Zielsetzung:
Hydrokolpos und Hydrometrokolpos sind seltene Fehlbildungen, die bei kongenitaler
Stenose oder Verschluss der Vagina auftreten. Pränatal präsentiert sich der Hydro(metro)kolpos
typischerweise als retrovesikale, teils septierte hypoechogene Raumforderung im unteren
Abdomen. Die pränatale Differentialdiagnose von intraabdominalen, zystischen Raumforderung
ist schwierig und umfasst die fetale Hydronephrose, fetale Ovarialzysten, das vordere
zystische Teratom, Kloaken-Fehlbildungen, die Megazystis, Leberzysten, anteriore Meningozelen
und Hydro(metro)kolpos.
Methoden und Patienten/Materialien:
20 Fälle mit einer pränatalen Diagnose von Hydro(metro)kolpos oder Hydrokolpos mit
oder ohne assoziierte Fehlbildungen in einem 17-Jahres-Zeitraum (2000 – 2017) in zwei
großen tertiären Referenzzentren (Universitäten Bonn und Köln, Deutschland) wurden
retrospektiv ausgewertet. In allen Fälle erfolgte eine vollständige pränatale Untersuchung.
Eine post mortem oder post partum Untersuchung zur Überprüfung der Ultraschall Ergebnisse
wurde in allen Fällen durchgeführt
Resultate:
Das durchschnittliche mütterliche Alter bei der Diagnose betrug 31 Jahre. Die Diagnose
wurde im Median mit 30+4 SSW (IQR25,75: 27 + 4, 32 + 0), die früheste mit 20+6 Wochen, die späteste mit 37+2 SSW gestellt.
Keine der Diagnosen wurden im ersten Trimester, nur eine der Diagnosen wurde im Zweit-Trimester-Screening
und die Mehrheit der Diagnosen wurden im späten zweiten (5 Fälle) oder dritten (14
Fälle) Trimester gestellt. Alle 20 Feten zeigten die typische zystische Struktur hinter
der fetalen Blase. Als zusätzliche Fehlbildungen zeigten sich vor allem Urogenitalfehlbildungen
[Kloakenfehlbildung in 10/20 Feten (50%), Uterus didelphys mit Vagina Duplex in 5/20
Feten (25%) und Nieren-Fehlbildungen in 3/20 Feten (15%)]. Enterolithiasis zeigte
sich in 1/20 Feten, Aszites in 11/20 Feten, Hexadaktylie in 4/20 Feten (20%). Herzfehler
traten in 4/20 Feten (20%) auf. Zwei Feten (10%) zeigten eine einzelne Nabelarterie
(SUA). Intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR) wurde in 2/20 Föten (10%) beobachtet.
Nach der Beratung entschieden sich 2 von 20 Eltern für die Beendigung der Schwangerschaft,
in drei Fällen zeigte sich im Schwangerschaftsverlauf ein intrauteriner Fruchttod
(IUFT). 15 Kinder wurden lebend in einem Median von 35+3 SSW (IQR25,75: 34+4, 37+1) geboren. Bei allen Kindern wurden die pränatal diagnostizierten Fehlbildungen
bestätigt.
Diskussion:
Diese Ergebnisse illustrieren das Spektrum der Erkrankung in der pränatalen Diagnostik.
Da keiner der Feten in unserer Kohorte einen anormalen Karyotyp zeigte, erscheinen
detailliertere genomische Methoden wie das Next-Generation-Sequencing gerechtfertigt,
um die genetische Ursache zu eruieren.