Zusammenfassung und zukünftige Entwicklungen
Die große Bedeutung der Methoden mit synthetischen Substraten für die Hämostaseologie ist unbestritten. Viele Parameter können damit einfach und zuverlässig bestimmt werden.
Frühere Störfaktoren der Teste, z.B. Unspezifität und schlechte Löslichkeit der Substrate, Fibrinbildung, Instabilität der Enzyme und Substrate, sind eliminiert. Trotzdem wird die größte Anzahl der Gerinnungsanalysen heute noch mit Koagulometer-Methoden durchgeführt. Dagegen werden Parameter, die neu entdeckt wurden (z.B. Protein C), oder deren klinische Bedeutung früher unbekannt war (AT III), überwiegend mit den neuen Methoden bestimmt. Die Ursache für das Überdauern der Koagulo-meter-Methoden ist sicher die für das allgemeine Gerinnungslabor ungewohnte Technologie, für die häufig auch nicht die notwendige apparative Ausstattung vorhanden ist.
Die immer noch höheren Kosten der photometrischen Teste spielen ebenfalls eine berechtigte Rolle. Dieser Punkt wäre sicher zu beeinflussen mit der Durchführung der Basisanalysen, wie Quick-Wert, APTT und Fibrinogen, sowie häufig bestimmter Spezialparameter, wie AT III, Protein C und Plasminogen, an Photometern und Automaten, mit denen auch klinisch-chemische Parameter analysiert werden. Die leichte Durchführbarkeit der Methoden an Geräten des klinisch-chemischen Labors, speziell an Automaten, die für klinisch-chemische Methoden konzipiert wurden, führt aber auch zu organisatorischen Problemen und Kompetenzfragen.
Man kann heute mit einiger Sicherheit annehmen, daß die Methoden mit chromogenen Substraten die Koagulo-meter-Methoden zukünftig stark zurückdrängen werden, falls nicht ganz neue Prinzipien für hämostaseologi-sche Analysen gefunden werden, wofür es derzeit keinerlei Anzeichen gibt.
Eine sicher nicht aufzuhaltende Entwicklung wird die Durchführung chromogener Substratmethoden mit Hilfe der sogenannten »Trockenchemie« sein. Die Trockenchemieverfahren haben für zahlreiche klinisch-chemische Parameter bereits einen so hohen Grad an Zuverlässigkeit und Präzision erreicht, daß man sich dieser Methodik trotz großer anfänglicher Skepsis nicht mehr verschließen kann. Dieses zwar noch recht teure Verfahren ist für schnell durchzuführende Einzelanalysen sehr gut geeignet (64, 75). Sicher wird das Verfahren in Zukunft auch für größere Analysenserien einsetzbar sein.
Ebenso ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Quick-Wert aus einer kapillären Blutprobe innerhalb weniger Minuten mit einem Teststreifen bestimmt werden kann. Damit zeichnet sich ab, daß die Kontrolle der oralen Antikoagulanzientherapie in der Praxis des niedergelassenen Arztes zuverlässiger durchführbar sein wird. Hohe Qualität der Teststreifen vorausgesetzt, werden auch die Quick-Werte verschiedener Laboratorien weniger Differenzen untereinander aufweisen.
Allerdings wird sich bei der Erweiterung der »Trockenchemie« auf Gerinnungsparameter dann für die Hämostaseologie die gleiche Frage wie für die Klinische Chemie stellen, nämlich inwieweit durch das trockenchemische Verfahren eine Dezentralisierung der Analytik einsetzt und damit die Kontrolle durch einen speziell ausgebildeten Hämostaseologen entfällt. Diese zukünftige Entwicklung sollte ein weiteres Argument für eine intensive hämostaseologische Ausbildung der Ärzte sein.