Gesundheitswesen 2019; 81(03): 226
DOI: 10.1055/s-0039-1679254
Vorträge
Fachausschuss GBE und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Kindergesundheitszieleprozess in Berlin: 10 Jahre zielsicher gesund aufwachsen – Ergebnisse des Monitorings 2005 – 2015

S Oberwöhrmann
1   Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Referat Gesundheitsberichterstattung, Berlin, Germany
,
S Bettge
1   Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Referat Gesundheitsberichterstattung, Berlin, Germany
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Publication History

Publication Date:
05 April 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Im Land Berlin wurden 2007 Kindergesundheitsziele unter dem Oberziel „Gesundheitschancen für Kinder und Jugendlichen erhöhen – Benachteiligung abbauen“ in den Handlungsfeldern Bewegung, Ernährung und Sprache beschlossen und 2011 sowie 2016 Auswertungen zum Monitoring vorgenommen, die die Basis für einen sich anschließenden Reflexionsprozess darstellten.

    Methoden:

    Grundlage des Monitorings waren Indikatoren, die aus den Daten der Berliner Einschulungsuntersuchungen und dem Kita-Bereich stammen. Darüber hinaus wurde auch eine Stratifizierung nach Migrationshintergrund und sozialer Lage vorgenommen.

    Ergebnisse:

    Aufgrund des Umfangs des Monitorings können nur exemplarische Ergebnisse aus den drei Handlungsfeldern dargestellt werden. Handlungsfeld Ernährung: die angestrebte Erhöhung des Anteils der Kinder mit Normalgewicht von 81% auf 83% konnte nicht erreicht werden, wenn auch eine gewisse Annährung zu beobachten ist. Die Differenzierung nach sozialer Lage zeigt, dass der Anteil normalgewichtiger Kinder in der mittleren/oberen Schicht über die Zeit ansteigt, während ihr Anteil in der unteren sozialen Schicht konstant bleibt, wodurch die initiale Differenz zwischen den Gruppen von 5,7 auf 7,0 Prozentpunkte ansteigt. Handlungsfeld Bewegung: die u.a. angestrebte Erhöhung des Anteils der Kinder mit einem unauffälligen Test in der Visuomotorik (Auge-Hand-Koordination) von 73% auf 77% konnte nicht erreicht werden. Die angestrebte Halbierung im Unterschied zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund von 12 auf 6 Prozentpunkte wurde hingegen erreicht. Demgegenüber hat die Differenz zwischen Kindern aus der unteren sozialen Schicht und der mittleren/oberen Schicht über die Zeit von 19 auf 25 Prozentpunkte deutlich zugenommen. Handlungsfeld Sprache: Das Ziel einer Verringerung des Anteils von Kindern nichtdeutscher Herkunft mit Sprachförderbedarf (Indikator aus der Sprachstandserhebung in Kitas) wurde nicht erreicht, der entsprechende Anteil blieb über die Jahre bei im Mittel 34% konstant.

    Zusätzlich zur deskriptiven Analyse der Indikatoren im Zeitverlauf wurden multivariate Analysen der Einschulungsdaten zu verschiedenen Zeitpunkten mit den Einflussfaktoren soziale Lage, Migrationshintergrund und Kitabesuchsdauer, kontrolliert für Alter, Geschlecht und Geburtsgewicht durchgeführt. In allen Analysen zeigt sich die soziale Lage signifikant als stärkster Einflussfaktor (OR je nach Zielvariable und Jahr zwischen 1,25 und 4,78; p < 0,001).

    Fazit:

    Die Auswertungen zeigen, dass die gesetzten Ziele mehrheitlich nicht erreicht wurden. Der Abbau sozial bedingter gesundheitlicher Ungleichheiten wurde in vielen Bereichen für Kinder mit Migrationshintergrund erreicht, wohingegen die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten konstant blieben bzw. in einigen Bereichen sogar deutlich zugenommen haben. Vor diesem Hintergrund wird die Erreichung sozial benachteiligter Gruppen auch im Setting Kita weiterhin als eine zentrale Herausforderung angesehen.


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