Rofo 2018; 190(S 01): S88-S89
DOI: 10.1055/s-0038-1641506
Poster (Wissenschaft)
Neuroradiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Angiografische Abklärung von inzidentellen Aneurysmen: Ist die Panangiografie noch gerechtfertigt?

M Herzberg
1   LMU München, Neuroradiologie, München
,
F Dorn
1   LMU München, Neuroradiologie, München
,
C Schichor
2   LMU München, Neurochirurgie, München
,
H Brückmann
1   LMU München, Neuroradiologie, München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. April 2018 (online)

 
 

    Zielsetzung:

    Vor Festlegung einer Behandlungsstrategie bei inzidentellen unrupturierten intrakraniellen Aneurysmen (UIA) wird in der Regel eine Panangiografie (4-Gefäß-Angiografie) durchgeführt. Ob diese klinische Praxis tatsächlich Vorteile bringt, ist bislang nicht untersucht. DIe Leitlinien sind nicht eindeutig.

    Material und Methoden:

    106 Patienten mit einem UIA in der MRT (TOF- oder CE-MRA) wurden prospektiv eingeschlossen. Die MR-Angografie wurde vor der DSA von zwei Neuroradiologen befundet und die Anzahl und Lokalisation von Aneurysmen dokumentiert. Anschließend wurde bei allen Patienten eine Panangiografie durchgeführt und mit der MRA korreliert.

    Ergebnisse:

    Bei 106 Patienten wurden 134 Aneurysmen angiografisch detektiert. In der MRT waren 5 kleine Aneurysmen nicht diagnostiziert worden (AcomA: 2 × 2 mm; Mediabifurkation: 2 × 3 mm; Pcom: 1,6 × 1,7 cm; 2x extradurale ACI: 2,9 × 3 mm; 3 × 3 mm;). Sensitivität: 96,3%. 4 der Aneurysmen bei Patienten mit multiplen (> 2) Aneurysmen. Bei 1 Patienten mit singulärem Aneurysma in der MRA zeigte die Angiografie ein weiteres sehr kleines Mediabifurkations-Aneurysma. Bei 1 Untersuchung trat eine Komplikation (Vertebralis-Dissektion) ohne neurologisches Defizit auf.

    Schlussfolgerungen:

    Die MRA (TOF oder ceMRA) zeigt intracranielle Aneurysmen mit hoher Sensitivität (96%) bei singulärem Aneurysma in der MRA. Bei Patienten mit multiplen Aneurysmen werden einzelne kleine Aneurysmen übersehen. Unsere Ergebnisse deuten daraufhin, dass bei den meisten Patienten eine gezielte Angiografie eines Gefäßes ausreicht. Dadurch sinkt potentiell das Risiko für Komplikationen, die Untersuchungsdauer und die Strahlenexposition für Patient und Personal, während Patientenkomfort und Effizienz steigen. Zur Beurteilung der Geometrie, Lagebeziehung und räumlichen Orientierung bedarf es weiterhin die DSA als Goldstandard. Patienten mit multiplen Aneurysmen sollten eine Panangiografie erhalten.


    #

    Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.