Hintergrund Seit April 2018 rekrutiert die multizentrische, randomisierte, prospektive klinische Studie „NIV mit Lippenbremse“ Patienten mit schwerer COPD (DRKS00012325). Beteiligt sind 5 Zentren des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL): Forschungszentrum Borstel, LungenClinic Großhansdorf, Thoraxklinik Heidelberg, Medizinische Hochschule Hannover, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck. Geprüft wird eine neue nicht-invasive Beatmung, die die Atemtechnik der Lippenbremse simuliert (Pursed lip breathing ventilation, PLBV). Patienten atmen in der frühen Expirationsphase gegen einen ansteigenden, dann abfallenden Gegendruck, der Air Trapping verringern soll.
Methoden Einschlusskriterien: COPD-Patienten mit NIV, mindestens 20 mbar Inspirationsdruck, keine leistungslimitierenden Komorbiditäten. Nach Randomisierung (1 : 1) erfolgt die Therapie im PLBV-Modus (Vigaro®) oder mit der bestehenden Beatmungstherapie für 3 Monate. Primärer Endpunkt ist die Veränderung der Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest. Erfasst werden Aktivität im häuslichen Umfeld mittels Actigraph®, Lungenfunktion, Lebensqualität, Mortalität und Morbidität über 12 Monate. Bei Verbesserung des Deventilationssyndroms sind die Prüfzentren bei Verordnung der Vigaro-NIV behilflich.
Ergebnisse Die Patienten (bisher n = 12; 60% männlich) waren im Median 59 (IQR=57,5 – 69,5) Jahre alt und wurden mit einem IPAP von 24 mbar (IQR 22 – 26) beatmet. Die Patienten gaben ein ausgeprägtes Deventilationssyndrom nach Maskenabnahme an (im Mittel 8,2 von 10 Punkten auf der visuellen Analogskala), das sich nach 4 Wochen bei einigen auswertbaren Patienten im Interventionsarm besserte. Patienten, die mit dem Vigaro® behandelt wurden, wollten dies am Ende der 3-monatigen Therapiephase weiternutzen.
Schlussfolgerung Die bisher vorliegenden Daten sind aufgrund der kleinen Patientenzahlen nicht aussagekräftig. Die vorliegenden Berichte der Patienten im Interventionsarm lassen jedoch vermuten, dass die NIV mit Lippenbremse als therapeutische Option des Deventilationssyndroms eine Rolle spielen könnte. Es werden aktuelle Daten der Studienpopulation, Grundlagen der PLBV und methodische Aspekte der laufenden Studie berichtet.
