Pneumologie 2019; 73(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1678032
Posterbegehung (P03) – Sektion Pneumologische Onkologie
NSCLC metastasiert, molekulare Treiber
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fallbericht: Metastasiertes atypisches Karzinoid der Lunge mit ALK/EML-4 Inversion und primär gutem Ansprechen auf Alectinib

G Schmidtke-Schrezenmeier
1   Uniklinik Ulm
,
S Feuerabendt
2   Innere Medizin II Uniklinik Ulm
,
C Kropf-Sanchen
3   Universitätsklinikum Ulm, Klinik Innere Medizin II, Sektion Pneumologie
,
W Rottbauer
3   Universitätsklinikum Ulm, Klinik Innere Medizin II, Sektion Pneumologie
,
S Leithäuser
4   Institut für Pathologie, Uniklinik Ulm
,
S Rüdiger
3   Universitätsklinikum Ulm, Klinik Innere Medizin II, Sektion Pneumologie
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Februar 2019 (online)

 
 

    Metastasierte atypische Karzinoide der Lunge sind sehr selten und ihr klinisches Erscheinungsbild sowie ihre Prognose ist sehr heterogen. Derzeit gibt es keine zugelassene zytoreduktive Systemtherapie. Wir berichten von einem 40 jährigen, bisher gesunden Patienten (Nieraucher), der sich mit einer plötzlichen massiven AZ Verschlechterung in unserer Klinik vorstellte. In der Bildgebung zeigte sich eine massive Metastasierung einschließlich multipler symptomatischer zerebraler Metastasen. In der Histologie zeigte sich ein atypisches Karzinoid (TTF1, Synaptophysin, Chromogranin und CD 56 positiv; p 40 negativ; Proliferationsrate Ki-67 25 – 30%; PDL-1 0%.) Immunhistochemisch ließ sich außerdem eine ALK Expression in 80% der Zellen nachweisen. Im Nachgang konnte mittels FISH-Analyse eine ALK-EML4 -Inversion gezeigt werden. Primäres Tumorstadium: cT4N3M1c (cer,hep,lym, oss).
    Der Patient präsentierte sich mit ECOG 2 – 3. Bei der Erstvorstellung im Tumorboard lag die komplette Immunhistochemie noch nicht vor und es wurde die rasche Einleitung einer zerebralen Bestrahlung und eine zytoreduktive Chemotherapie mit Cisplatin/Etoposid empfohlen. Aufgrund des augenscheinlich raschen körperlichen Verfalls wurde vom Patienten sogar eine unmittelbare Hospizversorgung in ernsthafte Erwägung gezogen. Einen Tag vor dem geplanten Beginn der Therapie stellte sich der Patient außerdem mit massiver Flush-Symptomatik in unserer Notaufnahme vor (zwischenzeitlich ECOG 3). Immunhistochemisch wurde eine Alk-Expression berichtet, sodass wir unmittelbar eine Therapie mit Alectinib begannen. Das klinische Befinden besserte sich innerhalb von Tagen bei sehr guter Verträglichkeit der Therapie mit Sistieren der Flush-Symptomatik. Auch bildgebend zeigte sich 4 Wochen nach Therapiebeginn sowohl zerebral als auch an den übrigen Tumorlokalisationen ein massiver Tumorrückgang. Aktuell ECOG 0. Auf eine zerebrale Bestrahlung konnte zunächst verzichtet werden.
    Anhand dieses Falles kann eindrucksvoll gezeigt werden, dass auch bei seltenen Tumoren eine molekularpatholgische Tumocharakterisierung zu empfehlen ist.


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