Zielsetzung:
Evaluation einer neu entwickelten computerassistierten Diagnose (CAD)-Software für
Knochenalterbestimmungen im Vergleich mit der Greulich Pyle (GP) Atlas-Methode. Zusätzlich
wurde der Einfluss der Carpalen auf die Knochenalterbestimmung untersucht.
Material und Methoden:
Unsere retrospektive Studie wurde von der institutionellen Ethikkomission genehmigt.
Daten von klinisch indizierten Röntgenuntersuchungen der linken Hand und Handgelenks
von 305 pädiatrischen Patienten wurden in die Studie inkludiert. Gesamtknochenalter,
Knochenalter des distalen Radius sowie der Carpalen wurden von drei unabhängigen,
verblindeten Radiologen bestimmt und zusätzlich mittels der CAD-Software berechnet.
Pearson Produkt-Moment-Korrelationen, Bland-Altman Diagramme, quadratische mittlere
Abweichungen (rmsd) sowie weitere Regressionsanalysen wurden im Rahmen der statistischen
Analyse berechnet. Die Interrater-Reliabilität wurde mittels Fleiss-Kappa bestimmt.
Ergebnisse:
Insgesamt 305 Röntgenaufnahmen der linken Hand und des Handgelenks von 305 Kindern
wurden analysiert (durchschnittliches chronologisches Alter: 10,21 Jahre; Spanne 1
– 18 Jahre), von denen 172 männlich (durchschnittliches chronologisches Alter: 10,61
Jahre; Spanne 1 – 18 Jahre) und 133 weiblich (durchschnittliches chronologisches Alter:
9,62 Jahre; Spanne 1 – 18 Jahre) waren. Das Gesamtknochenalter betrug 9,76 Jahre (CAD)
und 9,81 Jahre (GP) bei einer sehr hohen Korrelation zwischen beiden Methoden (r =
0,985; rmsd 0,49 Jahre). Das durchschnittliche Knochenalter des distalen Radius lag
bei 9,50 Jahre (CAD) und 9,82 Jahre (GP) (r = 0,963). Das durchschnittliche Knochenalter
der Carpalen war 9,94 Jahre (GP). Die statistische Analyse zeigte eine signifikant
höhere Korrelation zwischen Gesamtknochenalterwerten und Knochenalterwerten des distalen
Radius (r = 0.969) als zwischen Gesamtknochenalterwerten und Knochenalterwerten der
Carpalen (r = 0,923) (P < 0,001). Die Interrater-Reliabilität im Rahmen der Knochenalterbestimmung
des distalen Radius war exzellent (κ= 0,98), während sie bei Knochenalterbestimmungen
der Carpalen als nur gut eingestuft werden konnte (κ= 0,79).
Schlussfolgerungen:
Eine neu entwickelte CAD-Software erlaubt präzise automatische Knochenalterbestimmungen.
Die Knochenaltermessung der Carpalen zeigte eine vergleichsweise niedrigere Präzision
und Interrater-Reliabilität. Knochenalterbestimmungsverfahren, welche das Knochenalter
ohne Berücksichtigung der Carpalen berechnen, sind möglicherweise akkurater als Methoden,
die die Carpalen in die Analyse einbeziehen wie die GP-Methode.