Einleitung:
In der Kindheit und der Adoleszenz gehören Essstörungen zu den häufigsten chronischen
psychischen Erkrankungen und gehen mit schwerer Behandelbarkeit, ungünstigen Verläufen
und hohen Behandlungskosten einher. Präventive Maßnahmen werden daher als erforderlich
erachtet. Ziel des BMBF-Projekts „LooP“ (# 01EL1403, Laufzeit 2014 – 2017) war u.a.
die Untersuchung von Langzeiteffekten des Präventionsprogramms „PriMa“ (Primärprävention
Magersucht) in Thüringen.
Material & Methoden:
Die zwischen 2006 und 2009 durchgeführte Evaluation des Programms als Kontrollgruppen-Design
mit drei Messzeitpunkten mit den standardisierten Messinstrumenten EAT-26D und FbeK
wurde um einen vierten Messzeitpunkt per Onlinebefragung der ehemaligen Schülerinnen
ergänzt [1]. Zur Beschreibung von förderlichen und hinderlichen Faktoren der Implementierung
wurden teil-standardisierte Interviews mit den Projekt-Lehrkräften (N = 12) durchgeführt
[2].
Ergebnisse:
Von ursprünglich 1.553 teilnehmenden Schülerinnen konnten die Daten von N = 100 im
Rahmen der Onlinebefragung ausgewertet werden. Es zeigte sich kein Effekt beim Essverhalten
(EAT-26D), aber ein signifikanter stabilisierender Effekt innerhalb der Interventionsgruppe
beim Körperselbst (FbeK). Eine dauerhafte Implementierung des Programms hängt von
zeitlichen Spielräumen sowie der Unterstützung durch Schulleitung und Kultusministerium
ab.
Diskussion:
Die signifikante Stabilisierung des Körperselbstwertes spricht für den langfristigen
Nutzen von PriMa. Aufgrund des Rücklaufs von weniger als 10% kann ein Selektions-Bias
bei den Ergebnissen der Online-Befragung jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse dieser ersten Langzeitevaluation einer primärpräventiven Intervention
bei Essstörungen über einen 8-Jahres-Zeitraum in Deutschland sind ermutigend im Hinblick
auf die Möglichkeit der Stabilisierung des Körperselbstwertes als wichtigem gesundheitlichen
Schutzfaktor.
Literatur:
[1] Adametz, L., Richter, F., Strauß, B., Walther, M., Wick, K., & Berger, U. (2017).
Long-term effectiveness of a school-based primary prevention program for anorexia
nervosa: A 7-to 8-year follow-up. Eating Behaviors, 25, 42 – 50.
[2] Adametz, L., Richter, F., Preußer, J., Muehleck, J., Wick, K., Strauss, B., &
Berger, U. (2017). Implementation of the school-based prevention programs PriMa and
Torera for eating disorders: a long-term qualitative analysis of barriers and facilitators.
Mental Health & Prevention, 8, 7 – 13.