Die optimale Therapiesequenz stellt eine große Herausforderung bei Patienten mit fortgeschrittenem
nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) ohne Treibermutation oder PD-L1 Hyperexpression
dar. Rasches Therapieversagen und Toxizität der platinhaltigen Therapie führ häufig
zum kurzfristigen Abbruch der Erstlinie. Zur Analyse der optimalen Steuerung der Therapiesequenz,
unter Einsatz der effektivsten Medikamentenfolge, liegen im deutschsprachigen Raum
nur unzureichend Untersuchungen vor.
Der GTDS-basierte Datensatz des Lungenkrebszentrums (LKZ) der Ev. Lungenklinik wurde
auf Indikatoren des raschen Tumorprogresses ausgewertet. Die Kohorte bestand aus 2130
Patienten mit Stadium IIIB – IV, die 2005 – 2015 mit einer platinhaltigen Erstlinientherapie
behandelt wurden. In der Detailanalyse wurden nach der Histologie (Adeno-Plattenepithel-Grosszellig-Kleinzellig)
unterteilt.
Der Anteil der Patienten mit NSCLC, die nur 1 – 3 Zyklen Chemotherapie erhalten haben
47,8%. Nach Ausschluss primärer Analyse der Treibermutationen sank der Anteil. In
52,2% aller Patienten war ein dokumentierten Progress zu verzeichnen. 12% innerhalb
von drei Monaten und 18% innerhalb von 3 – 6 Monaten. Bei SCLC Patienten betrug die
Quote 10,5/19,5%. Signifikant unterschiedlich war die Analyse der Patienten, die nur
1 – 3 Zyklen bzw. 3 – 6 Zyklen Erstlinientherapie erhalten haben. Die Patientenkohorte,
die länger eine Erstlinietherapie erhalten hat, qualifiziert sich auch in einem höheren
Anteil für eine Zweitlinientherapie (47,8%). Der Anteil der Patienten, die eine Zweitlinie
erhielten, stieg von 2012 bis 2015 von 33% auf über 50%.
Studienergebnisse deuten darauf hin, dass rasches Therapieversagen ein Indikator ist
für den Einsatz von antiangiogenetisch wirksamen Zweitliniensubstanzen. Die vorliegenden
Daten belegen, dass rascher Tumorprogress ein wichtiger Marker zur Identifikation
des Risikoprofils von Lungenkarzinompatienten ohne steuerbare Treibermutationen ist.
Dieser Marker kann den Therapieentscheid wesentlich unterstützen und sollte durch
eine umfassende molekulare und immunhistochemische Analyse flankiert werden. Patienten
mit plattenepithelialer NSCLC Histologie wiesen das höchste Risikoprofil eines raschen
Therapieversagens auf.