Dialyse aktuell 2015; 19(07): 352-353
DOI: 10.1055/s-0035-1564378
Fachgesellschaften
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fachpflegekräfte

Unverzichtbar in chronischen Dialyseeinheiten
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Publication Date:
22 September 2015 (online)

 
 

Die Bedeutung von Fachpflegekräften bei der Versorgung chronischer Dialysepatienten in Deutschland wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Neben fachlichen Aspekten rücken in letzter Zeit finanzielle Gesichtspunkte zunehmend in den Fokus der Diskussion. Noch gibt es in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt Fachpflegekräfte, doch deren Gewinnung wird zunehmend schwieriger.

Welche Konsequenzen eine steigende Arbeitsbelastung der Fachpflegekräfte für die Patienten bedeutet, hat schon 2008 eine Untersuchung in den USA gezeigt. Den Originaltext finden Sie im Internet unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2845981 [ 1 ].

Zusammenfassung der Studie

Bisher wurde dem Thema Personalbesetzung und Pflege-Outcome in Dialyseeinheiten wenig Aufmerksamkeit geschenkt. In der 2008 veröffentlichten Studie [ 1 ] wird dargestellt, dass mit einem hohen Patienten-Personal-Schlüssel (PPS) und einer erhöhten Zahl von unerledigten Aufgaben die Wahrscheinlichkeit von pflegerisch dokumentierten Zwischenfällen steigt. Unerledigte Aufgaben sind beispielsweise die Überwachung von Patienten, die Koordination der Pflege, die Beaufsichtigung von Mitarbeitern, Patientenaufklärung und Dokumentation, als Zwischenfall werden häufige Blutdruckabfälle, ausgefallene oder verkürzte Behandlungen und Beschwerden von Patienten beschrieben.

Eine Vielzahl von Studien (in den USA) hat bereits belegt, dass in Klinikdialysen bessere Behandlungsergebnisse und weniger Zwischenfälle durch die Besetzung mit Pflegefachkräften erzielt werden. Die vorliegende Studie berichtet über den Einfluss hoch qualifizierter Fachpflegekräfte auf das Pflegeergebnis und die Sicherheit von chronischen Dialysepatienten. Folgende Fragen wurden untersucht:

  • Welche Beziehung besteht zwischen der Besetzung mit Fachpersonal (Fachpflege Nephrologie, RNs: „registered nurses“) und unverrichteten Aufgaben in chronischen Dialyseeinheiten?

  • Wie ist der Einfluss von pflegerischer Besetzung mit Fachkräften und der Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen in chronischen Dialyseeinheiten?

  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Zahl der unerledigten Aufgaben und der Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen in chronischen Dialyseeinheiten?


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Durchführung der Studie

2000 Fachpflegekräfte wurden mithilfe der ANNA (American Nephrology Nurses Association) ausgewählt, davon unterstützten 1015 die Studie durch die Bearbeitung der ausgesandten Fragebögen. Daraus wurden 422 Teilnehmer selektiert, bei denen sich durch die Beantwortung der entsprechenden Fragen das Arbeitsfeld als chronische, nicht klinikbasierte Dialyseeinheit identifizieren ließ.

Fragen aus früher durchgeführten Studien wurden für diese neue Umfrage angepasst und ein Konzept entworfen, um die zu untersuchenden Fragen quantitativ zu erfassen. Beim PPS wurde die Zahl der Patienten in einer Schicht durch die Zahl der Pflegepersonen geteilt. In einer Skala von 0–7 wurden die unerledigten Aufgaben dokumentiert.

In gleicher Form wurde auch die Häufigkeit des Auftretens von Zwischenfällen dokumentiert. Hierbei wurden Aufenthalt in der Notaufnahme bei Überwässerung, das Auftreten von Pneumonien, verschiedene Komplikationen der unterschiedlichen Gefäßzugänge, Stürze, Verwechslungen in der Verabreichung von Medikamenten, Hypotonien, ausgefallene oder verkürzte Behandlung etc. abgefragt.


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Studienergebnisse

Das Ergebnis der Auswertung zeigte:

  • Ein hoher PPS resultierte in häufig verkürzten Behandlungszeiten, ausgefallenen Behandlungen und Beschwerden von Patienten.

  • Es konnte aber kein direkter Zusammenhang zwischen dem Schlüssel und dialysebedingten Hypotonien gefunden werden.

  • Dagegen zeigte sich ein Zusammenhang zwischen einer höheren Zahl von unerledigten notwendigen pflegerischen Aufgaben und einem hohen PPS, dies resultierte in einer höheren Zahl von Zwischenfällen.

