Erratum zu diesem Artikel:
Erratakleintier konkret 2015; 18(04): E1-E1
DOI: 10.1055/s-0035-1550142
Hintergründe
Vor der Einführung eines geeigneten Impfstoffs um 1960 war die Staupe eine sehr
verlustreiche Viruserkrankung des Hundes. Sie galt danach lange Zeit als
zurückgedrängt. Eine gewisse Impfmüdigkeit und der Import von
Hunden aus dem osteuropäischen Ausland sind Gründe für ein Wiederaufflammen
der Infektionen seit den 80er Jahren [[10]].
Aktuell regen die hohen Fallzahlen an Masernerkrankungen, deren Erreger wie das
Staupevirus auch zur Gattung Morbillivirus gehört, und die zugehörige
Diskussion um die Impfpflicht in den Medien zum Nachdenken an. Eine
Population gilt vor Epidemien als geschützt, wenn über 70 % der Tiere, in
diesem Fall besonders der empfänglichen Jungtiere, immun sind [[4]]. An anderer Stelle wird sogar eine
notwendige Durchimpfungsrate von 95 % beschrieben [[7]]. Eine schützende Immunität nach Impfung mit einem
modifizierten Staupe-Lebendimpfstoff (MLV) wurde für mindestens 3 Jahre
beschrieben [[8]], Auffrischungsimpfungen
sollten daher nach einer Grundimmunisierung alle 3 Jahre erfolgen.
Symptomatik
Betroffene Tiere zeigen oft eine gastrointestinale oder respiratorische
Symptomatik, wofür viele Differenzialdiagnosen infrage kommen. Das
erste Symptom einer Staupeinfektion ist häufig eine milde seröse bis
mukopurulente Konjunktivitis [[6]].
Besonders bei Jungtieren muss in diesen Fällen an eine Staupeerkrankung
gedacht werden. Einen Überblick über die Symptome gibt ▶
Tab.
[1].
Tab. 1
Symptomatik der Staupe im Überblick.
Symptomatik
|
Lokalisation
|
Symptome
|
neurologische Symptomatik
|
Großhirn
|
Anfälle (generalisiert/fokal)
|
Verhaltensänderungen
|
visuelle Defizite
|
Kreisbewegungen
|
Kopfpressen
|
Kleinhirn
|
Ataxie
|
Hypermetrie
|
Tremor
|
Vestibularorgan
|
Kopfschiefhaltung
|
Fallen
|
Kreisbewegungen
|
Nystagmus
|
vestibulärer Strabismus
|
Kopfnerven
|
Optikusneuritis
|
Defizite anderer Kopfnerven
|
Rückenmark
|
Parese
|
Paralyse
|
Ataxie
|
sonstige
|
Myoklonus (generalisiert/fokal)
|
systemische Symptomatik
|
allgemein
|
Fieber
|
Anorexie
|
Dehydratation
|
Tonsillitis
|
Verdauungstrakt
|
Erbrechen
|
Durchfall
|
Atmungstrakt
|
Husten
|
Niesen
|
Dyspnoe
|
muköser bis purulenter Nasenfluss
|
Auge
|
seröse bis mukopurulente (Kerato-)Konjunktivitis
|
Chorioretinitis
|
Haut
|
Hyperkeratose an Nasenspiegel und Zehenballen
|
pustulöse Hautveränderungen
|
Hämatologie
|
Lymphopenie
|
Leukopenie
|
Leukozytose mit Linksverschiebung
|
Anämie
|
Spätschäden
|
ZNS
|
Anfälle (generalisiert/fokal)
|
Myoklonus (generalisiert/fokal)
|
„old dog encephalitis“
|
Augen
|
Hornhautschädigung
|
Erblindung
|
Haut
|
Hyperkeratose
|
Gebiss
|
Zahnschmelzhypoplasie (bei Infektion und Schädigung der
Adamantoblasten vor Zahnwechsel)
|
Eventuelle Symptome des ZNS können sehr variabel ausfallen, lediglich der
Myoklonus wird häufig als typisch für eine Staupeinfektion
angesehen. Selten kann ein Myoklonus durch eine Enzephalitis oder Myelitis
anderer Ursache entstehen [[11]] sowie das
Symptom einer Vergiftung oder einer Myelinisierungsstörung sein. Ein
intermittierender Myoklonus kann auch im Rahmen eines fokalen Anfalls
auftreten [[3]]. Die neurologischen Symptome
einer Staupe treten in der Regel 1–3 Wochen nach systemischer Erkrankung
auf, selten auch Wochen bis Monate später [[6]]. Bei den im Folgenden vorgestellten Welpen entwickelten
sich die ZNS-Symptome 5–7 Wochen nach den ersten gastrointestinalen
Krankheitszeichen.
