Das feline Lymphom
Bei der Katze sind circa 33 % aller Tumoren hämatopoetischer Natur und davon
sind 90 % maligne Lymphome. Jährlich erkranken etwa 200 von 100 000 Katzen
[[7]]. Das feline Lymphom lässt sich
nach unterschiedlichen Gesichtspunkten einteilen.
Aus anatomischer Sicht unterscheidet man:
Zu den extranodalen Formen zählen nasale, renale, zentrale, okuläre, dermale,
laryngeale, pharyngeale und tracheale Lymphome [[7]].
Eine andere Einteilungsmöglichkeit kann histologisch oder zytologisch mittels
Nachweis von CD3- oder CD79a-Antigen nach dem Immunophänotyp
erfolgen. Dabei unterscheidet man das B-Zell-Lymphom und das T-Zell-Lymphom.
Ferner kann ebenfalls histologisch oder zytologisch zwischen kleinzelligen
und großzelligen sowie gut bis schlecht differenzierten Formen unterschieden
werden.
Das tracheale Lymphom – Literaturübersicht
Das tracheale Lymphom – Literaturübersicht
Für das tracheale Lymphom gibt es aufgrund des seltenen Vorkommens nur wenige
Angaben über die Therapieoptionen und die damit verbundenen
Überlebenszeiten.
Allgemein wird das Lymphom der Katze mittels einer Chemotherapie
behandelt, häufig ist die Kombination verschiedener Chemotherapeutika
indiziert. Die Ansprechrate liegt jedoch lediglich bei 50–80 % und es wird
eine mediane Überlebenszeit von 4–6 Monaten genannt [[8]]. Wichtig ist aber trotzdem eine
Unterscheidung der verschiedenen Formen, da dies einen wesentlichen Einfluss
auf das Outcome und die anschließende Therapie haben kann.
Bei nasalen Lymphomen kann sowohl eine Chemotherapie als auch eine
Bestrahlungstherapie indiziert sein. Insgesamt ist für diese Tiere eine
mediane Überlebenszeit von 1,5–3 Jahren beschrieben. Im Gegensatz dazu haben
zentrale Lymphome die schlechteste Prognose mit einer medianen
Überlebenszeit von 1–2 Monaten trotz einer Kombinationschemotherapie.
Bei der gastrointestinalen Form ist eine histologische Unterscheidung
sinnvoll. Es wird zwischen klein- und großzelligen Lymphomen sowie zwischen
einer transmuralen oder muralen Verteilung der entarteten Zellen
unterschieden. Es konnte gezeigt werden, dass kleinzellige, murale
T-Zell-Lymphome im Gastrointestinaltrakt eine gute Prognose mit wenig
aggressiven Chemotherapieprotokollen haben [[8]].
Die Unterscheidung der verschiedenen Lokalisationen ist von wichtiger
Bedeutung für die Therapie und Prognose der Lymphome.
Beim trachealen Lymphom wurden verschiedene Therapien mit
unterschiedlichem Erfolg eingesetzt. So wurde z. B. bei 2 von 9 Katzen eine
chirurgische Therapie gewählt. Die mittlere Überlebenszeit lag bei 65 Tagen
[[1], [9]]. Eine Kombination aus chirurgischer Therapie und
systemischer Chemotherapie unter der Verwendung von Doxorubicin,
Cyclophosphamid und Prednisolon erzielte eine komplette Remission des Tumors
über 8 Monate [[6]]. Die alleinige Gabe von
Glukokortikoiden führte zu einer Überlebenszeit von 38 Tagen [[2]]. Jakubiak et al. konnten bei 4 Tieren
mit laryngealen oder trachealen Massen bei Kombination verschiedener
Therapieansätze eine mediane Überlebenszeit von 134,5 Tagen erzielen [[4]]. Die Katze mit dem trachealen Lymphom
bekam eine Tracheostomie sowie eine Kombination aus Bestrahlung und
Chemotherapie. Des Weiteren wurde bei 2 Tieren zunächst mit einer
Kombinationschemotherapie begonnen, die aufgrund der Nebenwirkungen
abgebrochen werden musste. Die Besitzer entschieden sich dann für eine
Bestrahlungstherapie. Eine dieser Katzen zeigte hiermit eine komplette
Remission von 17 Monaten. Die andere zeigte 8 Monate keine Dyspnoe,
entwickelte unter der Therapie aber ein kutanes Lymphom [[2]]. Eine Kombinationschemotherapie wurde
bei weiteren 2 Katzen durchgeführt. Es konnte eine mittlere Überlebenszeit
von 17 Monaten erreicht werden [[2], [3]].
