Fragestellung:
Durch die hohe Prävalenz von Brustkrebs in Deutschland und die wachsende Lebenserwartung
von Menschen mit Behinderung sind diese beiden Bereiche in Kombination ein Thema,
welches es differenzierter zu untersuchen gilt.
Methoden:
Im Rahmen einer zur Zeit laufenden multizentrischen Querschnittsstudie werden im Jahr
2017 Patienten mit primärem Mammakarzinom (N = 575, Stand 12.04.17), die in einem
von der Ärztekammer Westfalen-Lippe zertifizierten nordrhein-westfälischen Brustzentrum
operiert worden sind, mit dem Kölner Patientenfragebogen für Brustkrebs (KPF-BK 3.0)
befragt. Hierbei werden auch Daten zur Behinderung der Patienten erhoben.
Ergebnisse:
Von den bisher N = 575 befragten Patienten geben n = 119 an eine Behinderung zu haben.
Erste deskriptive Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit Behinderung im Durchschnitt
6 Jahre älter sind als Patienten ohne Behinderung (Median 66 Jahre vs. 60 Jahre).
Der Großteil der Behinderungen geht auf körperliche Einschränkungen zurück (65%) und
ist durch eine Erkrankung im Laufe des Lebens erworben (74%). Die Brustkrebserkrankung
bei Patienten mit Behinderung wird seltener innerhalb des Mammografie-Screenings diagnostiziert
als bei Patienten ohne Behinderung (25% vs. 34,5%). Brustkrebspatienten mit Behinderung
erhalten häufiger eine Mastektomie ohne Rekonstruktion (16,1% vs. 26,7%) und seltener
eine brusterhaltende Therapie (74,9% vs. 66,4%). Vergleicht man die psychosoziale
Situation der Patienten mit und ohne Behinderung, wird ersichtlich, dass Patienten
mit Behinderung im Mittel eine signifikant höhere Progredienzangst aufweisen.
Schlussfolgerungen:
Wissenschaftliche Untersuchungen zur Thematik sind national und international rar.
Die hier vorgelegten ersten Ergebnisse zeigen, dass sich Krebspatienten mit und ohne
Behinderungen in vielfacher Hinsicht unterscheiden und unterschiedliche medizinische
und psychosoziale Bedarfe haben.