Diagnostik
Die Diagnose gestaltet sich in der Praxis oftmals schwierig. Nicht selten sind
endgültige Diagnosen erst post mortem möglich, da die Unterscheidung
zwischen geimpften und erkrankten Tieren problematisch ist. Hämatologische
Veränderungen fehlen häufig oder sind unspezifisch [[1]].
Antikörpertiter
Niedrige Titer könnten durch die staupebedingte Immunsuppression hervorgerufen
werden, hohe Titer können hingegen von einer Impfung oder vorherigen
Infektion stammen [[1]].
Eine getrennte Untersuchung von IgG und IgM in einem Titerpaar im
Abstand von 14 Tagen wäre sinnvoll. Bei ungeimpften Hunden würden steigende
IgG-Titer eine Staupeinfektion anzeigen. Eine Erhöhung um mehr als 4 Stufen
würde die Erkrankung sogar bei kürzlich geimpften Tieren erkennen lassen
[[7]]. Allerdings ist der getrennte
Nachweis der Immunglobuline in den meisten kommerziellen Labors nicht
möglich. Eine Antikörperbestimmung im Liquor eignet sich ebenfalls nicht, da
sowohl eine Blutkontamination als auch eine gestörte Blut-Hirn-Schranke zu
falsch-positiven Ergebnissen führen können [[6]].
Virusnachweis
Die endgültige Diagnosestellung erfolgt durch den Virusnachweis selbst. In vivo
ist dies durch folgende Untersuchungen möglich:
-
Virusisolierung in Zellkultur
-
Antigennachweis mit direkter Immunfluoreszenz
-
Nachweis virusspezifischer RNA mittels PCR [[7]]
Zu beachten ist dabei, dass das Virusantigen außerhalb des ZNS-Gewebes schwer
nachweisbar ist, wenn keine systemische Symptomatik vorliegt [[1]]. Auch histopathologisch wird die
Diagnose endgültig erst durch den Nachweis von Staupevirus-Antigen oder -RNA
gestellt, da Demyelinisierung und Einschlusskörperchen auch bei anderen
Krankheiten vorkommen können [[8]].
Die Virusisolierung mittels Zellkultur dauert wenige Tage bis 3 Wochen.
Sie ist sehr anspruchsvoll [[8]] und zur
Routinediagnostik ungeeignet.
Die direkte Immunfluoreszenz aus Abstrichen oder zytologischen
Präparaten ist weit verbreitet, kann aber in subakuten oder chronischen
Stadien falsch-negative Ergebnisse liefern [[1]]. Bei diesem Verfahren ist eine Unterscheidung von Vakzine-
und Feldvirus nicht möglich, da nur ein einziger Staupevirus-Serotyp
existiert [[7]]. Klassische Techniken mit
polyklonalen Antikörpern können deshalb nicht genutzt werden.
Die RT-PCR ist eine schnelle, sensitive und spezifische Methode [[1]]. Die Verwendung mehrerer Substrate kann
dabei wegen der unterschiedlichen Verteilung des Virus im Körper die
Sensitivität des Tests steigern [[5]]. Ein
negatives Ergebnis schließt eine Staupeinfektion aber leider nicht aus
[[5], [7]]. Anders als die direkte Immunfluoreszenz ist dieser Test
auch für subakute und chronische Stadien geeignet [[5]].
