Rofo 2018; 190(S 01): S23
DOI: 10.1055/s-0038-1641305
Vortrag (Wissenschaft)
Herzdiagnostik/Gefäßdiagnostik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Darstellung kongenitaler Gefäßveränderungen bei Contergangeschädigten

J Weinrich
1   Zentrum für Radiologie und Endoskopie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
,
L Well
1   Zentrum für Radiologie und Endoskopie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
,
E Tahir
1   Zentrum für Radiologie und Endoskopie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
,
R Beyer
2   Schön Klinik Hamburg Eilbek, Anästhesie und Intensivmedizin, Hamburg
,
M Lindemann
2   Schön Klinik Hamburg Eilbek, Anästhesie und Intensivmedizin, Hamburg
,
U Wilke
3   Philips GmbH, Anwendungstraining, Hamburg
,
G Adam
1   Zentrum für Radiologie und Endoskopie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
,
G Lund
1   Zentrum für Radiologie und Endoskopie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
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Further Information

Publication History

Publication Date:
17 April 2018 (online)

 
 

    Zielsetzung:

    Contergan, ursprünglich als Beruhigungsmittel eingesetzt, führte zu einer der größten Skandale der Medizingeschichte. Heutzutage wird die Zahl der Geschädigten in Deutschland auf ca. 2400 beziffert. Neuste Studien berichten über eine Hemmung der Angiogenese durch Thalidomid, inwiefern möglicher Gefäßschäden bei erwachsenen Geschädigten bestehen ist unklar. Die vorliegende prospektive Studie soll mögliche kongenitalen Gefäßvarianten und Organmalformationen mittels nativer MR-Angiografie erfassen.

    Material und Methoden:

    Eine prospektive native MR-Angiografie wurde bei 78 Contergangeschädigten (28 Männer, 50 Frauen; 55 ± 1 Jahre) durchgeführt. Die Bilder wurden bei 3T (Ingenia, Philips) mittels balanced turbo field echo Sequenzen akquiriert. Der Scanbereich umfasste die supraaortalen Gefäße, die gesamte Aorta sowie die inguinalen Gefäße und wurde in sagittaler und koronaler Schnittführung angefertigt.

    Ergebnisse:

    Bei 58/78 Probanden (74%) wurden insgesamt 99 Gefäßvarianten diagnostiziert. Die meisten vaskulären Varianten waren renal (68) und supraaortal (31). Hierbei fanden sich doppelt (29) und dreifach (5) angelegte Nierenarterien, retroaortale Nierenvenen (15) und gedoppelte Nierenvenen (11). Truncus bicaroticus (17) und eine direkt aus dem Aortenbogen abgehende Vertebralarterie (9) waren die häufigsten supraaortalen Varianten. Zwei Patienten hatten eine doppelte Vena cava inferior (VCI) und bei jeweils vier Patienten drainierte die Nierenvene in die V. iliaca communis und die Nierenarterie entsprang der A. iliaca communis. 15 der Probanden hatten insgesamt 16 Organmalformationen, davon 12 Nierenanomalien (Nierenagenesie: 4; Beckenniere: 4; Malrotation: 3; Doppelniere: 1 und 5 Gallenblasenagenesien.

    Schlussfolgerungen:

    Bei 74% der Geschädigten konnten wir, teils seltene, Gefäßvarianten erkennen. Das Wissen um Gefäßvarianten und Organmalformationen bei Geschädigten kann wichtig für spätere mögliche Eingriffe sein, wobei weiterführende Studien mit höherer Fallzahl notwendig sind um mögliche Muster zu erkennen.


    #

    Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.