Hintergrund:
Der Verzehr von Fleisch wird in Studien aus vielen Teilen der Welt mit Männlichkeit
assoziiert. Männer konsumieren mehr Fleisch und stehen auch dem Verzehr von Fleisch
positiver sowie einer fleischlosen Ernährungsweise kritischer gegenüber als Frauen.
Wir untersuchten, inwieweit sich Reaktionen aus dem sozialen Umfeld auf männliche
und weibliche VegetarierInnen unterscheiden und ob diese Reaktionen eine Barriere
für die Aufrechterhaltung einer vegetarischen Ernährung darstellen.
Methoden:
Insgesamt nahmen 25 Personen (18 Frauen und sieben Männer zwischen 19 und 60 Jahren)
an der Untersuchung teil. Die Befragten hatten gerade erst ihre Ernährung umgestellt
oder lebten schon bis zu 20 Jahren vegetarisch. Es wurden 30 leitfadengestützte, themenzentrierte
Interviews durchgeführt, die sich unter anderem auf Reaktionen des sozialen Umfelds
auf die Ernährungsweise bezogen. Die Auswertung der Interviews orientierte sich an
der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015).
Ergebnisse:
Beide Geschlechter berichteten von positiven und negativen Reaktionen auf ihre Ernährungsweise.
Kategorien beinhalteten unter anderem Fragen der Vereinbarkeit von „Männlichkeit“
mit vegetarischer Ernährung und das „Verwöhnen“ von Söhnen durch die Fleischgerichte
ihrer Mütter. Ein männlicher Kollegenkreis, ein fleischfokussiertes soziales Umfeld
und das Leben im ländlichen Raum wurden von beiden Geschlechtern als Herausforderungen
bei der Umstellung auf vegetarische Ernährung genannt.
Schlussfolgerungen:
Die Ergebnisse stützen frühere Studien, wonach eine vegetarische Ernährung im sozialen
Umfeld kontrovers aufgenommen und kommentiert wird. Frauen berichteten von Kritik
an dieser Ernährungsform aus ernährungsphysiologischen Gründen, während Männer angaben,
zusätzlich genderbezogene Reaktionen erlebt zu haben. Public Health Professionals
können Männer bei einer vegetarischen Ernährung unterstützen, indem sie Vegetarismus
mit Eigenschaften wie Selbstbestimmung und Autonomie in Verbindung bringen.