Aktuelle Dermatologie 2015; 41(07): 272
DOI: 10.1055/s-0035-1558660
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wundheilung – Therapie mit nichtthermischem Plasma

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juli 2015 (online)

 

    Dem Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig ist es in Kooperation mit dem Unternehmen Cinogy und der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen gelungen, eine neuartige Medizintechniklösung zur Therapie von Wunden und Hautkrankheiten zu entwickeln. Plasma, unmittelbar auf der Haut erzeugt, fördert dabei die Wundheilung.

    Ein Team aus Medizinern, Biologen, Physikern und Ingenieuren entwickelte ein Gerät, das erstmals nichtthermisches Plasma bei atmosphärischem Druck direkt auf der Haut erzeugt. Beim patentierten Verfahren wird die Elektrode der Apparatur nahe an die Haut herangeführt. Die Haut wirkt elektrisch als Gegenelektrode. Werden Hochspannungspulse aktiviert, wandeln elektrische Felder die Luft zwischen Elektrode und Haut in nichtthermisches Plasma. Da kaltes Plasma bisher nicht am Menschen angewandt wurde, kam dem IST die zentrale Aufgabe zu, die Verfahrenssicherheit zu bewerten. „Wir haben eine Risiko-Nutzen-Analyse durchgeführt. Die Auswertung aller chemischen und physikalischen Parameter lassen den Schluss zu, dass es keine Bedenken gibt, das Plasma am Menschen einzusetzen“, erläutert Dr. A. Helmke.

    Antiseptische Wirkung und eine verbesserte Wundheilung konnten im Rahmen einer klinischen Studie von Prof. S. Emmert an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen nachgewiesen werden. Den größten Vorteil der Anwendung sieht Prof. Emmert darin, „dass nichtthermisches Plasma die Mechanismen verschiedener Therapien vereint. Durch Plasma erreichen wir jedoch eine bessere Wirkung in kürzerer Zeit.“ Plasma reduziert die Zahl von Keimen auf der Oberfläche der Haut und erhöht durch das elektrische Feld gleichzeitig die Mikrozirkulation der Haut, wodurch sie besser mit Sauerstoff versorgt wird. Dies sind entscheidende Faktoren zur besseren Heilung von Wunden.

    Um die Anwendung flexibel einzusetzen, war es notwendig, ein tragbares Gerät zu entwickeln. „Wir mussten einen Apparat entwickeln, der klein ist, aber hohe Spannungen erzeugt. Das Ergebnis ist nun nur etwa so groß wie ein Laptop und kann über eine normale Steckdose mit 100–230 Volt betrieben werden“, beschreibt Dr. D. Wandke, Geschäftsführer bei Cinogy. Mittlerweile wird das Gerät europaweit vertrieben.

    Nach einer Mitteilung der Fraunhofer-Gesellschaft, München


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