Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): 622
DOI: 10.1055/s-0038-1655521
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Falsch-hohe Sexualhormonmessung in der Postmenopause – ein Fallbericht

F Kotzur
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
,
M Schmidmayr
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
,
F Kleinsorge
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
,
V Seifert-Klauss
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
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Publication History

Publication Date:
25 June 2018 (online)

 
 

    Eine 59-jährige Patientin stellte sich zur weiteren Abklärung bei erhöhten Estradiol- und Progesteronwerten bei uns vor, die im Rahmen einer allgemeinen Vorsorgeuntersuchung aufgefallen waren. Die Patientin gab keinerlei Beschwerden an. Anamnestisch bestanden keine Vorerkrankungen und es wurde keine Dauermedikation angegeben. Menopause vor 14 Jahren, seither keine vaginale Blutung.

    Bei der klinischen und sonographischen Untersuchung ergab sich ein unauffälliger postmenopausaler Befund mit einer Endometriumbreite von < 5 mm und beidseits kleinen Ovarien. Keine Raumforderung im Becken abgrenzbar.

    Mittels des Electrochemiluminescent Immunoassays (ECLIA) Elecsys® (Firma Roche) wurden folgende Laborwerte bestimmt:

    17ß-Estradiol 595,4 pg/ml, Progesteron 25 ng/ml, FSH 45,2 IU/l, LH 27,7 IU/l.

    Inhibin B < 10 ng/l (DSL – EIA).

    Bei Inkongruenz der Parameter erfolgte eine erneute Bestimmung durch ein externes Labor mittels des Chemiluminescent Magnetic Immunoassays (CLIA) Architect-i2000® (Firma Abbott). Hierbei ergaben sich unauffällige postmenopausale Hormonwerte:

    17ß-Estradiol < 10 pg/ml, Progesteron < 1 ng/ml.

    Auf Nachfrage gab die Patientin an, täglich ein Nahrungsergänzungspräparat für besseres Haar- und Nagelwachstum einzunehmen. Dieses enthält unter anderem 150 µg Biotin. Beim ECLIA Elecsys von Roche erfolgt die quantitative Bestimmung der Sexualhormonkonzentration im Serum mithilfe von spezifischen biotinylierten Antikörpern. Dadurch kann es bei erhöhter Biotinzufuhr zu Interaktionen mit dem Testsystem kommen, was zu falsch hohen Messergebnissen führen kann. Das Architect-System arbeitet dagegen mit Akridium-Konjugat und interagiert somit nicht mit Biotin.

    Dieser Fall zeigt, dass Laborwerte nicht isoliert betrachtet, sondern im klinischen Kontext bewertet und gegebenenfalls überprüft werden sollten.


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