Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(10): S1-S13
DOI: 10.1055/s-0037-1604710
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langzeitergebnisse der Sehnenverlängerung bei Patienten mit endokriner Orbitopathie nach Dekompression

M Oeverhaus
1   Zentrum für Augenheilkunde, Sehschule, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
M Fischer
1   Zentrum für Augenheilkunde, Sehschule, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
D Dekowski
1   Zentrum für Augenheilkunde, Sehschule, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
S Mattheis
2   Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik Essen, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
J Esser
1   Zentrum für Augenheilkunde, Sehschule, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
A Eckstein
1   Zentrum für Augenheilkunde, Sehschule, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen
V Michael Oeverhaus
Zentrum für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Essen
Sehschule
Hufelandstr. 55
45147 Essen
Deutschland   
Telefon: Tel: 49-201-7238-2300   

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Oktober 2017 (online)

 
 

    Bei sehr großen konvergenten Schielwinkeln nach knöcherner Orbitadekompression reichen einfache Rücklagerungen der Mm. recti medialis nicht aus. Sehnenverlängerungen mit bovinem Perikard (Tutopatch®) sind eine Möglichkeit der Schielwinkelkorrektur. Ziel dieser Studie war die Untersuchung der Langzeitergebnisse (≥5 Jahre) nach einer solchen ein- oder beidseitigen Sehnenverlängerung.

    Methoden:

    In den Jahren 2002 – 2012 wurden n = 60 Patienten mittels einer uni- oder bilateralen Sehnenverlängerung korrigiert. Diese wurden für eine Langzeitkontrolle eingeladen (mind. 5 Jahre Follow-up). Bei der orthoptischen und ophthalmologischen Untersuchung wurde das BES Feld ermittelt und quantifiziert (Score nach Sullivan et al. 1991). Für die Bemessung des Erfolgs wurden postoperativer Schielwinkel, BES Feld und die horizontale Motilität bewertet. Der Dosis-Wirkungs-Effekts wurde für die 3 Monats- und Abschlusskontrolle berechnet.

    Ergebnisse:

    Von allen n = 60 Patienten lagen 3 Monats und 1 Jahres Ergebnisse vor. Weitere 22 Patienten erschienen zur Langzeitkontrolle. Es wurden Schielwinkel von +12,5 ° bis +45 ° operiert. Es erfolgte im Median eine Sehnenverlängerung um 12 mm. Dabei zeigte sich eine geringere Dosis-Wirkungsbeziehung und eine höhere Variabilität im Vergleich zur einfachen ein- oder beidseitigen Medialis-Rücklagerung (1 °/mm – identisch für 3 Monats und Langzeitkontrolle). Bereits 3 Monate postoperativ konnte bei 64% der Patienten ein Schielwinkel von ± 4 ° erreicht werden. Nach einem Jahr waren es 86%. Nach 5 Jahren zeigte sich bei 88,9% (8/9) nach unilateraler Medialisverlängerung ein PKW taugliches BES Feld (davon n = 1 mit Prismenbrille, n = 1 mit leichter KZH < 10 °). Bei bilateraler Medialissehnenverlängerung zeigten 100% (12/12) mind. ein zentrales 20 ° großes BES Feld (PKW). Darunter war 1 Patient, bei dem im Anschluss noch eine Resektion des M. rectus externus notwendig wurde. 1 Patient erhielt im Langzeitverlauf eine einseitige Medialis-Wiedervorholung. 2 Patienten hatten eine korrekturbedürftige (Prismen) divergente Schielstellung in der Nähe.

    Diskussion:

    Die Sehnenverlängerung des M. rectus medialis ist eine sichere und erfolgreiche Therapiemöglichkeit für Patienten mit großen Schielwinkeln nach knöcherner Dekompression. Auch nach 5 Jahren zeigte sich eine gute Langzeitstabilität bei fast allen Patienten. Bei niedrigerem Dosis-Wirkungseffekts muss eine größere Strecke im Vergleich zur einfachen Medialis-Rücklagerung operiert werden.


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    V Michael Oeverhaus
    Zentrum für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Essen
    Sehschule
    Hufelandstr. 55
    45147 Essen
    Deutschland   
    Telefon: Tel: 49-201-7238-2300