Aktuelle Dermatologie 2015; 41(07): 268
DOI: 10.1055/s-0035-1556945
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lupus erythematodes – Neue Immunregulation und Biomarker

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juli 2015 (online)

 

    Wenn Antikörper körpereigene Zellen attackieren, sind Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes (SLE) oder Multiple Sklerose (MS) die Folge. „Deshalb ist eine balancierte Regulation der Aktivität von Plasmazellen lebensnotwendig“, sagt Prof. E. Meinl vom Klinikum der Universität München. Mit seinem Team hat er entdeckt, dass die Überlebensdauer von Plasmazellen reguliert wird, indem ein für diese Zellen wichtiger Überlebensrezeptor abgeschnitten wird. Der abgeschnittene Rezeptorteil kann als neuer Biomarker für Autoimmunkrankheiten dienen, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin Nature Communications berichten.

    Wie lange eine Plasmazelle im Körper überlebt und Antikörper produziert, hängt von ihrem BCMA-Rezeptor und den Überlebensregulatoren BAFF und APRIL ab: BAFF und APRIL aktivieren diesen Rezeptor und lösen ein Signal aus, durch das lebensverlängernde Gene angeschaltet werden. „Wir konnten in Kooperation mit Kollegen aus München, Berlin und Stockholm zeigen, dass das Enzym Gamma-Sekretase als Gegenspieler wirkt, der die Immunreaktion dämpft“, erklärt Meinl. Gamma-Sekretase schneidet den Transmembranrezeptor direkt an der Zellmembran ab. Bisher war es dafür bekannt, dass es die weitere Zerkleinerung von Mem-branproteinen nur dann übernimmt, wenn diese von anderen Enzymen bereits vorgeschnitten wurden. „Wir haben mit BCMA das erste natürliche Substrat der Gamma-Sekretase identifiziert, das direkt geschnitten wird“, sagt Meinl. Der abgeschnittene Teil des Rezeptors ist als lösliches sBCMA nachweisbar.

    SLE ist eine systemische Krankheit, die den ganzen Organismus betreffen kann. Bei SLE-Patienten sind die sBCMA-Werte im Blut erhöht – und zwar umso mehr, je aktiver die Krankheit war. MS dagegen ist eine organspezifische Krankheit, die das zentrale Nervensystem angreift. „Entsprechend waren bei MS-Patienten die sBCMA-Werte im Nervenwasser erhöht“, sagt Meinl. „sBCMA ist also wie der Fußabdruck der stattfindenden Immunreaktion und kann Aufschluss über die Aktivität der Krankheit geben. Daher ist sBCMA geeignet, um als Laborparameter die Effekte verschiedener Therapiestrategien auf Plasmazellen zu erfassen.“

    Dieser Fund könnte auch zu einer optimierten und individualisierten Therapie beitragen, denn B-Zellen und das BCMA/BAFF/APRIL-System stellen sowohl für SLE als auch für MS ein therapeutisches Ziel dar, dessen Blockade die Antikörper-Produktion dämpfen könnte. Für die SLE-Therapie ist bereits ein Wirkstoff gegen BAFF klinisch zugelassen, der allerdings aus bisher unbekannten Gründen nur bei einem Teil der Patienten wirkt. sBCMA könnte in Zukunft zur Optimierung und Kontrolle neuer, aber auch bereits bewährter Therapien beitragen, da es ein Monitoring von Plasmazellen ermöglicht.

    Nach einer Mitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München


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