Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e43
DOI: 10.1055/s-0038-1667989
POSTER
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Informiertheit von Rehabilitanden in einer beruflich orientierten medizinischen Rehabilitationsmaßnahme aus Rehabilitanden- und Behandlersicht – eine qualitative Pilotstudie

M Lukasczik
1   Universität Würzburg, Abteilung für Medizinische Psychologie, Würzburg, Deutschland
,
C Gerlich
1   Universität Würzburg, Abteilung für Medizinische Psychologie, Würzburg, Deutschland
,
HD Wolf
1   Universität Würzburg, Abteilung für Medizinische Psychologie, Würzburg, Deutschland
,
H Vogel
1   Universität Würzburg, Abteilung für Medizinische Psychologie, Würzburg, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Über Erwartungen, Informationsstand und -defizite bei Rehabilitanden hinsichtlich einer medizinischen Rehabilitation ist bislang wenig bekannt. Es ist belegt, dass sich Rehabilitanden teilweise nicht (gut) auf eine medizinische Rehabilitation vorbereitet fühlen und bestehende Informationsangebote oft als zu schwer verständlich eingestuft werden. Dies ist vor allem für die beruflich orientierte medizinische Rehabilitation (MBOR) mit ihrem expliziten Arbeits- und Erwerbsbezug problematisch. Ziel der vorgestellten Pilotstudie war es, einen ersten Überblick über die Informiertheit von MBOR-Rehabilitanden zu liefern.

    Material & Methoden:

    Es wurden vier leitfadengestützte Fokusgruppen mit MBOR-Rehabilitanden und mit Behandlern in zwei medizinischen Reha-Einrichtungen (Orthopädie; Psychosomatik) durchgeführt. Befragt wurden N = 15 Rehabilitanden der o.g. Indikationen sowie N = 14 Behandler (Berufsgruppen: Psychologe; Physiotherapeut; Sozialarbeiter; Arzt; Sporttherapeut; Ergotherapeut; Berufspädagoge).

    Ergebnisse:

    Aus Rehabilitandensicht bestanden Erwartungen an die Rehabilitation primär hinsichtlich der Verbesserung des Funktions- bzw. Gesundheitsstatus, berufsbezogene Themen wurden nicht explizit genannt. Der retrospektiv eingeschätzte Informationsstand zu Inhalten und Zielen einer MBOR-Maßnahme war heterogen. Rückblickend wurden kaum wesentliche Informationsdefizite beschrieben, die den Verlauf der Rehabilitation beeinträchtigt hätten. Berufsbezogene Inhalte wurden auch hier nicht explizit genannt. Als wichtige Informationsquelle wurden Rehabilitationseinrichtungen benannt. Aus Behandlersicht war die Informiertheit von Rehabilitanden heterogen mit unterschiedlichen Erwartungen; diese hatten nur teilweise einen Bezug zu berufsbezogenen Themen. Wissensdefizite wurden in berufsbezogenen wie auch in anderen Themenbereichen beschrieben. Wahrgenommene Barrieren bezüglich einer besseren Informiertheit waren personenbezogener ((Reha-)Motivation) und struktureller Art (mangelnde Vorinformation).

    Diskussion:

    Die Einschätzungen von Rehabilitanden und Behandlern konvergieren dahingehend, dass der Informationsstand unterschiedlich ausfällt, Erwartungen an die Rehabilitation sowie Informationsdefizite sich nicht mehrheitlich auf berufsbezogene Themen beziehen und eine bessere Vorabinformation als hilfreich angesehen wird. Aus Behandlersicht spielen motivationale Faktoren eine zentrale Rolle.

    Schlussfolgerung:

    Ein möglicher Ansatzpunkt für eine optimierte Informationsvermittlung ist (neben der Entwicklung von Informationsmedien oder Schulungsangeboten für niedergelassene Ärzte) die Entwicklung und Evaluation eines Question Prompt-Verfahrens zur Förderung der Informationsgewinnung. Letzteres soll in einem Folgeprojekt umgesetzt werden.


    #