Signalement und Anamnese
Soweit den Autoren bekannt ist, sind bisher 9 Fallberichte eines
trachealen Lymphoms veröffentlicht worden, in denen sich detaillierte
Angaben zur Therapie und Prognose finden (▶
Tab.
[1]) [[1], [2], [3], [4], [6], [9]]. Die Hauptsymptomatik der Tiere
bestand anamnestisch in einer Dyspnoe. Weitere Symptome
waren:
-
Stridores
-
Husten
-
Tachypnoe
-
Leistungsintoleranz
Tab. 1
Felines tracheales Lymphom: Fallberichte aus der
Literatur.
Signalement
|
Therapie
|
Outcome
|
Siamkatze, 7 J, männlich [[6]]
|
Chirurgie
Chemotherapie (D, C, P)
|
8 Monate, komplette Remission
|
EKH, 11 J, männlich-kastriert [[1]]
|
Chirurgie
|
4 Monate
|
Siamkatze, 9 J, männlich [[9]]
|
Chirurgie
|
10 Tage
|
ELH, 10 J, weiblich-kastriert [[2]]
|
Glukokortikoide
|
38 Tage
|
EKH, 4 J, männlich-kastriert [[2]]
|
Chemotherapie (D, C, V, P)
|
19 Monate, komplette Remission
|
EKH, 11 J, männlich-kastriert [[2]]
|
Chemotherapie (P, V 1 ×)
später Bestrahlung
|
17 Monate, komplette Remission
|
EKH, 13 J, männlich-kastriert [[2]]
|
Chemotherapie (C, V, P)
Bestrahlung
|
8 Monate, komplette Remission (Hautlymphom)
|
keine Angaben [[4]]
|
Tracheostomie
Bestrahlung
Chemotherapie (C, V, P, L-Asparaginase)
|
134 Tage (80–183 Tage)
|
EKH, 13 J, männlich-kastriert [[3]]
|
Chemotherapie (D, C, V, P)
|
15 Monate, komplette Remission
|
EKH: Europäisch Kurzhaar,
ELH: Europäisch Langhaar
D: Doxorubicin, C:
Cyclophosphamid, P: Prednisolon, V:
Vincristin
|
Das mediane Alter der Tiere lag bei 10,5 Jahren (4–13 Jahre)
[[1], [2], [3], [6], [9]]. Die Tiere waren männlich (n = 2), männlich-kastriert (n =
5) und weiblich-kastriert (n = 1). Unter den Katzen befanden sich 5
Europäisch Kurzhaar, 2 Siamkatzen und 1 Europäisch Langhaar. In einem
Fall wurden keine Informationen zum Signalement genannt.
Diagnostik
In der klinischen Untersuchung fielen die Katzen hauptsächlich mit
Dyspnoe sowie einem auskultatorischen Giemen auf. Einige waren
zyanotisch.
Zur weiteren Diagnostik wurden bei allen Katzen Röntgenaufnahmen
des Thorax angefertigt. Bei 3 Tieren wurde in der Röntgenaufnahme
eine weichteildichte Einengung der Trachea über einen längeren
Abschnitt gesehen [[2], [3]]. Bei 2 weiteren Katzen konnte
röntgenologisch eine solide Masse in der Trachea gesehen werden und
eine weitere Katze hatte zusätzlich eine Masse im rechten kaudalen
Thorax [[2]]. Bei den übrigen 3 Katzen
wurde eine tracheale Masse vermutet [[1], [8]].
Dugas et al. fertigten zusätzlich noch eine CT an
[[3]]. Hierbei wurde eine 8 cm
lange Masse, die die Trachea von dorsal einengte, dargestellt [[3]]. In den meisten Fällen (5/9) wurde
eine Tracheoskopie durchgeführt.
