Veränderungen im Prostaglandinsystem als Risikofaktor für die arterielle Thrombose
H Sinzinger
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Abteilung für Nuklearmedizin an der II. Medizinischen Universitätsklinik und Atheroskleroseforschungsgruppe (ASF) am Institut für Medizinische Physiologie der Universität Wien, Österreich
Die Defekte (a-d), die angeboren, erworben oder aber assoziiert Vorkommen, zeigen, daß stets bei Erkrankungen der arteriellen Strombahn eine Kombination im Sinne einer gesteigerten Thrombozytenfunktion vorliegt. Sind diese Defekte vererbt, liegt stets nur einer isoliert vor, aber auch er betrifft im Regelfall das arterielle System. Nimmt man die Häufigkeit des Auftretens dieser Störungen zusammen, so findet man diese bei mehr als 20% der Gesamtbevölkerung; nimmt man die Defekte allein, so liegen diese etwa um 1%. Wir sind derzeit daran, die Häufigkeiten in Screening-Untersuchungen der Erwachsenen exakt festzustellen.
Alle diese Defekte im Prostaglan- dinsystem stellen unseres Erachtens einen Risikofaktor für die Entstehung arterieller Gefäßveränderungen und Thrombosen dar. Die sehr spekulative und hypothetische Auflistung soll aber deutlich machen, daß auch in den nächsten Jahren noch nicht bekannt sein wird, ob diese Veränderungen als bedeutende pathogenetische Faktoren einer arteriellen Thrombose oder aber nur als seltene Defekte in die praktisch-klinische Diagnostik bzw. Therapie Eingang finden werden. Ohne diese Informationen sind auch therapeutische Interventionen, die auf dem Prostaglandinsystem basieren, noch zu unreif, um in einem größeren Rahmen Anwendung zu finden.
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