Eine Unterscheidung des Impf- und Feldvirus wäre durch Sequenzanalyse des
Hämagglutinin-Gens möglich, wird aber in den meisten kommerziellen Labors
nicht durchgeführt [[7]]. Bei der Frage, wie
lange die RNA des Impfvirus in diesem qualitativen Untersuchungsverfahren
falsch-positive Ergebnisse liefern kann, finden sich in der Literatur
unterschiedliche Angaben. Die Meinungen driften von falsch-positiven
Ergebnissen für circa 3–4 Wochen nach der Impfung [[7]] bis hin zu keiner Beeinflussung [[5]] weit auseinander. Für den genannten Zeitraum von 3–4 Wochen
bietet die quantitative PCR („real-time RT-PCR“) eine sehr gute
Alternative, da der in Echtzeit ermittelte Viruskonzentrationsbereich eine
Unterscheidung zwischen Vakzine-Interferenz und Wildtypinfektion möglich
macht. Die Viruslast ist während einer Infektion exponenziell höher als bei
einer kürzlich erfolgten Impfung. Im Anfangsstadium einer akuten Infektion
kann die Viruslast allerdings noch so gering sein, dass sie als
Vakzine-Interferenz fehlinterpretiert wird [[12]]. Bei einem der im Folgenden beschriebenen Welpen (Welpe 3)
stellte sich z. B. erst durch die spätere Obduktion heraus, dass es sich
nicht wie ursprünglich angenommen um eine Detektion des Impfvirus, sondern
um eine systemische Infektion handelte.
Fallbeispiele
Im Herbst 2013 erkrankten in Leipzig 5 Hunde an Staupe. Es handelte sich um
ungeimpfte Schäferhund-Mischlingswelpen aus einem Wurf, der 11 Welpen
umfasste. Die Mutterhündin war im Besitz einer Obdachlosen, über ihren
Antikörperstatus lagen keine Angaben vor. Die Infektionsquelle der Welpen
ist unbekannt, sie erkrankten im Alter zwischen 3 und 6 Monaten.
Welpe 1, weiblich
Symptomatik
Im Alter von 12 Wochen:
Ab der 19. Woche:
Ab der 20. Woche:
-
generalisierte Anfälle
-
stuporöser und desorientierter Bewusstseinszustand
-
mittel- bis hochgradig generalisierte Ataxie
-
verminderte Korrekturreaktionen an allen 4 Gliedmaßen
-
Faszikulationen im Gesichtsbereich
-
arrhythmischer Myoklonus an der Atemmuskulatur und den Flexoren der
linken Hintergliedmaße
Die Symptome deuteten auf eine multifokale Läsion des ZNS hin.
Weiterführende Diagnostik
Die laterolaterale Röntgenaufnahme des Thorax zeigte eine disseminierte
bronchiale Lungenzeichnung. Bei der hämatologischen Untersuchung wurden eine
geringgradige Neutrophilie, eine Thrombozytose und eine geringgradige
regenerative Anämie festgestellt. Der Virusneutralisationstest im
Serum zeigte einen Titer von 1/16 an (Vet Med Labor GmbH, Division
of IDEXX Laboratories). Gegen Staupe wird ein Schutz durch Antikörper erst
ab einem Titer von 1/100 (maternale Antikörper) und 1/20 (Impfantikörper)
gewährleistet (Vet Med Labor GmbH, Division of IDEXX Laboratories). Im
Abstrich von Rachen und Konjunktiven wurden mittels quantitativer PCR
163 241 CDV-RNA-Partikel (CDV: Canine Distemper Virus) pro Abstrich
detektiert und als Nachweis einer Staupeinfektion gewertet (Vet Med Labor
GmbH, Division of IDEXX Laboratories). Der Hund wurde im Alter von 22 Wochen
euthanasiert. Eine Obduktion wurde nicht durchgeführt.
Welpe 2, weiblich
Symptomatik
Im Alter von 15 Wochen:
Unter symptomatischer Behandlung in Verbindung mit einer Entwurmung
verschwanden die Symptome.
Im Alter von 17 Wochen:
-
beidseitiger, eitriger Nasen- und Augenausfluss
-
reduziertes Allgemeinbefinden
-
deutliche inspiratorische Atemgeräusche
-
produktiver Husten
-
Körpertemperatur: 39,7 °C
Durch symptomatische Behandlung konnte nur eine kurzzeitige Besserung der
Symptome erreicht werden.
