Pneumologie 2015; 69(08): 450
DOI: 10.1055/s-0035-1563520
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pneumokokken-Pneumonie – Konjugatimpfstoff auch bei älteren Patienten wirksam

Contributor(s):
Volker Kriegeskorte
Bonte MJM et al.
N Engl J Med 2015;
372: 1114-1125
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Publication Date:
10 August 2015 (online)

 

Eine der Hauptursachen für die ambulant erworbene Pneumonie (Community Acquired Pneumonia, CAP) bei älteren Patienten ist eine Infektion mit Streptococcus pneumoniae. Bei Kindern verhindern Polysaccharid-Konjugatimpfstoffe bereits effektiv Pneumokokken-Erkrankungen. Nun haben M. J. M. Bonten et al. untersucht, ob diese Impfstoffe auch bei Erwachsenen im Alter von 65 Jahren oder älter wirksam sind.
N Engl J Med 2015; 372: 1114–1125

Die CAP verursacht unter Älteren beträchtliche Morbidität und Mortalität. Am häufigsten tritt sie als nicht bakteriämische Erkrankung auf. In etwa 25 % der Fälle liegt eine invasive Pneumokokken-Erkrankung vor. Die Wirksamkeit von Polysaccharid-Konjugatimpstoffen zur Prävention der invasiven und nicht invasiven ambulant erworbenen Vakzinetyp-Pneumokokken-Pneumonie wurde bei älteren Patienten bisher noch nicht bestimmt. Daher führten die niederländischen Forscher eine randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie mit 84 496 Erwachsenen im Alter ab 65 Jahren durch.

Sie evaluierten hierbei die Wirksamkeit eines 13-valenten Polysaccharid-Konjugatimpfstoffs (PCV13) bei der Prävention erster Episoden der invasiven und nicht invasiven ambulant erworbenen Vakzinetyp-Pneumokokken-Pneumonie sowie der nicht bakteriämischen und nicht invasiven ambulant erworbenen Pneumokokken-Pneumonie und der invasiven Pneumokokken-Erkrankung. Die Teilnehmer erhielten im Verhältnis 1 : 1 entweder PCV13 oder Placebo. Zur Identifizierung der Erkrankungen setzten sie Standardlabormethoden und serotypspezifische Tests zur Antigendetektion im Urin ein.

Anhaltende Wirksamkeit der Vakzine

Wie die Analyse (per Protokoll) der ersten Infektions-Episoden, verursacht durch Vakzinetyp-Stämme, erbrachte, trat bei 49 Patienten in der PCV13- und bei 90 in der Placebo-Gruppe eine CAP auf. Das entsprach einer Vakzinewirksamkeit von 45,6 %. Eine nicht bakteriämische und nicht invasive CAP fanden die Untersucher bei 33 Patienten in der PCV13- und bei 60 in der Placebo-Gruppe (Vakzinewirksamkeit: 45 %). Eine invasive Pneumokokken-Erkrankung trat bei 7 Patienten in der PCV13- und bei 28 Patienten in der Placebogruppe auf (Vakzinewirksamkeit: 75 %). Die Wirksamkeit hielt während der gesamten Studie mit einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 3,97 Jahren an.


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Wirksamkeitsnachweis des Vakzines

In einer modifizierten Intent-to-treat-Analyse werteten die Untersucher die Wirksamkeit bei Teilnehmern aus, bei denen spätestens 14 Tage nach der Impfung Episoden von CAP oder invasiver Pneumokokken-Erkrankung einsetzten. Diese Analyse ergab eine ähnliche Wirksamkeit wie die Per-Protokoll-Analyse (Vakzinewirksamkeit entsprechend 37,7, 41,1 und 75,8 %). Dabei trat bei 747 Pa-tienten in der PCV13- und bei 787 in der Placebogruppe eine CAP jeder möglichen Ursache auf (nicht signifikante Vakzinewirksamkeit: 5,1 %). Die Anzahl schwerer Nebenwirkungen bei allen Teilnehmern betrug innerhalb eines Monats nach der Impfung 0,8 % in der PCV13-Gruppe und 0,7 % unter Placebo. In beiden Gruppen lag die Anzahl an Todesfällen bei 7,1 %. Lokale Reaktionen waren in der PCV13-Gruppe häufiger.

Fazit

Die fast 46 %ige Reduktion bei der Vakzinetyp-CAP nach PCV13-Immunisierung weist nach Ansicht der Autoren darauf hin, dass diese Impfung auch bei älteren Erwachsenen zu einer Reduktion der Pneumokokken-Pneumonie beitragen kann. PCV13 verhinderte zwar die Pneumokokken-, Bakteriämie- und Nicht-Bakteriämie-CAP und invasive Pneumokokken-Erkrankungen, nicht jedoch jede CAP.


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