Aktuelle Dermatologie 2015; 41(06): 220
DOI: 10.1055/s-0035-1555683
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Morbus Bowen – Der Pathologe ist gefragt

Rezensent(en):
Friederike Klein
Westers-Attema A et al.
Dermatology 2015;
230: 55-61
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Juni 2015 (online)

 

Zur Behandlung des Morbus Bowen stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Einen Konsens über einen Behandlungsstandard gibt es nicht. Die photodynamische Therapie (PDT) ist ein wirksames, nicht invasives Verfahren mit gutem kosmetischen Ergebnis. Wo die Grenzen sind, haben nun A. Westers-Attema et al. untersucht.
Dermatology 2015; 230: 55–61

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Die photodynamische Therapie – eine Alternative zu eingreifenden operativen Eingriffen. (Bild: © manwalk/pixelio.de)

Die Autoren gingen davon aus, dass die PDT möglicherweise bei dickeren In-situ-Plattenepithelkarzinomen oder solchen, die an Haarfollikeln entlang wachsen, wegen der geringen Eindringtiefe der Strahlung weniger wirksam ist. Um diese und andere mögliche Einflussfaktoren für das Rezidivrisiko nach PDT zu untersuchen, analysierten sie retrospektiv klinische und histologische Daten von 85 Patienten mit 98 Tumoren, die zwischen 2002 und 2006 in ihrer Klinik in Maastricht/Niederlande mit einer PDT mit Aminolaevulinsäure (ALA-PDT) behandelt worden waren. Alle histologischen Schnitte wurden erneut begutachtet und in 3 Zellatypie-Grade (mild, moderat und schwer) eingeteilt.

Risikofaktor Nummer 1: Schwere Atypie

Die Patienten waren im Mittel 70 Jahre alt, 52 der 85 Patienten waren Frauen, 12 nahmen immunsuppressive Medikamente ein. Bei 78,6 % (n = 77) fand sich nach 6 bis 12 Wochen eine komplette Remission. In der univariaten Analyse waren ein schwerer Atypiegrad und ein höheres Alter signifikante Risikofaktoren für ein Therapieversagen (jeweils p = 0,03). In der multivariaten Analyse blieb nur die signifikante Assoziation mit der schweren Zellatypie bestehen (p = 0,03; Odds Ratio [OR] 6,66; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,19 – 37,14). Ein statistisch nicht signifikanter Vorteil fand sich für die 2-malige ALA-PDT (Aktilite) gegenüber einer 1-maligen (Waldmann).

Nach einem mittleren Beobachtungszeitraum von 27,6 Monaten hatte sich bei 12 von 98 behandelten Tumoren (12,2 %) ein Rezidiv entwickelt, in 2 Fällen in Form eines Progresses zu einem invasiven, aber nicht metastasierten Plattenepithelkarzinom. 7 Rezidive traten innerhalb der ersten 12 Monate nach der PDT auf. Die univariate Analyse ergab hier wiederum ein erhöhtes Risiko für Patienten in höherem Alter (p = 0,01; OR 1,09; 95 %-KI 1,019 – 1,172). Die Studie lässt keine Rückschlüsse darauf zu, ob der Einfluss des Alters bspw. mit einer verringerten Immunkompetenz im Alter oder biologischen Veränderungen auf die möglicherweise längere Erkrankungsdauer zurückzuführen ist.

Fazit

Bei Morbus Bowen sind eine schwere Zellatypie und ein höheres Lebensalter mit einem erhöhten Risiko für ein Therapieversagen nach PDT assoziiert. Pathologen sollten die Atypie bei Biopsien eines Morbus-Bowen-Tumors ausweisen. Bei schwerer Atypie sollte nach Ansicht der Autoren aufgrund des möglicherweise erhöhten Rezidiv- und Progressrisikos besser eine Exzision erfolgen.


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Die photodynamische Therapie – eine Alternative zu eingreifenden operativen Eingriffen. (Bild: © manwalk/pixelio.de)