Hinzu kamen 10 Tage später:
-
Schmerzhaftigkeit im linken Ellbogen (besonders bei
Rotationsbewegungen)
-
mittelgradige Stützbeinlahmheit
-
Myoklonus im distalen Bereich der linken Vordergliedmaße (weitere
12 Tage später)
Zu diesem Zeitpunkt bestanden immer noch Fieber (39,8 °C) und eine beidseitige
eitrige Konjunktivitis. In den folgenden 2 Wochen verschlechterte sich der
Allgemeinzustand stetig. Die myoklonalen Bewegungen erstreckten sich auf
alle 4 Gliedmaßen, sodass der Hund sich selbst nicht mehr aufrichten konnte.
Obduktion
Im Alter von 22 Wochen wurde der Welpe euthanasiert und am Institut für
Veterinär-Pathologie der Universität Leipzig obduziert. Pathomorphologisch
zeigten sich im Bereich der weißen Substanz des Groß- und Stammhirns neben
einer arealweise deutlichen Vakuolisierung des Neuropils und Schwellung der
Axone (Bildung sogenannter Sphaeroide) zahlreiche aktivierte Gliazellen.
Mehrere intranukleäre eosinophile Einschlusskörperchen in Gliazellen
(▶
Abb.
[1]) festigten
die Verdachtsdiagnose Staupe. Im rechten Sehnerv zeigte sich ebenfalls eine
Gliazellaktivierung, wobei in den Gliazellen multifokal der Verdacht auf
intranukleäre eosinophile Einschlusskörperchen bestand. Als mögliches
Zeichen der pulmonalen Manifestation der Staupeinfektion konnte eine dezente
bis geringgradige interstitielle gemischtzellige Pneumonie diagnostiziert
werden. Die klinisch nachgewiesene Konjunktivitis wurde bestätigt. An beiden
unteren Canini wurde eine Einkerbung im Zahnschmelz festgestellt, die am
ehesten durch eine Schmelzhypoplasie zu erklären war, wie sie nach einer
Staupeinfektion als Teil eines Staupegebisses bekannt ist. In einer
Sammelprobe von Gehirn, Trachea, Lunge, Magen, Darm, Nierenbecken und
Harnblase wurde mittels RT-PCR Staupevirus-spezifische RNA nachgewiesen.
Abb. 1 Großhirnmark. Vakuolisierung des Neuropils, intranukleäres,
eosinophiles Einschlusskörperchen in einer Gliazelle (Pfeil).
Hämalaun-Eosin- Färbung. (© D. Böttcher)
Ob die Schmerzhaftigkeit und Lahmheit der linken Vordergliedmaße ebenfalls auf
die Staupeinfektion zurückzuführen waren, bleibt ungeklärt, denn diese
Gliedmaße wurde nicht pathomorphologisch untersucht. Bisher wurde kein
Zusammenhang zwischen Lahmheiten und natürlicher Staupeinfektion
beschrieben, aber nach experimenteller Infektion konnte das Virus in
Knochenläsionen nachgewiesen werden [[2]].
Welpe 3, männlich
Symptomatik
Dieser Welpe wurde ohne klinische Symptome im Alter von 15 Wochen im Tierheim
Leipzig aufgenommen (▶
Abb.
[2]). Er erhielt zu diesem Zeitpunkt sowie im Abstand von 3
Wochen eine 6 fach-Impfung (inkl. MLV gegen Staupe). 2 Tage nach der 1.
Impfung trat eine beidseitige eitrige Konjunktivitis auf, die mit
antibiotischen Augentropfen erfolgreich behandelt wurde. Eine Woche nach der
Wiederholungsimpfung – ab einem Alter von fast 20 Wochen – fiel ein
Myoklonus der linken Vordergliedmaße und der Atemmuskulatur
auf. Ein Konjunktivalabstrich erbrachte 1049 CDV-RNA-Partikel pro Abstrich,
was jedoch noch im Bereich einer Vakzine-Interferenz lag (Vet Med Labor
GmbH, Division of IDEXX Laboratories). Die myoklonalen Bewegungen breiteten
sich auf die Vorder- und Hintergliedmaßen sowie den Rumpf aus
(▶Video
[
1
]).
