Pneumologie 2016; 70(12): 826-830
DOI: 10.1055/s-0036-1596076
Abstract
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwere Unverträglichkeitsreaktion unter Crizotinib bei ALK-positivem, metasiertem NSCLC

P Löser
1   Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Helios Klinikum Erfurt
,
B Mross
1   Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Helios Klinikum Erfurt
,
H Lapp
2   Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin, Helios Klinikum Erfurt
,
JU Bauer
1   Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Helios Klinikum Erfurt
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Publication History

Publication Date:
08 December 2016 (online)

 
 

    Das fortgeschrittene nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom wird bei vorliegender aktivierender EGF-Rezeptormutation oder ALK-rearrangement mit spezifischen Tyrosinkinase-Inhibitoren behandelt. Erkrankungsprogress oder Unverträglichkeiten führen zu Therapiemodifikation oder Abbruch.

    Die Aufnahme des 75-jährigen Patienten erfolgte wegen nächtlicher Synkope mit Sturz und Kopfplatzwunde nach prodromalem Schwindel auf dem Weg zur Toilette. Im April 2016 wurde ein ossär metasiertes NSCLC gesichert. Nach schlechter subjektiver Verträglichkeit des ersten Zyklus Chemotherapie erfolgte bei ALK-Positivität die Umstellung auf Crizotinib. Die Therapie war bislang gut vertragen worden.

    Bei jetziger Aufnahme wurde ein symptomatisches cerebrales Geschehen durch CCT ausgeschlossen. Das EKG zeigte einen bradykarden SR von 49/min und eine QT-Zeit Verlängerung auf 640msec. Auffällig waren zudem eine drastische Erhöhung von Transaminasen und Bilirubin mit GPT 6,4 µmol/l (Ref. < 0,57), Gesamtbilirubin 50 µmol/l (Ref. < 21).

    Im Staging CT zeigte sich eine subtotale Rückbildung des Primärtumors und der mediastinalen Lymphknotenmetastasierung bei konstantem Befund der ossären Beteiligung,, zusäzlich geringer Aszites. Kein Hinweis auf neu aufgetretene abdominelle, insbesondere hepatische Metastasierung, einschließlich in der Abdomensonografie.

    Unter telemetrischer Überwachung zeigten sich die QT-Verlängerung unter Crizotinibauslaß bis hin zur Normalisierung rückläufig, desgleichen die Bradykardie. Rückläufigkeit der Leberwerterhöhung. Die Crizotinib-Therapie wurde aufgrund der Nebenwirkungen definitiv beendet.

    Diskussion: Bei ALK-positivem NSCLC besteht eine hohe Ansprechrate unter ALK-TKIs bei i.d.R. guter Verträglichkeit. Das Nebenwirkungsprofil von Crizotinib und Ceritinib ist vergleichbar. Neben der medikamentös verursachten Pneumonitis, die zum Absetzen eines ALK-TKIs zwingt, muss bei typischen kardialen Nebenwirkungen wie symptomatischer Bradykardie oder QT-Zeit Verlängerung mit oder ohne hierdurch verursachte Rhythmusstörungen Dosisreduktion oder Absetzen in Betracht gezogen werden. Zum Therapiebeginn sind kurzfristige Kontrollen von Labor und EKG sowie gezielte Anamnese im Hinblick auf potentiell schwerwiegende Nebenwirkungen unerlässlich.


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    No conflict of interest has been declared by the author(s).