Dialyse aktuell 2015; 19(06): 338
DOI: 10.1055/s-0035-1559834
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hyperphosphatämie – Neuerungen in der Therapie

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Publication Date:
10 August 2015 (online)

 
 

    Da hohe Phosphatspiegel eine wesentliche Rolle bei der Gefäßverkalkung von Dialysepatienten spielen und damit Morbidität und Mortalität entscheidend bestimmen, kommt der Absenkung der Phosphatspiegel eine besondere Bedeutung zu. Eine adäquate Kontrolle des Serumphosphats – neben bilanzierter Phosphatzufuhr und ausreichender Phosphatelimination über die Dialyse – basiert in der Regel auf der Einnahme von oralen Phosphatbindern, erklärte Prof. Helmut Reichel, Villingen-Schwenningen, auf einer Abendveranstaltung im Rahmen des Nephrologischen Seminars in Heidelberg.

    Neben kalziumhaltigen und -freien Phosphatbindern präsentierte Reichel eine Reihe weiterer Substanzen, die die Therapieoptionen zur Phosphatsenkung bei Dialysepatienten in jüngster Zeit erweiterten oder die derzeit in klinischen Studien getestet werden. Er erinnerte auch daran, dass Anfang 2015 das Patent für den nicht resorbierbaren Phosphatbinder Sevelamerkarbonat ausgelaufen ist und mit generischen Produkten eine Reduktion der Therapiekosten auf dem zwischenzeitlich sehr hochpreisigen Phosphatbinder-Markt wahrscheinlich wird.

    Neuigkeiten

    Die ursprünglich zur Bindung von Gallensäuren entwickelte Verbindung Colestilan, die bis dato zur Cholesterinsenkung eingesetzt wurde, bindet auch Phosphat besser als Placebo und wurde daher zur Behandlung der Hyperphosphatämie bei chronischer Nierenerkrankung zugelassen. Der Einsatz in Deutschland wird aber nur eine Episode bleiben, da die Vermarktung eingestellt wird.

    Neu verfügbar ist PA21, ein polymerer Eisen-III-Oxyhydrid basierter Phosphatbinder. Die Senkung des Phosphatspiegels im Serum mit PA21 nach 12-wöchiger Behandlung, ist der Therapie mit Sevelamerkarbonat (z. B. Sevemed®) gleichwertig. Es wurde gezeigt, dass mit PA21 die erforderliche durchschnittliche Tablettenzahl/Tag gesenkt werden kann. In einer multizentrischen Dosisfindungsstudie fanden sich keine Anhaltspunkte für eine klinisch signifikante Eisenüberladung durch PA21.

    In der NoPhos-Studie wird zurzeit Nikotinamid als ein Phosphatbinder mit neuem Wirkprinzip als Add-on bei Patienten mit und ohne Phosphatbindertherapie untersucht. Nikotinamid ist ein Phosphat-Transport-Hemmer, der die aktive Phosphatresorption, die überwiegend im Dünndarm stattfindet, durch Hemmung des Typ-II-(Na-Pi)-Co-Transporters (NaPi-IIb) reduziert. Die Wirksamkeit von Nikotinamid wurde in mehreren nicht kontrollierten Untersuchungen bei Dialysepatienten demonstriert. NoPhos ist eine auf ein Jahr angelegte Phase-III-Zulassungsstudie mit insgesamt 700 Patienten.

    Richard Kessing, Zeiskam

    Quelle: „New Kids on the Block – Veränderungen der phosphatsenkenden Therapieoptionen“ Abendveranstaltung im Rahmen des 39. Nephrologischen Seminars, Heidelberg, 19.03.2015, veranstaltet von der Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn


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