Im Alter von 22 Wochen wurden Zahnschmelzhypoplasien erkennbar
(▶
Abb.
[3]).
Abb. 2 An Staupe erkrankter Mischlingswelpe. (© N. Hagendorf)
Abb. 3 Zahnschmelzdefekte als Kennzeichen eines Staupegebisses. (© N. Hagendorf)
Qualität:
Obduktion
Der Hund wurde im Alter von 29 Wochen euthanasiert und am Institut für
Pathologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover obduziert. Das ZNS
war bis auf eine unspezifische fokale, geringgradige Gliose im Bereich des
Stammhirns unauffällig. Im Bereich der Konjunktiven wurde eine geringgradige
follikuläre Entzündung diagnostiziert. Mandibular- und
Mesenteriallymphknoten zeigten eine follikuläre Hyperplasie. Ausgeprägte
Schmelzdefekte der Zähne mit multifokalen braunen Verfärbungen und eine
hochgradige Schwellung der Tonsillen durch eine follikuläre Hyperplasie
deuteten ebenso wie die mittelgradige diffuse, interstitielle,
lympho-histiozytäre Pneumonie auf eine Staupeinfektion hin.
Einschlusskörperchen wurden nicht gefunden. Die endgültige Diagnose konnte
durch den immunhistologischen Nachweis des Staupevirus-Antigens im
konjunktivalen Epithel und in den Ependymzellen gestellt werden.
Bei diesem Welpen muss eine seltene Staupeform, die postvakzinale
Staupeenzephalitis, in Betracht gezogen werden. Möglicherweise
löste die Impfung eine bereits latent bestehende Infektion aus [[1]]. Andere beschriebene Ursachen sind
ungenügend attenuierte Impfstoffe sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit des
Tieres. Symptome des ZNS treten dabei 3–20 Tage nach einer Impfung auf
[[6]]. In diesem Fall betrug diese Zeit
29 Tage. Unter Junghunden bis zu einem Alter von 6 Monaten tritt die
postvakzinale Staupeenzephalitis am häufigsten auf. [[1]]. Das Alter des Tieres könnte für diese
Staupeform sprechen, allerdings weisen die gleichzeitigen Infektionen der
Wurfgeschwister auf eine vor der Impfung liegende Infektion hin. Obwohl die
Ergebnisse der histopathologischen Untersuchung nicht dem klassischen Bild
entsprachen, stellten die klinischen Befunde und der Antigennachweis im ZNS
ausreichende Hinweise für die Diagnose einer Gehirnform der Staupe dar. Ob
es sich um eine postvakzinale oder Wildtypinfektion handelte, kann nicht
abschließend geklärt werden.
Welpen 4 und 5, männlich
Symptomatik
Diese Welpen wurden ebenfalls im Alter von 15 Wochen im Tierheim Leipzig
aufgenommen. Nur einer von ihnen zeigte zu diesem Zeitpunkt klinische
Symptome:
Dieser Welpe konnte nach symptomatischer Behandlung, der andere Welpe
direkt nach Aufnahme und im Abstand von 3 Wochen mit einem 6 fach-Impfstoff
(inkl. MLV gegen Staupe) geimpft werden. Zwei Tage nach der 1. Impfung trat
bei dem anfangs gesunden Welpen eine beidseitige eitrige Konjunktivitis auf,
die mit antibiotischen Augentropfen erfolgreich behandelt wurde. Im Alter
von 22 Wochen fielen auch bei diesen Tieren Zahnschmelzhypoplasien
auf. Die Hunde entwickelten sich altersgerecht, wurden vermittelt und zeigen
1,5 Jahre später keine weiteren Krankheitszeichen.
Gerade bei geimpften Tieren ist die Staupediagnostik eine große
Herausforderung, da die Unterscheidung von Impf- und Feldvirus praktisch
nicht möglich ist [[8]]. Mit Beachtung der
beschriebenen Einschränkungen sind die qualitative und quantitative PCR als
diagnostisches Mittel der Wahl bei der Hundestaupe zu betrachten. Die
beschriebenen Fälle können impfmüden Patientenbesitzern als Beispiel dafür
genannt werden, dass die Staupeimpfung auch in Deutschland immer noch
sinnvoll ist.