Die endgültige Diagnose wurde mittels zytologischer (9/9) und
histologischer Untersuchungen (3/9) gestellt. In 3 von 9
Fällen erfolgte eine Bürstenzytologie, bei einem Patienten eine
bronchoalveoläre Lavage. Im Falle der soliden Masse wurde eine
Feinnadelaspiration mit zytologischer Untersuchung durchgeführt. In 3
von 9 Fällen wurden zusätzlich Biopsien histopathologisch untersucht,
die die zytologische Diagnose bestätigten [[2]]. Da die Entstehung von Lymphomen im Zusammenhang mit
einer FeLV- oder FIV-Infektion stehen kann, wird die Untersuchung
dieser Erkrankungen empfohlen. Von 8 getesteten Tieren war eine Katze
FeLV-positiv [[6]], die restlichen
Tiere waren sowohl FeLV- als auch FIV-negativ.
Therapie und Prognose
Für das tracheale Lymphom gibt es aufgrund des seltenen Vorkommens nur
wenige Angaben über die Therapieoptionen und die damit verbundenen
Überlebenszeiten.
Allgemein wird das Lymphom der Katze mittels einer Chemotherapie
behandelt, häufig ist die Kombination verschiedener Chemotherapeutika
indiziert. Die Ansprechrate liegt jedoch lediglich bei 50–80 % und es
wird eine mediane Überlebenszeit von 4–6 Monaten genannt [[8]]. Wichtig ist aber trotzdem eine
Unterscheidung der verschiedenen Formen, da dies einen wesentlichen
Einfluss auf das Outcome und die anschließende Therapie haben kann.
Bei nasalen Lymphomen kann sowohl eine Chemotherapie als auch eine
Bestrahlungstherapie indiziert sein. Insgesamt ist für diese Tiere
eine mediane Überlebenszeit von 1,5–3 Jahren beschrieben. Im Gegensatz
dazu haben zentrale Lymphome die schlechteste Prognose mit
einer medianen Überlebenszeit von 1–2 Monaten trotz einer
Kombinationschemotherapie.
Bei der gastrointestinalen Form ist eine histologische
Unterscheidung sinnvoll. Es wird zwischen klein- und großzelligen
Lymphomen sowie zwischen einer transmuralen oder muralen Verteilung
der entarteten Zellen unterschieden. Es konnte gezeigt werden, dass
kleinzellige, murale T-Zell-Lymphome im Gastrointestinaltrakt eine
gute Prognose mit wenig aggressiven Chemotherapieprotokollen haben
[[8]].
Die Unterscheidung der verschiedenen Lokalisationen ist von
wichtiger Bedeutung für die Therapie und Prognose der
Lymphome.
Beim trachealen Lymphom wurden verschiedene Therapien mit
unterschiedlichem Erfolg eingesetzt. So wurde z. B. bei 2 von 9 Katzen
eine chirurgische Therapie gewählt. Die mittlere Überlebenszeit lag
bei 65 Tagen [[1], [9]]. Eine Kombination aus
chirurgischer Therapie und systemischer Chemotherapie unter der
Verwendung von Doxorubicin, Cyclophosphamid und Prednisolon erzielte
eine komplette Remission des Tumors über 8 Monate [[6]]. Die alleinige Gabe von
Glukokortikoiden führte zu einer Überlebenszeit von 38 Tagen [[2]]. Jakubiak et al. konnten bei 4
Tieren mit laryngealen oder trachealen Massen bei Kombination
verschiedener Therapieansätze eine mediane Überlebenszeit von 134,5
Tagen erzielen [[4]]. Die Katze mit dem
trachealen Lymphom bekam eine Tracheostomie sowie eine Kombination aus
Bestrahlung und Chemotherapie. Des Weiteren wurde bei 2 Tieren
zunächst mit einer Kombinationschemotherapie begonnen, die aufgrund
der Nebenwirkungen abgebrochen werden musste. Die Besitzer entschieden
sich dann für eine Bestrahlungstherapie. Eine dieser Katzen zeigte
hiermit eine komplette Remission von 17 Monaten. Die andere zeigte 8
Monate keine Dyspnoe, entwickelte unter der Therapie aber ein kutanes
Lymphom [[2]]. Eine
Kombinationschemotherapie wurde bei weiteren 2 Katzen durchgeführt. Es
konnte eine mittlere Überlebenszeit von 17 Monaten erreicht werden
[[2], [3]].
