Der Klinikarzt 2015; 44(07/08): 368
DOI: 10.1055/s-0035-1563626
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Postoperative Schmerztherapie – Prozessoptimierungen notwendig

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Publication Date:
25 August 2015 (online)

 
 

    Untersuchungen zur Qualität der Schmerztherapie in deutschen Krankenhäusern haben gezeigt, dass das postoperative Schmerzmanagement einen erheblichen Optimierungsbedarf hat. Interessanterweise sind gemessene Schmerzwerte bei großen Operationen eher geringer, bei kleinen Eingriffen hingegen trotz Behandlung oft unerwartet hoch. Zwar sind Methoden, wie bedarfsadaptierte systemische Schmerztherapie, Regionalanalgesie, Wundrandinfiltration, etc. vorhanden, um dem Akutschmerz zu begegnen, hinsichtlich der Umsetzung eines gezielten postoperativen Schmerzmanagements in der Klinik klafft aber immer noch eine große Lücke, so Prof. Wolfgang Koppert, Hannover, auf einem Pressegespräch. Die Lösung sieht er in einem Qualitätssicherungskonzept analog des Hygienemanagements, basierend auf genau definierten Strukturen und Prozessen, wie diese im QUIPS-Projekt beschrieben sind.

    Schmerzen nach kleinen Eingriffen oft stärker als nach großen OPs

    Die adäquate Schmerztherapie nach einem operativen Eingriff bildet die Basis für die komplikationsfreie Genesung des Patienten, sie beeinflusst aber auch das postinterventionelle Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko, erklärte Prof. Stephan M. Freys, Bremen. Der Akutschmerz, den es zu behandeln gilt, besteht immer aus der Kombination aus dem, was der Patienten quasi bereits „mitbringt“ und den therapiebedingten Schmerzen. Neben einer guten operativen Technik zur Schmerzvermeidung, ist für die erfolgreiche Akutschmerztherapie die aktive Einbeziehung des Patienten im Vorfeld einer geplanten Operation von grundlegender Bedeutung. Denn ein gut informierter Patient zeigt eine bessere Akzeptanz und kooperiert bei der Akutschmerztherapie. Auch die sorgfältige Dokumentation sowohl der Anamnese als auch der Beurteilung der Schmerzstärke im Therapieverlauf, ist für das Schmerzmanagement wichtig und hilft, zum Beispiel eine Überdosierung von Schmerzmitteln zu verhindern.

    Die Ergebnisse des 2005 abgeschlossenen Forschungsprojekts „Schmerzfreies Krankenhaus“ zeigten, dass die postoperativen Schmerzen in den ersten 24 Stunden unter Belastung bei vielen Patienten unakzeptabel hoch sind und oftmals bei kleineren Eingriffen mit vergleichsweise geringerem Gewebetrauma wie Tonsillektomien, Cholezystektomien, Narbenhernienoperationen und Appendektomien vergleichsweise stärker ausfallen, als bei großen Operationen. Immer noch, so Prof. Jürgen Osterbrink, Salzburg, erhalten Patienten in rund 70 % der Kliniken keine optimale Versorgung ihrer Akutschmerzen. Die Lösung liegt nach seiner Auffassung in der fachlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung aller Gesundheitsberufe, besonders aber bei Pflegerinnen und Pflegern durch die Akademisierung der Ausbildung. Darüber hinaus müssten alle Akteure besser vernetzt und ihnen eindeutig definierte Aufgaben- und Verantwortungsbereiche zugewiesen werden.

    Richard Kessing, Zeiskam

    Quelle: Presse-Hintergrundgespräch: „Wertschätzung des postoperativen Schmerzmanagements (POPM) in der Klinik“ am 9. Juni 2015 in Frankfurt. Veranstalter: Grünenthal GmbH.


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