Z Gastroenterol 2018; 56(08): e331
DOI: 10.1055/s-0038-1669003
Kurzvorträge
Gastroenterologische Onkologie
Kolorektales Karzinom: Screening, Prävention, molekulare Grundlagen, Biomarker – Donnerstag, 13. September 2018, 13:40 – 14:44, 21a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intervallkarzinome nach initialer Vorsorgekoloskopie in einer gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis (GP). Häufigkeit und Ursache

D Hüppe
1   Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Deutschland
,
M Hinz
1   Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Deutschland
,
M von der Ohe
1   Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Deutschland
,
I Wallner
1   Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Deutschland
,
G Felten
1   Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Deutschland
,
J Zemke
1   Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Deutschland
,
A Tannapfel
2   Ruhr-Universität Bochum, Pathologie Ruhr, Bochum, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2018 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Die Darmkrebsvorsorge mittels Koloskopie wurde im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) im Oktober 2002 eingeführt. Jeder beschwerdefreie Versicherte hat Anspruch auf 2 Vorsorgekoloskopien innerhalb von 10 Jahren ab dem 56. Lebensjahr. Dieses Programm ist effektiv. Dennoch werden bei einzelnen Menschen im Abstand von deutlich weniger als 10 Jahren trotz stattgehabter Vorsorge ein Karzinom entdeckt und als „Intervallkarzinom“ (IK) beschrieben. Was sind die möglichen Ursachen? In Deutschland fehlen dazu verlässliche Angaben.

    Methode:

    In einer GP im Ruhrgebiet (Herne) werden seit 2002 alle Vorsorgekoloskopien (VK) systematisch erfasst. Eine erste Auswertung erfolgte 2007.(Hüppe D, et al. ZFG 2008.). Gleichzeitig werden alle Fälle von Intervallkarzinomen (IK) von denjenigen Patienten dokumentiert, die seit 2002 sich einer VK unterzogen haben. Aufgrund von Patientenbindung, einem Recallsystem sowie Netzwerkbildung ist anzunehmen, dass 75 – 90% aller IK ermittelt werden konnten. Die Charakteristika der IK werden mit der publizierten Stichprobe (2008) aus der Praxis verglichen.

    Ergebnisse:

    Zwischen dem 1.10.2002 und 30.6.2017 wurden in der GP 13568 VK (GKV) durchgeführt. Dabei wurden bei 1501 (11,1%) Personen Adenome polypektomiert und 115 Karzinome (0,85%) festgestellt. Bei Kontrolluntersuchungen wurden in diesen fast 15 Jahren bei 34 Patienten mit oder ohne Symptome ein IK (0,25%) identifiziert und behandelt. Bei 18 von 34 Pat. wurde das IK 24 – 60 Monate nach der Indexkoloskopie entdeckt, bei 16 zwischen 72 und 150 Monate. Die IK unterscheiden sich von den Karzinomen, die bei der Vorsorge gefunden wurde bzgl. Alter (72,3 vs. 67,4 Jahre), familiären Risiko (14,7 vs. 9,6%), Geschlechtes (männlich: 56 vs. 39,5%), Lokalisation (prox. des Sigmas: 67,6 vs. 30,4%) und Adenomdektionsrate (47 vs. 28,5%). D Der Anteil schlecht differenzierter (G3-) Adenokarzinome an den IK ist mit 35% hoch.

    Zusammenfassung:

    IK sind in ihrer Mehrheit nicht Folge übersehener Karzinome bei der Indexkoloskopie oder inkompletter Polypektomien, sondern Folge einer „alternativen Tumorbiologie“, die von dem gesetzlich festgelegten Intervall der VK nicht erfasst wird. Diese phänotypische Beschreibung wird aktuell molekulargenetisch überprüft.


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