Gesundheitswesen 2018; 80(04): 413
DOI: 10.1055/s-0038-1639284
POSTERPRÄSENTATION
Umweltmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erkrankungsrisiken und Sterblichkeit durch Hitze(-wellen) – Daten aus Frankfurt am Main im Kontext internationaler Untersuchungen

K Steul
1   Gesundheitsamt Frankfurt, Hygiene und Umweltmedizin, Frankfurt, Germany
,
L Latasch
2   Gesundheitsamt Frankfurt, medizinische Gefahrenabwehr Frankfurt am Main, Germany
,
HG Jung
2   Gesundheitsamt Frankfurt, medizinische Gefahrenabwehr Frankfurt am Main, Germany
,
U Heudorf
1   Gesundheitsamt Frankfurt, Hygiene und Umweltmedizin, Frankfurt, Germany
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 
 

    Hitzewellen gewinnen durch den Klimawandel an Bedeutung. Sie verursachen gesundheitliche Beeinträchtigungen und führen zu einer Zunahme der Sterblichkeit. 2003 kam es zu einer „Hitzewelle“ ungewöhnlich intensiven Ausmaßes in Zentraleuropa. In der Folge wurden in Deutschland in vielen Regionen sogenannte Hitzeaktionspläne ins Leben gerufen. Die Sensibilität gegenüber intensiven Hitzeperioden stieg allgemein. Das Gesundheitsamt Frankfurt am Main analysierte in den folgenden Jahren die Mortalitätsdaten der Stadt Frankfurt am Main, um den Einfluss des Hessischen Hitzeaktionsplanes beurteilen zu können. Dabei wurde die Excess-Mortalität während verschiedener Hitzewellen analysiert. Es zeigte sich, dass die Excess-Mortalität der Hitzewelle 2003 ungewöhnlich stark in ihrer Ausprägung war (2003 +77,8% gegenüber 2015 +38,1%). Es werden Erklärungsansätze diskutiert u.a. die ungewöhnlich lange Dauer der Hitzewelle 2003.

    Mit dem Ziel, die Wirkung einer Hitzewelle auf die menschliche Gesundheit zu untersuchen, analysierte das Gesundheitsamt Frankfurt/Main auch Daten des webbasierten IVENA Systems (Interdisziplinärer Versorgungsnachweis). Dieses registriert Krankenhauseinweisungen mit Angabe der Einweisungsdiagnose per Rettungsdiensteinsatz. Analysiert wurden die Einweisungen im Stadtgebiet Frankfurt am Main in den Monaten Juni-August 2014 – 2016. Dieser Zeitraum beinhaltet eine Hitzewelle im Juli 2015 (> 32 °C für wenigstens 5 Tage in Folge). Es zeigte sich an den Hitzewelle-Tagen eine Zunahme der Krankenhauseinweisungen (sog. Exzess Morbidität) von 22%. Bei Betrachtung der „Hitze-assoziierten Erkrankungen“ (Exsikkose, Synkope, unklares Fieber, Hitzeerschöpfung) zeigte sich eine Zunahme von über 300%. Auch außerhalb der Hitzewelle war eine Korrelation zwischen Einweisungen und Temperatur nachweisbar. Die Akuteinweisungen per Rettungsdiensteinsatz scheinen ein valider Parameter zur Darstellung der Morbiditätssteigerung an Hitzetagen zu sein.

    Allgemein ist der internationale Vergleich von Hitzedaten schwierig, da es erhebliche Unterschiede gibt z.B. in der Definition einer Hitzewelle oder zwischen den untersuchten Bevölkerungsgruppen. Ziel des Beitrags soll sein, einen internationalen Vergleich zu den Frankfurter Daten zu geben. Des Weiteren sollen Lösungsansätze zum Umgang mit Hitzeepisoden in der Großstadt diskutiert werden.


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