Diskussion
In der klinischen Untersuchung zeigten alle Katzen Dyspnoe. Des Weiteren
war auskultatorisches Giemen sehr häufig (4/9). Die Inzidenz der
FeLV-positiven Katzen sinkt aufgrund der Impfungen deutlich, so auch die der
FeLV-assoziierten Lymphome [[8]]. Unter den
bisher beschriebenen Fallberichten des trachealen Lymphoms war lediglich
eine Katze FeLV-positiv [[6]].
Röntgenologisch konnte bei den Katzen selten eine solide Masse in der
Trachea festgestellt werden. Meistens gaben die Röntgenaufnahmen Hinweise
auf eine weichteildichte Einengung der Trachea über unterschiedlich große
Abschnitte [[2]].
Die Diagnosestellung eines felinen Lymphoms erfolgte mithilfe einer
zytologischen Untersuchung (9/9) der Feinnadelaspiraten oder
mithilfe einer histologischen Untersuchung von Biopsien (3/9) der
veränderten Organe oder Lymphknoten. In der Literatur wird immer wieder von
Diskrepanzen zwischen der zytologischen und histologischen Diagnose
berichtet. Für Rundzelltumoren ist die Korrelation in der Regel sehr gut,
aber abhängig vom untersuchten Organ. Braun et al. konnten bei 63,7 % der
zytologisch untersuchten Lymphknoten eine Übereinstimmung finden, wobei hier
nicht nur Rundzelltumoren eingeschlossen waren. Im Vergleich war die
Korrelation bei Milz und Haut deutlich schlechter [[5]].
Bisweilen werden zur Differenzierung des Lymphoms der Katze weitere
diagnostische Tests wie die Immunhistologie, die Durchflusszytometrie oder
die Klonalitätsbestimmung eingesetzt [[8]].
Jedoch ist dies zurzeit noch eher von wissenschaftlichem Interesse für das
tracheale Lymphom, da eine solche Untersuchung – im Gegensatz zum Hund –
nicht über die weitere Therapie entscheidet.
Allgemein gilt bei einem Lymphom die Chemotherapie als Mittel der Wahl.
Lokalisierte Lymphome wie das nasale Lymphom zeigen ein besseres Ansprechen
mit einer Bestrahlungstherapie [[8]].
Über das tracheale Lymphom ist diesbezüglich nur wenig bekannt.
Die Therapie mittels Bestrahlung oder Chemotherapeutika erbrachte im
Vergleich zur chirurgischen Therapie oder alleinigen Gabe von
Glukokortikoiden lange Überlebenszeiten [[2], [3]].
Die Chemotherapie bietet dabei den Vorteil, dass sie systemisch wirksam ist und
man bei einem Lymphom eine systemische Ausbreitung nie sicher ausschließen
kann. Die Bestrahlung wirkt hingegen nur lokal. Zum Beispiel entwickelte
eine Katze unter der Bestrahlungstherapie ein kutanes Lymphom [[2]]. Die Verträglichkeit einer Chemotherapie
bei der Katze wird in der Regel als gut beschrieben [[8]]. Kommt es jedoch zu starken
Nebenwirkungen, stellt die Bestrahlungstherapie sicherlich eine Alternative
dar.
Die Überlebenszeiten mit einer chirurgischen Therapie oder einer
alleinigen Gabe von Glukokortikoiden waren sehr kurz [[1], [2],
[9]]. Eine chirurgische Entfernung
eines trachealen Tumors stellt einen sehr invasiven Eingriff dar. In einer
Fallserie von 27 Katzen mit laryngealen, laryngotrachealen oder trachealen
Massen überlebten die Katzen mit einer Tracheostomie median 3 Tage [[4]].
