Der Klinikarzt 2015; 44(07/08): 363
DOI: 10.1055/s-0035-1563506
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen – Biomarker zum Monitoring

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Publication Date:
25 August 2015 (online)

 
 

    Beim Management von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) etabliert sich eine neue Therapiestrategie: Man strebt heute eine rasche Eskalation der Therapie an, wenn das vorab definierte Therapieziel innerhalb einer limitierten Zeitspanne nicht erreicht wird, informierte Prof. Marla Dubinsky, New York/USA auf einem Satellitensymposium. Dieses bei Diabetes mellitus oder in der Hochdrucktherapie aufgrund der Prognoseverbesserung bereits bewährte Konzept wird als „Treat to target“ (T2T) bezeichnet.

    Treat to target (T2T)-Konzept in der REACT-Studie

    Das T2T-Konzept hat sich bereits in der REACT-Studie an fast 2000 Patienten mit aktivem Morbus Crohn bewährt. „REACT, in der Patienten zu konventionellem Management oder engmaschiger Nachsorge randomisiert wurden, ist die erste publizierte Studie zu T2T beim M. Crohn“, so Dubinsky. Patienten erhielten initial eine Induktionstherapie mit Steroiden; die Patienten im Arm der engmaschigen Kontrolle wurden bereits nach 4 Wochen reevaluiert. Bei fehlender Remission nach dem Harvey-Bradshaw-Score (HBS) wurden sie direkt auf eine Therapie mit Adalimumab (Humira®) plus Methotrexat oder Azathiopurin umgestellt und danach alle 3 Monate wieder einbestellt. Je nach klinischer Symptomatik wurde eine Therapieeskalation (Dosissteigerung des TNFα-Inhibitors, Switch zum alternativen Immunsuppressivum) vorgenommen.

    Bei der symptomatischen Remission, d.h. HBS ≤ 4 und Steroidfreiheit, zeigte sich über 2 Jahre kaum ein Unterschied zwischen beiden Studienarmen. Anders jedoch bei den harten Endpunkten: Die Zeit bis zur ersten Hospitalisierung, Operation oder Komplikation wurde durch das engmaschige Monitoring signifikant verlängert: Nach 2 Jahren hatten 34,7 % der konventionell, aber nur 27,4 % der engmaschig betreuten Teilnehmer einen dieser Endpunkte erreicht, entsprechend einer Risikoreduktion um 27 % (HR 0,73; p < 0,001). Dubinsky bezeichnete es als wichtig, objektive Parameter zu etablieren, um das Erreichen von Therapiezielen besser erfassen zu können. Symptomfreiheit allein reiche hierfür nicht aus, da die Korrelation zwischen Beschwerdebild und Entzündungsmarkern wie CRP schlecht sei.


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    Fäkales Calprotectin (FC) als Biomarker für ein Therapie-Monitoring

    Als interessanter Biomarker für ein Therapie-Monitoring hat sich mittlerweile fäkales Calprotectin (FC) erwiesen. Das von Neutrophilen synthetisierte Protein wird bei Entzündungsprozessen in der Darmschleimhaut vermehrt synthetisiert und kann quantitativ im Stuhl gemessen werden, berichtete Prof. Michael Kamm, Melbourne/Australien. Er betrachtet den Biomarker als Alternative zu wiederholten, die Patienten belastenden Koloskopien, als Instrument zum Monitoring des Ansprechens und Remissionstiefe sowie für die Vorhersage von Rezidiven. So konnte er zeigen, dass sich durch regelmäßiges Follow-up mittels FC knapp die Hälfte aller Koloskopien einsparen lassen.


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    FIRE-Studie prüft den Stellenwert von FC für das Routine-Management

    Die von AbbVie unterstützte FIRE-Studie prüft den Stellenwert von FC für das Routine-Management im klinischen Alltag. Bislang wurden 525 Crohn-Patienten mit mäßig schwerem bis schwerem Schub rekrutiert, die mit Steroiden, Immunsuppressiva und/oder TNFα-Inhibitoren behandelt wurden. Anhand des FC-Spiegels konnte gut zwischen Patienten in anhaltender Remission oder erneutem Schub differenziert werden: Ein Spiegelanstieg innerhalb der ersten 6 Monate erwies sich als signifikanter Prädiktor für einen späteren Rückfall. „Die Daten unserer noch laufenden Studie weisen darauf hin, dass ein Anstieg dieses Markers dem Auftreten eines klinischen Rezidivs bei Crohn-Patienten vorausgeht“, informierte Dr. Susanna Nikolaus, Kiel. Dieses Ergebnis zur FC-Testung, das jetzt in einer konfirmatorischen Analyse untermauert werden soll, könnte künftig etliche der wiederholten Koloskopien, denen sich CED-Patienten unterziehen müssen, überflüssig machen und eine einfache, Patienten nicht belastende Umsetzung des T2T-Konzepts im Praxisalltag erlauben.

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    (Bild: Fotolia_Fotograf-Emmanuelle Guillou)

    Dr. Katharina Arnheim, Freiburg

    Quelle: Satellitensymposium „The chronic care continuum: shared learnings from paediatric and adult IBD” im Rahmen des ECCO 2015 am 19. Februar 2015 in Barcelona. Veranstalter: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG.


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    (Bild: Fotolia_Fotograf-Emmanuelle Guillou)