  • Insbesondere in der letzten gearbeiteten Schicht dokumentierte unerledigte Aufgaben führten zu einer hohen Zahl von dialysebedingten Hypotonien, verkürzten Dialysen und Beschwerden von Patienten.


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Bewertung der Studie

Studien in Kliniken haben vielfach bewiesen, dass weniger Fachpersonal zu einer höheren Mortalität und geringerern Patientenzufriedenheit führt. In dieser Studie wird der Zusammenhang auch in Bezug auf ambulante Dialyseeinheiten untermauert. Die Studie belegt in fast allen Bereichen, dass hoch qualifiziertes Pflegepersonal den Pflegeprozess verbessert und die Patientenzufriedenheit ebenso wie das Behandlungsergebnis positiv beeinflusst.

Leider finden die Ergebnisse nicht die Zustimmung der Betreiber, weil dies die Betriebskosten für die Dialyseeinheiten steigert. Diese Ansicht sollte aufgrund der beschriebenen Vorteile überdacht werden, insbesondere weil die Anzahl der zur Verfügung stehenden Fachkräfte sinkt.

Letztendlich sind Organisationen im Bereich der Dialyse gefordert, Strategien zu entwickeln, die die Fachpflege stärken und damit Nachteile für Patienten minimieren. Es müssen effektive Modelle gefunden werden, um ein Umfeld zu schaffen, das den reibungslosen Ablauf des Pflegeprozesses fördert.

Einschränkungen der Studienergebnisse finden sich in der Tatsache, dass alle Teilnehmer der Studie Mitglieder einer nephrologischen Organisation (ANNA) sind. Es mag Charakteristika geben, die nur auf Personal zutreffen, das Mitglied dieser Organisation sind. Es ist nötig, diese Studie mit anderen Arbeitnehmern zu replizieren. Zusätzlich beruhen die Ergebnisse der Studie auf Berichten von Pflegepersonal über das Pflegeergebnis. Es müssen Studien bezogen auf Ergebnisse für Einrichtungen und Patienten folgen.


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Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Einsatz von Fachkräften signifikant das Auftreten von Zwischenfällen bei der Behandlung von chronisch nierenkranken Patienten verringert. Staatliche und nephrologische Organisationen sollten Strukturen schaffen, die den Einsatz der unschätzbaren Fähigkeiten von Fachpflegekräften ermöglichen. Das Ergebnis dieser Studie wird und kann sicherlich auch für den Einsatz von Fachpflegekräften in Deutschland gelten. Wir als Fachpflegekräfte sollten, auch im Namen der uns anvertrauten Patienten, uns für einen angemessenen PPS in der Dialyse einsetzen.

Neben dieser wichtigen Quantifizierung müssen wir uns auch für die Qualifizierung der Pflegekräfte eindeutig positionieren. Dabei muss die Fachpflege für die pflegerische Versorgung unserer Patienten eingesetzt werden, denn nur diese Berufsgruppe ist für diese Tätigkeit ausgebildet. Unterstützen Sie uns bei dieser wichtigen Sache durch die aktive Mitarbeit oder durch die Mitgliedschaft in einem Berufsverband. Die pflegerischen Berufsverbände der AfnP und des fnb haben für diese wichtige politische Gremienarbeit die BANP (Bundesarbeitsgemeinschaft Nephrologische Pflege, siehe Artikel ab S. 354) gegründet, um in solchen Fällen mit einer politischen Stimme aufzutreten.

Heike Dierkes, Gescher; Michael Reichardt, Essen


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Geschäftsstelle fnb, Uschi Gaspar
In den Beunen 6, 65479 Raunheim,
Tel.: 0 61 42/40 85 49, Fax: 0 61 42/40 85 51
E-Mail: uschi.gaspar@nephro-fachverband.de,
www.nephro-fachverband.de
Vorstand des fnb:

  • Michael Reichardt (1. Vorsitzender)

  • Jürgen Berner (2. Vorsitzender)

  • Ina Wiegard-Szramek (Schatzmeisterin)

  • Marvin Breckling (komm. Schriftführer)


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  • Literatur

  • 1 Thomas-Hawkins C, Linda Flynn L, Clarke SP. Relationships between registered nurse staffing, processes of nursing care, and nurse-reported patient outcomes in chronic hemodialysis units. Nephrol Nurs J 2008; 35: 123-131

  • Literatur

  • 1 Thomas-Hawkins C, Linda Flynn L, Clarke SP. Relationships between registered nurse staffing, processes of nursing care, and nurse-reported patient outcomes in chronic hemodialysis units. Nephrol Nurs J 2008; 35: 123-131

 
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