophie sinnvoll ist,
stehen viele Besitzer ablehnend gegenüber. Bewährt hat sich die Amputation der Daumenkralle für die
histopathologische Untersuchung. Sie ist in der Regel mitbetroffen, und erfahrungsgemäß ist die
Kooperationsbereitschaft der Tierhalter bei dieser Lokalisation größer.
Vaskulitis
Auch bei der Vaskulitis werden regelmäßig Krallenveränderungen gesehen. Dystrophische, spröde, abbrechende
oder deformierte Krallen infolge der Ischämie sind keine Seltenheit. Allerdings sind nicht selten nur
einzelne Krallen betroffen (▶
Abb.
[13]).
Vaskulitis-Symptome an den übrigen Prädilektionsstellen (Ballen, Ohrmuschel/-rand, Rutenspitze, evtl. auch
Gaumen) sind zu erwarten (▶
Tab.
[3]). Die Abklärung der Ursache
sollte unbedingt angestrebt werden, allerdings gelten etwa 50 % der Fälle als idiopathisch.
Tab. 3 Ausgewählte Veränderungen der Krallen.
Primärerkrankung
|
weitere Lokalisationen
|
Diagnostik
|
Kontagiosität
|
Bemerkungen
|
Onychomykose
|
andere keratinisierte Gewebe
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
ja
|
Seltene Erkrankung, kommt vorwiegend bei immunsupprimierten Tieren vor.
Häufig wird eine lupoide Onychodystrophie als Onychomykose fehlinterpretiert.
Vorsicht bei der Interpretation kultureller Untersuchungen von Krallenhorn (viele angezüchtete Keime
haben keine ursächliche Beteiligung am Krankheitsprozess).
|
lupoide Onychodystrophie
|
–
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Alle Krallen an allen Pfoten sind i. d. R. betroffen.
Die kulturelle oder histopathologische Befundung abgelöster Krallen ist nicht diagnostisch.
Für die Histopathologie empfiehlt sich die Amputation eines Zehenglieds.
|
Vaskulitis (auch SLE, familiäre Dermatomyositis, Leishmaniose)
|
je nach Ursache rein kutan (kutane Vaskulitis des Jack Russel Terriers: Nasenspiegel, Ohrrand und
-spitze, Rutenspitze, Krallen, evtl. Gaumen) oder mit Symptomen anderer Organsysteme (Leishmaniose,
SLE, Dermatomyositis)
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
-
klinisches Bild
-
Signalement (junge, adulte Hunde)
-
Kultur
-
Ausschluss anderer DD
-
klinisches Bild
-
Anamnese
-
Signalement
|
nein
|
Dystrophie, Deformation, Abbrechen, Splittern etc. – oft nur einiger Krallen.
Bei SLE und Leishmaniose weitere kutane und extrakutane Symptome.
Bei Dermatomyositis evtl. muskuläre Symptome (Megaösophagus, Bewegungsstörungen).
|
Trauma
|
–
|
-
tiefes Hautgeschabsel
-
Abklatschzytologie
-
Abklatschzytologie
-
Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
-
sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
-
FNA
-
Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
-
Signalement
-
Signalement
-
klinisches Bild
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klinisches Bild
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Signalement (junge, adulte Hunde)
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Kultur
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Ausschluss anderer DD
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klinisches Bild
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Anamnese
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Signalement
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nein
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Häufigste Ursache für Krallenveränderungen (insbesondere, wenn nur 1 Zehe betroffen ist).
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Neoplasien
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je nach Neoplasie
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tiefes Hautgeschabsel
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Abklatschzytologie
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Abklatschzytologie
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Zytologie (Abklatsch, evtl. FNA)
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sterile Biopsie mit kultureller Untersuchung
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FNA
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Zytologie (intakte Pusteln, Innenseite der Krusten)
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Signalement
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Signalement
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klinisches Bild
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klinisches Bild
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Signalement (junge, adulte Hunde)
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Kultur
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Ausschluss anderer DD
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klinisches Bild
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Anamnese
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Signalement
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nein
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Oft Prädispositionen für Rasse und Farbe (unguales Plattenepithelkarzinom, malignes Melanom).
Neoplasien im Bereich des Krallenbetts oft erst auf den 2. Blick erkennbar.
Bei Veränderungen einer einzelnen Kralle, wenn anamnestisch ein Trauma ausgeschlossen werden kann,
sollte sorgfältig auf eine Neoplasie untersucht werden.
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DD: Differenzialdiagnosen, SLE: systemischer Lupus erythematodes
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Trauma
Ein Trauma ist die häufigste Ursache für Veränderungen einzelner Krallen beim Hund (Anamnese).
Neoplasien
Bei prädisponierten Rassen und Farben (schwarze Schnauzer, Labradore, Afghanen etc.) sollte man unbedingt
auch bei Veränderungen einzelner Krallen an Neoplasien denken, v. a. an unguale Plattenepithelkarzinome und
maligne Melanome.
Literatur
Literatur bei der Autorin.