Signalement und Anamnese
Dyspnoe war bei allen Katzen der hauptsächliche Grund für die Vorstellung
in der Praxis. Das mediane Alter der Tiere lag bei 10,5 Jahren.
Männliche Tiere waren überrepräsentiert (7/9), wobei die meisten
kastriert waren (5/7). Mediastinale Lymphome sind bei Siamkatzen im
Allgemeinen überrepräsentiert, wobei die Diagnose häufig in jungen
Jahren gestellt wird [[8]]. Europäisch
Kurzhaar sind den Fallberichten zufolge am häufigsten betroffen (5/9).
Diagnostik
In der klinischen Untersuchung zeigten alle Katzen Dyspnoe. Des
Weiteren war auskultatorisches Giemen sehr häufig (4/9). Die Inzidenz
der FeLV-positiven Katzen sinkt aufgrund der Impfungen deutlich, so
auch die der FeLV-assoziierten Lymphome [[8]]. Unter den bisher beschriebenen Fallberichten des
trachealen Lymphoms war lediglich eine Katze FeLV-positiv [[6]].
Röntgenologisch konnte bei den Katzen selten eine solide Masse in
der Trachea festgestellt werden. Meistens gaben die Röntgenaufnahmen
Hinweise auf eine weichteildichte Einengung der Trachea über
unterschiedlich große Abschnitte [[2]].
Die Diagnosestellung eines felinen Lymphoms erfolgte mithilfe einer
zytologischen Untersuchung (9/9) der Feinnadelaspiraten
oder mithilfe einer histologischen Untersuchung von Biopsien
(3/9) der veränderten Organe oder Lymphknoten. In der Literatur wird
immer wieder von Diskrepanzen zwischen der zytologischen und
histologischen Diagnose berichtet. Für Rundzelltumoren ist die
Korrelation in der Regel sehr gut, aber abhängig vom untersuchten
Organ. Braun et al. konnten bei 63,7 % der zytologisch untersuchten
Lymphknoten eine Übereinstimmung finden, wobei hier nicht nur
Rundzelltumoren eingeschlossen waren. Im Vergleich war die Korrelation
bei Milz und Haut deutlich schlechter [[5]].
Bisweilen werden zur Differenzierung des Lymphoms der Katze weitere
diagnostische Tests wie die Immunhistologie, die Durchflusszytometrie
oder die Klonalitätsbestimmung eingesetzt [[8]]. Jedoch ist dies zurzeit noch eher von
wissenschaftlichem Interesse für das tracheale Lymphom, da eine solche
Untersuchung – im Gegensatz zum Hund – nicht über die weitere Therapie
entscheidet.
Allgemein gilt bei einem Lymphom die Chemotherapie als Mittel der
Wahl. Lokalisierte Lymphome wie das nasale Lymphom zeigen ein besseres
Ansprechen mit einer Bestrahlungstherapie [[8]]. Über das tracheale Lymphom ist
diesbezüglich nur wenig bekannt.
Die Therapie mittels Bestrahlung oder Chemotherapeutika erbrachte
im Vergleich zur chirurgischen Therapie oder alleinigen Gabe von
Glukokortikoiden lange Überlebenszeiten [[2], [3]].
Die Chemotherapie bietet dabei den Vorteil, dass sie systemisch wirksam
ist und man bei einem Lymphom eine systemische Ausbreitung nie sicher
ausschließen kann. Die Bestrahlung wirkt hingegen nur lokal. Zum
Beispiel entwickelte eine Katze unter der Bestrahlungstherapie ein
kutanes Lymphom [[2]]. Die
Verträglichkeit einer Chemotherapie bei der Katze wird in der Regel
als gut beschrieben [[8]]. Kommt es
jedoch zu starken Nebenwirkungen, stellt die Bestrahlungstherapie
sicherlich eine Alternative dar.
Die Überlebenszeiten mit einer chirurgischen Therapie oder einer
alleinigen Gabe von Glukokortikoiden waren sehr kurz [[1], [2], [9]]. Eine chirurgische
Entfernung eines trachealen Tumors stellt einen sehr invasiven
Eingriff dar. In einer Fallserie von 27 Katzen mit laryngealen,
laryngotrachealen oder trachealen Massen überlebten die Katzen mit
einer Tracheostomie median 3 Tage [[4]].
