Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605917
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bewältigungsarbeit pflegender Angehöriger in Erleben von und Umgang mit Demenz

A Bretschneider
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Magdeburg
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Das Syndrom Demenz ist eine chronisch-progressive Erkrankung ohne kurative Therapiemöglichkeiten. Pflegende Angehörige sind maßgeblich in die Versorgung von Menschen mit Demenz involviert und dabei vielfältig gefordert. Sie im Bewältigungsprozess zu unterstützen ist ein wichtiger Ansatz in der medizinischen Betreuung demenzkranker Menschen. Ziel der Arbeit war, Alltagsbewältigungsmechanismen pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz verständlich darzulegen.

    Methoden:

    Zehn narrative Angehörigeninterviews wurden geführt und inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet. Angelehnt an die Grounded Theory wurden Bedingungen und Strategien der Alltagsbewältigung herausgearbeitet.

    Ergebnisse:

    Entscheidende Bedingungen für die Alltagsbewältigung der pflegenden Angehörigen waren Demenzcharakter, Erkrankungs- und Betreuungsalter, Gesundheitszustand, Beziehungsgestaltung, häusliche Aufgabenteilung, Wohnort, persönliche Netzwerke, finanzielle Situation und biografisch bedingte Erfahrungsschätze. Die Einbeziehung von Unterstützungsstrukturen erwies sich als wichtige Strategie der Alltagsbewältigung. Analytisch konnten Laiennetzwerk und medizinprofessionelles Netzwerk unterschieden werden. Der Informationsfluss über Unterstützungsangebote verlief unkoordiniert und uneinheitlich. Sozialer Hintergrund und Persönlichkeitsstruktur waren entscheidende Faktoren für die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten. Ärztliche Betreuung wurde als hilfreich empfunden, wobei die Art der Gesprächsführung bedeutendes Kriterium für die Behandlungszufriedenheit war.

    Schlussfolgerungen:

    Wirkungsvolle Unterstützung pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz muss Herausforderungen und Ressourcen der individuellen Betreuungssituation beachten. Hausarztpraxen und Krankenhäuser können mit strukturiertem Informationsangebot über Unterstützungsmöglichkeiten als wichtige Drehscheiben innerhalb des Versorgungssystems fungieren.


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