Gesundheitswesen 2019; 81(03): 235
DOI: 10.1055/s-0039-1679277
Vorträge
Fachausschuss GBE und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheit – Kernkompetenz der Kommunen: 3 Jahre Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“

B Wollenberg
1   Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf, Fachbereich Gesundheitsamt, Marburg, Germany
,
R Reul
1   Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf, Fachbereich Gesundheitsamt, Marburg, Germany
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Publication History

Publication Date:
05 April 2019 (online)

 
 

    Ausgangslage:

    Das Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf bekam im Jahr 2015 den Auftrag einer Neuausrichtung der bestehenden „Gesundheitsregion“. Die Analyse der Strukturen der „Gesundheitsregion Marburg-Biedenkopf“ ergab, dass sich Arbeitsgruppen ohne konkreten Auftrag oder Zielsetzung trafen, die Istanalyse und Stakeholderanalyse vernachlässigt wurde und der „rote Faden“ fehlte. Der Projektleitung fehlte überdies die notwendige Qualifikation in Public Health. In 2016 wurde gemeinsam mit der Universitätsstadt Marburg die Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“ gegründet und durch kommunalpolitische Beschlüsse beauftragt. Das Zielfoto nach der Neuausrichtung lautet nun: Es gibt ein handlungsfähiges und zukunftsfähiges Netzwerk unter fachlicher Koordination des Gesundheitsamtes. Die Kernbereiche Gesundheitsförderung/Prävention und Versorgung werden flächendeckend, qualitätsgesichert, bedürfnisorientiert und wirtschaftlich weiter entwickelt. Folgende Meilensteine wuden erreicht: Die Stelle der Leitung der Geschäftsstelle und Präventionskoordination mit der Aufgabe, eine integrierte kommunale Strategie zur Gesundheitsförderung und Prävention (Präventionsplan) zu entwickeln, wurde im Frühjahr 2016 im Gesundheitsamt neu geschaffen und mit einem Gesundheitswissenschaftler besetzt. Seit 2018 ist zusätzlich eine Stelle für die Versorgungskoordination neu eingerichtet verbunden mit dem Auftrag einen Versorgungsplan mit besonderem Fokus auf den Fachkräftemangel bei Hausärzten, Hebammen/Entbindungspflegern und Krankenpflegepersonal für die Region zu erstellen. Die Partizipation der Fachleute der kommunalen Kooperationspartner einerseits und der Einwohnerinnen und Einwohner andererseits wird erreicht durch:

    • die Neugründung von drei interdisziplinären Arbeitskreisen „Gesund aufwachsen“, „Gesund bleiben“ und „Gesund altern“ und Einbeziehung bestehender Arbeitskreise in das Gesamtnetzwerk

    • jährliche Gesundheitskonferenzen – je eine Präventions- und eine Versorgungskonferenz,

    • durch Bedarfs- und Bedürfnisanalysen in allen Gemeinden und Städten des Landkreises, in Schulen, sowie Bürgerbeteilungsformate wie Gesundheitsdialoge.

    Die drei lebensphasenbezogenen Arbeitskreise haben bis Herbst 2018 je drei kommunale Gesundheitsziele entwickelt. Der Präventionsplan wird von der Techniker Krankenkasse im Programm „Gesunde Kommune“ seit Juli 2017 gefördert. Überdies wurden konkrete gesundheitsfördernde Programme mit einzelnen Krankenkassen und kassenübergreifend auf den Weg gebracht. Lessons Learned. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung und mit externen Kooperationspartnern – auch den Krankenkassen – hat sich wirkungsvoll verbessert. Gesundheitsziele partizipativ zu entwickeln erfordert Qualifikation und Instrumente für Moderator*innen und Mitglieder der AKe. Der kommunale Präventionsplan macht Ziele und Spielregeln im Netzwerk sichtbar und sorgt für Transparenz und Information.


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