Fallbericht
Signalement und Anamnese
Eine 9 Jahre alte, weiblich-kastrierte Europäisch Kurzhaar Katze wurde in
der Klinik vorgestellt. Sie wurde als reine Wohnungskatze gehalten und
wies einen unregelmäßigen Impf- und Entwurmungsstatus auf. Zwei Monate
zuvor wurde sie aufgrund betont abdominaler Atmung, zeitweise
auftretenden Hechelns ohne Zyanose sowie Leistungsschwäche beim
Haustierarzt vorgestellt. Der Patient wurde 2-mal im Abstand von 14
Tagen mit Methylprednisolon (Depo-Medrate®) behandelt, was
zu einer Verbesserung der Symptome führte. Jedoch kam es je 2 Wochen
nach der Injektion zu einem Rezidiv. Am Tag vor der Vorstellung in der
Klinik wurde die Katze erneut mit Dyspnoe bei einem weiteren Tierarzt
vorgestellt.
Diagnostik
Allgemeine Untersuchung
Die Katze wies bei der Vorstellung ein mittelgradig gestörtes
Allgemeinbefinden auf und war geringgradig adipös. Sie zeigte eine
gemischte Dyspnoe mit einer Atemfrequenz von 50 Atemzügen/Minute und
einen abdominalen Atemtyp. Die Körperinnentemperatur betrug 38,6 °C.
Die Schleimhäute waren blassrosa und die kapilläre Rückfüllzeit lag
unter 2 Sekunden. Die Palpation der peripheren Lymphknoten war ohne
besonderen Befund. Im Abdomen wurde ein aufgegaster Magen ertastet.
Bei der Auskultation konnte eine regelmäßige Herzfrequenz von 200
Schlägen/Minute ohne Nebengeräusche festgestellt werden. Die Lunge war
in- und exspiratorisch verschärft.
Weiterführende Diagnostik
Röntgenologisch fand sich in der laterolateralen Aufnahme des
Thorax eine 1 × 0,5 cm große weichteildichte rundliche Masse im Lumen
der Trachea, die im 5.– 6. Interkostalraum lokalisiert war. Des
Weiteren wurden eine mittelgradige bronchiale Lungenzeichnung sowie
ein erweitertes Lungenfeld diagnostiziert (▶
Abb.
[1]).
Abb. 1 Laterolaterale Röntgenaufnahme des Thorax zum
Zeitpunkt der Erstvorstellung: Kraniodorsal der Herzbasis
befindet sich eine 1 × 0,5 cm große weichteildichte
Verschattung, die die Trachea fast in ihrem ganzen Durchmesser
überlagert. Das Lungenfeld ist erweitert.(© Klinik für Kleintiere, Innere Medizin, JLU
Gießen)
In den Blutuntersuchungen konnten folgende Abweichungen
festgestellt werden (▶
Tab.
[2]):
-
ggr. Leukopenie aufgrund einer Lymphopenie
-
ggr. Retikulozytose
-
ggr. Hyperglykämie
-
ggr. Hypercholesterinämie
-
ggr. Hypertriglyceridämie
-
ggr. Erhöhung von AP und GLDH
-
mgr. Erhöhung der ALT
-
FeLV/FIV-Schnelltest (SNAP® Kombi Plus FeLV
Antigen/FIV Antikörper Test, IDEXX): negativ
Tab. 2
Ergebnisse der Blutuntersuchung.
Parameter
|
gemessener Wert (Referenzwert)
|
Leukozyten
|
5,79 G/l (6–18 G/l)
|
Lymphozyten
|
0,44 G/l (1,5–7 G/l)
|
Retikulozyten
|
45,1 G/l (< 40 G/l)
|
Glukose
|
8,14 mmol/l (3,89–6,11 mmol/l)
|
Cholesterin
|
3,99 mmol/l (2,46–3,37 mmol/l)
|
Triglyceride
|
2,26 mmol/l (0,57–1,14 mmol/l)
|
alkalische Phosphatase
|
86 U/l (< 39,7 U/l)
|
GLDH
|
13 U/l (< 11,3 U/l)
|
ALT
|
225 U/l (< 70 U/l)
|
Die Ultraschalluntersuchung des Thorax ergab einen geringgradigen
Pleuralerguss. Eine Umfangsvermehrung konnte nicht dargestellt werden.
