CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2018; 97(S 02): S68
DOI: 10.1055/s-0038-1639947
Abstracts
Lernen am Fall / Learning based on Case Reports

Ungewöhnlicher Fremdkörper im Mittelohr – Eine Herausforderung

MS Otte
1   HNO-Klinik der Uniklinik Köln, Köln
,
C Heneweer
2   Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Köln
,
KB Hüttenbrink
1   HNO-Klinik der Uniklinik Köln, Köln
,
M Grosheva
1   HNO-Klinik der Uniklinik Köln, Köln
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung:

    Ohrverletzungen durch einen Fremdkörper betreffen zumeist das äußere Gehörgang und das Trommelfell. Bei mittelohrpenetrierenden Fremdkörper stellen die enge anatomische Lagebeziehung von A. carotis interna und Vena jugularis zu Innen- und Mittelohrstrukturen eine Herausforderung dar, wie durch diesen Fall einer Mittelohrverletzung mit einer Haushaltsschere eindrucksvoll geschildert wird.

    Fall:

    Eine 55-jährige wache und ansprechbare Patientin wurde in unsere Klinik eingeliefert, nachdem sie sich in suizidaler Absicht eine Schere in den rechten Gehörgang gestoßen hatte. Die Patientin zeigte keine otologischen Symptome, keinen Spontannystagmus und keine Fazialisparese. CT-morphologisch perforierte die Schere das Trommelfell, ihre Spitze passierte die Gehörknöchelchenkette und den N. facialis und projizierte sich zwischen die A. carotis interna, den Bulbus venae jugularis und die Cochlea. Aufgrund metallischer Artefakte im CT konnte eine Lazeration der intrakraniellen Gefäße trotz KM-Gabe nicht ausgeschlossen werden. Wir entschieden uns, die Schere unter angiographischer Kontrolle mit der Option einer Gefäßembolisation in einer Intubationsnarkose zu entfernen. Die Angiografie vor und nach Entfernung der Schere konnte die Unversehrtheit der Gefäße bestätigen. Im Anschluss führten wir die Exploration des Mittelohres und eine Tympanoplastik durch.

    Fazit:

    Die Nähe der durch das Felsenbein verlaufenden Gefäße erschwert das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei Fremdkörpern im Mittelohr. Ein solcher Fall erfordert enge Zusammenarbeit von Anästhesie, Radiologie und chirurgischen Disziplinen. Kann im CT eine intrakranielle Gefäßverletzung nicht sicher ausgeschlossen werden, stellt eine Angiografie eine sinnvolle diagnostische und therapeutische Intervention dar.


    #

    Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

    Dr. Martin Sylvester Otte
    HNO-Klinik der Uniklinik Köln,
    Gebäude 23, Kerpener Str. 6250937,
    Köln

    Publikationsverlauf

    Publikationsdatum:
    23. Mai 2018 (online)

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