Einleitung:
Neuartige Analysemethoden und eine starke Zunahme der Rechenleistung haben in den
letzten Jahren ermöglicht, wertvolle Einsichten aus immer größeren Datenbeständen
zu extrahieren (Big Data). Während sich in der Onkologie beispielsweise aus der Genomsequenzierung
neue Wege zum Verständnis von Krebserkrankungen und deren personalisierter Therapie
eröffneten, wird Big Data in der Chirurgie bisher kaum genutzt.
Ziele:
Nutzung von Big-Data-Technologien zur Analyse der Prozesse in integrierten Operationssälen
zur Verbesserung der Prozesse in der Chirurgie.
Methodik:
Für die Datensammlung installierten wir einen Datalogger in einem klinisch genutzten
OP, der das laparoskopische Video und Daten der Medizingeräte im integrierten Operationssaal
OR1™ (Karl Storz GmbH, Tuttlingen, Deutschland) aufzeichnete.
Die Aufzeichnungen wurden exemplarisch hinsichtlich des Operationsverlaufs annotiert.
Verschiedene quelloffene Big-Data-Softwarebibliotheken wurden in einer gemeinsamen
Analyseumgebung integriert.
Ergebnisse:
Es wurden 58 Datensätze (entsprechend 65 laparoskopischen OPs) verschiedener Eingriffe
(Kolorektal, Magen, Ösophagus, Pankreas) wurden aufgezeichnet. Die mittlere Dauer
der Datensätze war 4:28h (1:06 bis 12:56h) entsprechend jeweils 1 – 3 Operationen.
Bei 9 Operationen erfolgte eine Konversion zum offenen Vorgehen. Im Mittel wurden
die Gerätedaten von 8,59 Geräten (6 bis 10) aufgezeichnet, was 661.889 Datenpunkten
je Datensatz entsprach (56.770 bis 2.242.971). Insgesamt wurden 38.389.596 Datenpunkte
und 259:07h laparoskopisches Video aufgezeichnet (41,6 Datenpunkte pro Sekunde).
Die gesammelten Daten wurden mithilfe der Analyseumgebung ausgewertet und ermöglichten
die Identifikation einzelner Operationsphasen sowie die Simulation mehrerer Operationssäle
als Beispiel eines integrierten Operationstrakts.
Schlussfolgerung:
Die Aufzeichnung von Medizingerätedaten im Operationssaal wurde erfolgreich umgesetzt.
Die gesammelten Daten erlauben wertvolle Einblicke in den Verlauf laparoskopischer
Operationen. Zukünftig könnte durch einen integrierten Operationstrakt und Big Data
im OP die Prozesssteuerung und Dokumentation verbessert werden.