Das Abdomen zeigte einen Normalbefund.
In der Tracheoskopie wurde eine ca. 1,5 × 0,5 cm große, runde, von
dorsal kommende Umfangsvermehrung detektiert (▶
Abb.
[2]), die sich von der
Lokalisation mit der Masse in der Röntgenaufnahme des Thorax deckte
und das Lumen der Trachea zu 75 % verlegte. Die Oberfläche war glatt,
gut vaskularisiert und von gleicher Textur wie die umliegende
Schleimhaut.
Abb. 2 Tracheoskopie: intraluminale Masse, die von dorsal
hineinragt. Sie ist von gleicher Oberflächenstruktur wie die
umliegende Schleimhaut.(© Klinik für Kleintiere, Innere Medizin, JLU
Gießen)
Computertomografisch zeigte sich keine Beteiligung der umliegenden
Strukturen, jedoch war eine Abgrenzung der Masse zum dorsalen Anteil
der Trachea nicht nachvollziehbar. Außerdem stellte sich eine weitere,
ca. 0,5 × 0,3 cm große, zum Weichteilgewebe isoattenuierte Struktur am
Stammbronchus des rechten Mittellappens dar. Es wurde aufgrund der
Befunde eine Neoplasie mit Metastasierung in den rechten Mittellappen
vermutet.
Zytologisch wurde ein tracheales malignes Lymphom diagnostiziert
(▶
Abb.
[3]). In
der pathohistologischen Untersuchung mit Typisierung konnte eine
Infiltration mit B-Lymphozyten festgestellt werden.
Differenzialdiagnostisch kam eine reaktive Hyperplasie oder ein gut
differenziertes Lymphom infrage.
Abb. 3 Abklatschzytologie der intratrachealen Masse. Es
finden sich einige bis zahlreiche kleine bis mittelgroße
monomorphe lymphatische Blasten mit rundovalem Nukleolus mit
feinklumpiger Chromatinstruktur, sichtbaren Makronukleoli und
zum Teil hellen, scharf umschriebenen intrazytoplasmatischen
Vakuolen. Zusätzlich sind zahlreiche mittelgroße bis große
Zytoplasmaabschnürungen lymphatischer Zellen zu sehen, die
zumeist zahlreiche helle Vakuolen enthalten (Ölimmersion, 1000
x, May-Grünwald-Giemsa-Färbung).(© Zentrallabor Klinikum Veterinärmedizin, JLU
Gießen)
Therapie und Verlauf
Die Katze wurde mit L-Asparaginase behandelt. Eine Röntgenaufnahme
am Folgetag zeigte bereits eine partielle Remission des Tumors. Am Tag
4 wurde mit einem CHOP-basierten
Kombinationschemotherapieprotokoll begonnen (CHOP: C =
Cyclophosphamid, H = Doxorubicin → Hydroxydaunorubicin, O = Vincristin
→ Oncovin, P = Prednisolon; ▶
Tab.
[3]). Die Katze wurde in die
häusliche Pflege übergeben. Der Patient zeigte 1 Woche später nach
Belastung eine pumpende Atmung, die sich in Ruhe wieder normalisierte.
In einer daraufhin durchgeführten Kontrollröntgenaufnahme des Thorax
zeigte sich weiterhin eine Masse in der Trachea. Die Chemotherapie
wurde wie geplant mit Cyclophosphamid weitergeführt. Ab diesem
Zeitpunkt zeigte die Katze keine Atemnot mehr. In erneuten
Röntgenaufnahmen des Thorax (Woche 3, 13 und 19) war kein Tumor mehr
nachvollziehbar. Der Patient befand sich in kompletter
Remission.
Tab. 3
CHOP-basiertes Kombinationschemotherapieprotokoll.
Woche
|
Medikament
|
Dosis
|
1
|
Vincristin
L-Asparaginase (optional)
Prednisolon*
|
0,7 mg/m2 i. v.
