Einleitung und Ziele:
Die NICE Klassifikation dient der optischen Unterscheidung von Polypen und deren Einteilung
in die Klassen (i) Adenome und (ii) Hyperplasten. NICE basiert auf der Verwendung
von virtueller Chromoendoskopie (NBI). Trotz des Einsatzes der Klassifikation konnte
gezeigt werden, dass die Treffergenauigkeit (Accuracy) der optischen Diagnosen bei
manchen Anwendern gering ist. Essigsäure wird seit langem als zur Chromoendoskopie
im oberen GI-Trakt verwendet. Ob der Einsatz von Essigsäure zur besseren Polypencharakterisierung
im Kolon genutzt werden kann ist bislang nicht bekannt. Ziel dieser Pilotstudie war
es den Einsatz von Essigsäure zur optischen Polypencharakterisierung von Kolonpolypen
zu erproben.
Methodik:
Dies war eine prospektive einarmige Pilotstudie an 55 Patienten. Bei Detektion von
Polypen wurden diese zunächst im HD-Weißlichtmodus (HDWL) charakterisiert. Anschließend
erfolgte das Auftragen von Essigsäure auf die Polypen und eine erneute Charakterisierung
im NBI-Modus (NBI+ES). Alle Polypen wurden reseziert und zur pathologischen Beurteilung
eingesendet, wobei die pathologische Diagnose als Goldstandard diente. Als primärer
Endpunkt wurde die Accuracy bei der optischen Charakterisierung im NBI+ES Modus gewählt.
Sekundärer Endpunkt war u.a. die Abgrenzbarkeit der Polypenränder durch NBI+ES.
Ergebnis:
Insgesamt wurden 62 Polypen detektiert (40 Adenome, 22 Hyperplasten). Die Accuracy
unter NBI+ES lag bei 85,5% gegenüber 80,6% im HDWL Modus (p = 0,45). Bei „high-confidence“
Vorhersagen betrug die Accuracy im NBI+ES Modus 90,2%. Mehr Polypen wurden unter NBI+ES
mit „high confidence“ bewertet, als im HDWL Modus (82,3% vs. 66,1%; p = 0,006). Die
Abgrenzbarkeit der Polypengrenzen gelang unter NBI+ES in 98,4% aller Polypen, gegenüber
75,8% im HDWL Modus (p < 0,001).
Schlussfolgerung:
Die korrekte Charakterisierung von Kolonpolypen gelang unter Verwendung von Essigsäure
in einem sehr hohen Prozentsatz. Essigsäure und NBI scheinen hierbei insbesondere
die Zuversicht der optischen Charakterisierung zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil ist
die bessere Abgrenzbarkeit der Polypenränder durch NBI+ES. Weitere prospektiv randomisierte
Studien müssen zur Verifizierung der Ergebnisse dieser Pilotstudie folgen.