Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2015; 22(02): 58
DOI: 10.1055/s-0035-1550293
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Impfgegner vs. Regierung – Poliomyelitis in Pakistan

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. April 2015 (online)

 

    In den ersten 5 Wochen dieses Jahres wurden aus Pakistan bereits 13 Fälle von Poliomyelitis gemeldet, im Verlauf des Vorjahres waren es insgesamt 306 Polioinfektionen. Dies ist der höchste Wert seit dem Jahr 2000. Kinderlähmung tritt damit in Pakistan mit Abstand weltweit am häufigsten auf.

    Lebensgefahr für Impfende

    Ein wesentlicher Faktor, der die Bekämpfung der Poliomyelitis in dem Land so schwierig macht, ist, dass viele Eltern die Impfung ablehnen. Gründe hiervon sind neben religiösen Überzeugungen unter anderem kursierende Gerüchte, laut denen beispielsweise muslimische Kinder durch die Impfung unfruchtbar und impotent gemacht werden sollen oder die Impfkampagnen von der CIA genutzt würden, um die Bevölkerung auszuspionieren. Seit Dezember 2012 wurden in Pakistan 71 Menschen bei der Durchführung von Impfkampagnen erschossen, zuletzt wurde Anfang Februar 2015 ein 4-köpfiger Impftrupp ermordet. Etwa zeitgleich konnte ein weiterer, aus 5 Personen bestehender Impftrupp nur durch ein Feuergefecht aus den Händen von Entführern gerettet werden.


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    Regierungskampagne

    Die pakistanische Regierung hat nun ihrerseits der Krankheit „den Krieg erklärt“ und droht jedem, der seine Kinder nicht impfen lässt, mit Gefängnisstrafen. Dies wird anscheinend auch tatsächlich in einigen Gebieten, die unter der Kontrolle der Regierung stehen, durchgesetzt. So wurde Anfang Februar gemeldet, dass in Peshawar im Nordwesten des Landes 471 Menschen festgenommen wurden und erst wieder freigelassen werden sollen, wenn sie schriftlich zugestimmt haben, ihre Kinder impfen zu lassen.

    Pakistan gehört neben Afghanistan und Nigeria zu den 3 Staaten weltweit, in denen die Kinderlähmung noch endemisch auftritt. Die anderen beiden Länder sind Pakistan jedoch bei der Bekämpfung der Krankheit voraus. So ist in Afghanistan seit Anfang des Jahres erst ein Kind an der Poliomyelitis erkrankt. Der letzte aus Nigeria gemeldete Fall liegt bereits 7 Monate zurück.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quelle: promed


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