400 IE/kg KM s. c.
2 mg/kg KM p.o. 1 × täglich
|
2
|
Cyclophosphamid
|
250 mg/m2 p. o.
|
3
|
Vincristin
|
0,7 mg/m2 i. v.
|
4
|
Doxorubicin
|
30 mg/m2 i. v.
|
6
|
Vincristin
|
0,7 mg/m2 i. v.
|
7
|
Cyclophosphamid
|
250 mg/m2 p. o.
|
8
|
Vincristin
|
0,7 mg/m2 i. v.
|
9
|
Doxorubicin
|
30 mg/m2 i. v.
|
11
|
Vincristin
|
0,7 mg/m2 i. v.
|
13
|
Chlorambucil
|
20 mg/m2 p. o.
|
15
|
Vincristin
|
0,7 mg/m2 i. v.
|
17
|
Doxorubicin
|
30 mg/m2 i. v.
|
19
|
Vincristin
|
0,7 mg/m2 i. v.
|
21
|
Chlorambucil
|
20 mg/m2 p. o.
|
23
|
Vincristin
|
0,7 mg/m2 i. v.
|
25**
|
Doxorubicin
|
30 mg/m2 i. v.
|
* 1 × täglich in dieser
Dosierung über die gesamte Zeit der Chemotherapie.
** Ist der Patient hier in
kompletter Remission, kann die Chemotherapie
beendet werden.
|
Insgesamt wurde die Chemotherapie sehr gut vertragen. Erbrechen trat
selten auf. Einmal war ein stationärer Aufenthalt über 2 Tage mit
Infusionstherapie nötig. In der Woche 9, nach der Gabe von Vincristin,
wurde eine hochgradige Neutropenie (0,62 × 109;
Referenzbereich: 2,5–12,5 × 109) festgestellt. Daher wurde
zunächst ein Breitbandantibiotikum (Amoxicillin-Clavulansäure) über 1
Woche verabreicht und die Chemotherapie um 1 Woche verschoben. Das
Protokoll wurde nach Normalisierung der Blutwerte wie geplant
fortgesetzt, jedoch wurde die Dosis von Vincristin aufgrund der
Nebenwirkungen (Neutropenie) jeweils um 25 % reduziert. Trotz der
Reduktion zeigte die Katze nach der Gabe von Vincristin immer wieder
eine gering- bis hochgradige Neutropenie, sodass letzten Endes die
Gabe von Vincristin in der Woche 23 ausgesetzt wurde, da eine weitere
Reduktion unterhalb einer therapeutisch wirksamen Dosis gefallen wäre.
Nach insgesamt 25 Wochen Chemotherapie wurde das Protokoll wie geplant
beendet.
Die Katze befindet sich 908 Tage nach Therapiebeginn klinisch in
kompletter Remission. Die Besitzerin berichtet von einer normalen
Lebensqualität. Seit der 2. Woche der Chemotherapie zeigt die Katze
keine respiratorischen Symptome mehr.
Praxistipp
Vor jeder Applikation der Chemotherapie sollte eine Hämatologie
angefertigt werden. Bei einer Neutrophilenzahl von < 1500
Zellen/UL sollte zunächst 5–7 Tage abgewartet werden. Sind die
Neutrophilen in der Kontrolle > 1500 Zellen/UL, kann die
Chemotherapie fortgesetzt werden.
Fazit
Die Diagnosestellung eines Lymphoms geht nicht zwingend mit einer schlechten
Prognose einher. Um die optimale Therapieform auszuwählen ist es wichtig,
zwischen den einzelnen Formen zu unterscheiden. Eine Chemotherapie ist in
der Regel das Mittel der Wahl, aber auch eine Bestrahlungstherapie ist
manchmal indiziert. Bei einem trachealen Lymphom können beide Therapien zu
einem guten Ergebnis führen. Die Gabe von Glukokortikoiden oder gar eine
chirurgische Entfernung des Tumors ist nicht anzuraten. Der anschließende
Fallbericht zeigt, dass die Chemotherapie sehr gut vertragen wurde und der
Patient noch Jahre danach symptomfrei lebt.