Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e6
DOI: 10.1055/s-0038-1667885
SYMPOSIEN
Aktuelle Studien zur Rolle Sozialer Unterstützung für Gesundheit und Wohlbefinden (Symposium der AG „Psychosoziale Einflüsse auf die Gesundheit“ der DGMS)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Depression und Männlichkeit – psychosoziales Gesundheitshandeln von Männern mit depressiver Erkrankung. Qualitative Ergebnisse aus der MenDe-Studie

T Staiger
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
M Stiawa
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
A Müller-Stierlin
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
K Reinhold
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
H Gündel
2   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm, Deutschland
,
T Becker
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
P Beschoner
2   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm, Deutschland
,
M Panzirsch
3   Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, BKH Donauwörth, Donauwörth, Deutschland
,
K Frasch
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
3   Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, BKH Donauwörth, Donauwörth, Deutschland
,
S Krumm
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die aktuelle Befundlage zu Depression bei Männern zeichnet häufig ein eindimensionales Bild, z.B. dass Männer sich im Verhältnis zu Frauen vermehrt sozial zurückziehen und Hilfen des professionellen sowie des sozialen Umfelds nicht oder zu spät annehmen. Jenseits stereotyper Vorstellungen zum „typisch männlichen“ Gesundheitsverhalten ist jedoch nur wenig über den unterschiedlichen Umgang von Männern mit einer depressiven Erkrankung in Deutschland und über den daraus folgenden Hilfebedarf bekannt. Das Erkenntnisinteresse der Studie orientiert sich an der Abbildung eines mehrdimensionalen Verständnisses von Gesundheitshandeln bei Männern mit depressiver Erkrankung, in dem subjektive Krankheitstheorien in Bezug auf die Depression, ihrer Bewältigung sowie Erfahrungen im sozialen Umfeld und Hilfesystem in den Blick genommen werden. Auf dieser Grundlage werden Empfehlungen für die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung abgeleitet.

    Material & Methoden:

    Auf Basis einer latenten Klassenanalyse quantitativer Befunde werden an Depression erkrankte Männer hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu einer Klasse, bestehend aus bestimmten Männlichkeits- und beruflichen Orientierungsmustern, identifiziert und anschließend mithilfe von biografisch-narrativen Interviews befragt (n = 35). Für eine Analyse werden hermeneutisch-rekonstruktive Verfahren eingesetzt. Neben inhaltlichen Aspekten erfolgt eine sequenzielle Textanalyse auf der Ebene der Interaktion zwischen Interviewer und der befragten Person (a), der Semantik (b), der Syntaktik (c) sowie der Erzählfiguren (d), wobei auf sprachlich kommunikative Verfahren, wie der Agency-Analyse, zurückgegriffen wird.

    Ergebnisse:

    Es werden vorläufige Ergebnisse bezogen auf drei Themenbereiche des psychosozialen Umgangs von Männern mit depressiver Erkrankung präsentiert: (1) Subjektive Krankheits- und Gesundheitstheorien in Bezug auf die Entstehung einer Depression. (2) Umgang mit und Bewältigung von einer depressiven Erkrankung, z.B. in Bezug auf das soziale Umfeld. (3) Fördernde und hindernde Faktoren der Suche und Inanspruchnahme von psychiatrisch-psychotherapeutischen Hilfen.

    Diskussion:

    Die Ergebnisse schließen eine Wissenslücke zur (Versorgungs-)Situation depressiv erkrankter Männer und leisten mit einer Analyse zur Vielfalt von Männlichkeitsentwürfen einen Beitrag zu einem differenzierten Bild der „männlichen Depression“.

    Schlussfolgerung:

    Auf dieser Grundlage können spezifische Anforderungen für die Praxis psychiatrischer und psychosozialer Hilfen formuliert werden, um den „blinden Fleck“ in der sozialpsychiatrischen Männergesundheitsforschung und -versorgung zu schließen.


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