Z Orthop Unfall 2015; 153(05): 469
DOI: 10.1055/s-0035-1564952
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tendinitis calcarea – Subacromiale Dekompression bei arthroskopischer Kalkentfernung notwendig?

Contributor(s):
Marc-Frederic Pastor
Clement ND, Watts AC, Phillips C et al.
Short-Term Outcome After Arthroscopic Bursectomy Debridement of Rotator Cuff Calcific Tendonopathy With and Without Subacromial Decompression: A Prospective Randomized Controlled Trial.

Arthroscopy 2015;
DOI: 10.1016/j.arthro.2015.05.015.
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Publication History

Publication Date:
09 October 2015 (online)

 

Ziel dieser prospektiv randomisierten Studie war die Frage der Beeinflussung des klinischen Ergebnisses durch eine subakromiale Dekompression im Rahmen der arthroskopischen Bursektomie und Debridement eines Kalkdepots bei Tendinitis calcarea zu klären.
Clement ND, Watts AC, Phillips C et al. Short-Term Outcome After Arthroscopic Bursectomy Debridement of Rotator Cuff Calcific Tendonopathy With and Without Subacromial Decompression: A Prospective Randomized Controlled Trial. Arthroscopy 2015. doi: 10.1016/j.arthro.2015.05.015

Einleitung

Die Tendinitis calcarea ist ein häufig schmerzhafter Zustand mit erheblicher Funktionseinschränkung für die Schulter. Die Ätiologie ist weitgehend unklar. Von der Tendinitis calcarea betroffen sind insbesondere weibliche Patienten im Alter von 30 bis 60 Jahren. In 90 % der Fälle kann eine Remission mittels konservativer Maßnahmen erzielt werden. Einige Patienten zeigen jedoch anhaltende Symptome trotz der ausgedehnten konservativen Therapie, so dass eine chirurgische Intervention notwendig wird. Aktuell wird in der Literatur kontrovers diskutiert, ob eine zusätzliche subakromiale Dekompression sinnvoll bzw. notwendig ist.

Ziel dieser prospektiven randomisierten kontrollierten Studie von Clement et al. war es zu beurteilen, ob die arthroskopische Bursektomie und Debridement des Kalkdepot mit oder ohne subakromialen Dekompression das funktionelle Ergebnis der Operation beeinflusst. Hypothese war es, dass es hierbei keinen Unterschied im funktionellen Ergebnis gibt.


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Methoden

Innerhalb von 4 Jahren wurden 80 Patienten in die Studie eingeschlossen, von denen 40 Patienten eine Bursektomie sowie arthroskopische Entfernung des Kalkdepots sowie eine zusätzliche subakromiale Dekompression erhielten. Bei den anderen 40 Patienten wurde lediglich eine Bursektomie sowie arthroskopische Entfernung des Kalkdepots ohne Dekompression durchgeführt. Von den Patienten wurde das Geschlecht, Alter, BMI und Dauer der Symptome erfasst. Zur Beurteilung der Schulterfunktion wurden die analoge Schmerzskala (VAS), der Fragenbogen „short form 12“ (SF-12), DASH und Constant Murley (CS) Score präoperativ und ein Jahr postoperativ herangezogen. Die Operationen wurden von einem Operateur durchgeführt.


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Ergebnisse

Es wurden 21 männliche und 59 weibliche Patienten mit einem mittleren Alter von 49 Jahren (32–75 Jahre) in die Studie eingeschlossen. Die mittlere Nachuntersuchungszeit betrug 13 (12–15 Monate) Monate. Es gab keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Geschlecht, Alter, BMI, Länge von Symptomen oder präoperativer Befunden zwischen den Gruppen. Insgesamt wurde für beide Gruppen eine signifikante Verbesserung der Schmerzen VAS (p < 0.001) und den Score-Werten des DASH (p < 0.001) und CS (p < 0.001) im Vergleich des präoperativen und ein Jahr postoperativen Zustandes festgestellt. Es konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen für bei Schmerz (VAS) (p = 0.57), DASH (p = 0.93), SF-12 (p = 0.58) oder CS (p = 0.27) nach einem Jahr gezeigt werden. Es traten in beiden Gruppen keine schwerwiegenden bzw. operativ revisionsbedürftigen postoperativen Komplikationen im Nachuntersuchungszeitraum auf.

Diese Studie hat gezeigt, dass die kurzfristigen funktionellen Ergebnisse der Patienten mit Tendinitis calcarea nach arthroskopischer Bursektomie und Debridement des Kalkdepots nicht durch eine zusätzliche subakromiale Dekompression beeinflusst werden.


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Kommentar

Es handelt sich um eine valide Studie mit kurzfristigen Ergebnissen, jedoch bleibt abzuwarten, ob auch in einem längeren Nachuntersuchungszeitraum keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen auftreten. Kritisch zu betrachten ist eine fehlende postoperative radiologische Kontrolle und das keine Subgruppenanalyse erfolgte. Insbesondere müssten dabei die Patienten mit einer typischen Impingementsymptomatik betrachtet werden. Ob diese Patienten nicht doch von einer zusätzlichen subakromialen Dekompression profitieren würden, kann mit den vorliegenden Daten nicht abschließend beurteilt werden.


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