Der Klinikarzt 2015; 44(05): 261
DOI: 10.1055/s-0035-1553034
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Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – Neues zur Anti-TNF-Therapie

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Publication Date:
02 June 2015 (online)

 
 

    Zukünftig könnten molekulares In-vivo- Imaging und Spiegelmessungen zu einer individualisierten TNF-Antikörper-Therapie beitragen. Darüber sollte aber nicht vergessen werden, bei konventionell behandelten Patienten Darreichungsformen zu wählen, die die Therapieadhärenz verbessern, und bei Schüben auf eine Clos­tridium-difficile-Infektion zu prüfen.

    Mit einer speziellen Form der Endoskopie und Zuhilfenahme von fluoreszierenden anti-TNF-Antikörpern gegen membranständiges TNF, lässt sich laut Prof. Raja Atreya, Erlangen, vorab klären, wer welche Zielstruktur überexprimiert. Das erlaube eine Vorhersage zum Therapieansprechen. Auch unnötige Nebenwirkungen und Kosten ließen sich so vermeiden – so seine Vision.

    Individualisierte Therapie und Therapiesteuerung

    Einen weiteren Beitrag zur individualisierten Therapie und Therapiesteuerung können Spiegelmessungen bringen, wie Prof. Axel Dignass, Frankfurt am Main, berichtete. Denn hohe anti-TNF-Spiegel deuten auf ein besseres Ansprechen hin, während hohe Anti-Drug-Antikörper (ADA)-Spiegel häufiger mit einem Therapieversagen assoziierte sind. Allerdings seien ADAs nicht notwendigerweise ein Prädiktor dafür, dass eine Aufdosierung nichts bringe, so Dignass. Um das zu beurteilen, seien weitere pharmakokinetische Daten wie AUC oder maximaler Wirkspiegel vonnöten. Ein Hindernis für die breite Anwendung sei bisher, dass die Methodik zur Bestimmung von anti-TNF-Talspiegeln und ADA heterogen und nicht generell vergleichbar sei. Geeignete Cut-Off-Level und Messpunkte müssten zuvor in Studien an definierten Patientenpopulationen ermittelt werden.

    Eine neue, vielversprechende Antikörper-basierte Therapie stellt laut Prof. Stefan Schreiber, Kiel, die Blockade des Adhäsionsmoleküls a4ß7-Integrin dar, da der Integrin-vermittelte Eintritt von Entzündungszellen in die Mukosa unterbunden wird. In Studien zu Etrolizumab wurde eine nachhaltige Remission erzielt, bei Colitis ulcerosa eine Mukosaabheilung. Bei TNF-vorbehandelten Patienten verzögere sich der Wirkeintritt. Relevante systemische Nebenwirkungen seien nicht beobachtet worden, so Schreiber.


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    Henne und Ei bei CED und CDI

    Darmpathogene Keime (aber auch extraintestinale Infekte des Respirationstraktes) können nicht nur eine zuvor latente CED demaskieren, wie Prof. Ludger Leifeld, Medizinische Klinik III, St. Bernward Krankenhaus, Hildesheim, berichtete. Sie können bei CED-Patienten auch zu einem Schub führen. Für eine infektiöse Colitis spreche ein rascher Beginn. Endoskopisch ließen sich eine infektiöse und chronisch-entzündliche Colitis im Zweifelsfall nicht unterscheiden. Dafür bedürfe es einer Histologie mit Nachweis der Kryptenarchitekturstörung und basalen Plasmozytose. Leifeld plädierte dafür, bei CED-Patienten weithin Stuhlkulturen von 3 Proben anzulegen und sie routinemäßig auf Clostridium difficile zu testen. Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) sind bei CED-Patienten 3,75-fach häufiger und gehen mit einer erhöhten Mortalität einher. Umgekehrt sind CED ein unabhängiger Risikofaktor für eine CDI.


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    Thema Compliance

    Angesichts einer Therapieadhärenz von nur etwa 50 % und einem daraus resultierenden deutlich erhöhten Rückfallrisiko sprach sich Prof. Dr. Franz Hartmann, Frankfurt am Main, für Therapieoptionen mit einmal täglicher Gabe aus, beispielsweise einem hochdosierten Mesalazinpräparats wie Salofalk®-Granulat. Mit dieser Dosierung von 1 x 3 g pro Tag konnte bei Patienten mit akuter Proktosigmoiditis eine Remissionsrate von 86 % erzielt werden, während sie unter einer Therapie mit Salofalk®-Tabletten mit einer Dosierung von 3 x 1 g pro Tag nur 55 % betrug.

    Dr. Wiebke Kathmann, München

    Quelle: 26. Interdisziplinäres Symposium „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ anlässlich des 121. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, am 17. April 2015 in Mannheim. Veranstalter: Falk Foundation e. V.


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